Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. In diesem Teil von „Familienklima“ geht es um Feuerwerk an Silvester und die Folgen.

Um gar nicht erst in den Verdacht zu geraten, irgendwem irgendwas mies machen zu wollen, erscheint diese Kolumne erst nach Silvester – wenn sich die Gemüter wieder etwas beruhigt haben. Denn neben der Frage, ob wir ein Tempolimit auf der Autobahn brauchen, teilt gefühlt kaum ein anderes Thema die Deutschen in zwei Gruppen, die sich unversöhnlich gegenüber stehen: auf der einen Seite die, die teils hunderte Euros in die Luft jagen; und auf der anderen Seite die, die dem Ganzen aus guten Gründen gar nichts abgewinnen können.

Richtig: Es geht ums Feuerwerk an Silvester, um Böller und Raketen. Auch das Jahr 2024 wurde vielerorts wieder traditionell mit viel Knallerei begrüßt, besonders in den größeren Städten. Gehört das einfach dazu, ist es ein Teil der deutschen Kultur? Oder ein Brauch, der weg kann? Klar, beide Seiten wähnen die besten Argumente auf ihrer Seite. Sieht ja auch schön aus, wenn die Raketen in die Höhe ziehen und in bunten Farben explodieren. Und wer hat nicht in jüngeren Jahren ausprobiert, was eigentlich passiert, wenn man den Böller im Gullydeckel versenkt?

Haustierbesitzer sprechen sich gegen Böllerei an Silvester aus

Doch es gibt gute Gründe, zumindest nach der Pubertät, Vernunft in Sachen Feuerwerk walten zu lassen. Haustierbesitzer können ein Lied davon singen. Unsere 18-jährige Katze bekommt das Geknalle nicht mehr mit, sie ist seit einiger Zeit taub und schläft ohnehin die meiste Zeit. Aber für andere Tiere, ob Haus- oder Wildtiere, bedeuten laute Knallgeräusche Stress pur. „Es ist auch nicht so, dass sie sich daran gewöhnen. Unter Umständen wird die Panik jedes Jahr größer“, zitiert die Tagesschau Barbara Kohn vom Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin.

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Auch Eltern von kleinen Kindern dürften in der Mehrheit nicht zu den großen Feuerwerk-Fans gehören. Unsere Fünfjährige hat zum Glück einen tiefen Schlaf. Aber das gilt bestimmt nicht für jeden/jede. Und dann sind da noch die Feinstaub-Belastung, die große Menge an Müll und die Leute, die an Silvester mit Verbrennungen, Augenverletzungen oder Hörschäden in die Krankenhäuser eingeliefert werden müssen. Alles Gründe, um zumindest für Einschränkungen beim Böllern zu plädieren.

Aber dieser bunte Himmel an Silvester – das hat ja schon was. Und es gibt durchaus Ecken in Deutschland, da bleibt der Himmel dunkel. Den Jahreswechsel 2022/23 hatten wir als Familie in der Rhön verbracht, recht einsam. Ein paar Häuser standen schon um uns herum, aber viele waren es nicht. Nicht eine Rakete erhellte an Silvester den Himmel, keine Knallerei, nichts. Das war schon ungewohnt.

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