Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. In dieser Folge von „Familienklima“ geht es um die Frage, wie man mit Kindern über Krieg spricht.

„And we have just one world, but we live in different ones“ – an diese Textzeile aus dem Lied „Brothers in Arms“ von den „Dire Straits“ um den Gitarrenvirtuosen Mark Knopfler muss ich dieser Tage oft denken. Der Krieg in der Ukraine, der blutige Konflikt im Nahen Osten – da darf man sich schon die Frage stellen, warum wir offenbar in verschiedenen Welten leben, obwohl wir nur eine haben. Und wenn wir Erwachsene uns schon schwertun mit der Frage nach dem Warum und mit dem Verstehen von etwas, das kaum zu verstehen ist, was macht das dann erst mit den Kindern?

Denn ganz fernhalten, das Thema vollständig ausklammern, das geht in der Familie schwerlich. Der 13-Jährige ist im Internet unterwegs, bekommt natürlich am Rande mit, was wo in der Welt passiert. Die Fünfjährige geht in den Kindergarten und damit – sollte man meinen – noch in eine „heile Welt“. Aber es gibt auch dort erste Berührungspunkte, etwa mit Kindern aus Familien, die aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine geflüchtet sind; die der Terror der russischen Angriffe aus ihrer Heimat vertrieben hat.

Wie kann man mit Kindern über den Krieg sprechen? Unicef gibt Tipps

„Sie ist hier in Sicherheit“, ist ein Satz, den unsere Tochter immer dann sagt, wenn es um ein Kind in ihrer Gruppe geht. Fünf Worte, die fassungslos machen. Gerade Kinder sollten überall auf der Welt in Sicherheit sein. Dass sie es nicht sind, sondern in der Ukraine, im Gaza-Streifen und an vielen anderen Orten zwischen die Fronten geraten, ist ein furchtbares Versagen von Erwachsenen. Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, schätzt, dass sich mehr als 40 Millionen Kinder weltweit auf der Flucht befinden.

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Unicef hat dankenswerterweise mithilfe einer Kinderpsychiaterin zusammengefasst, wie Eltern mit ihren Kindern über Krieg sprechen sollten. Die fünf Tipps gibt es im Internet unter www.unicef.de/informieren. Ein wichtiger Punkt dabei: keinen Platz für Fantasien lassen. „Nichts ist schlimmer, als die Kinder ihren Fantasien zu überlassen, denn wenn sie keine Erklärung bekommen, blühen Fantasien und Ängste“, heißt es dort.

Im Krieg gibt es nur Verlierer. „We‘re fools to make war“, heißt es dazu in „Brothers in Arms“. Wir sind dumm, Krieg zu führen – wie wahr. Der melancholische Song der „Dire Straits“ gilt als Antikriegslied, Mark Knopfler schrieb ihn in den 80er Jahren unter dem Eindruck des Falkland-Krieges zwischen Argentinien und dem Vereinigten Königreich. Damals starben etwa 900 Soldaten im Kampf um eine Inselgruppe, die kleiner als Thüringen ist und von 3000 Menschen bewohnt wird. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Menschen in verschiedenen Welten leben – obwohl wir nur eine haben.

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