Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. In dieser Folge von „Familienklima“ geht‘s um eine Idee, die Schule machen sollte.

Anfang August wird’s ernst für unsere noch Fünfjährige: Statt in den Kindergarten geht’s dann in die Schule. Der Ranzen ist längst besorgt, die Einladungen für die Einschulungsfeier sind verschickt (oder zumindest angekündigt). Die Vorfreude ist riesig – ein Gefühl, das erfahrungsgemäß nicht über die gesamte Schullaufbahn aufrechtzuerhalten ist, wie der Blick ein Zimmer weiter zum großen Bruder offenbart.

Da wird längst geflucht, ganz generell, aber aufgrund unbeliebter Fächerkombination über einige Schultage besonders. Und ehrlich: Für eine überzeugende Antwort auf die Frage, wozu man das eine oder andere Fach in der achten Klasse eigentlich noch brauche, fehlen mir hier und da die Argumente. Auch wenn die (nicht vorhandene) Motivation eines 14-Jährigen nicht ausschlaggebend sein darf, sollte doch die Frage erlaubt sein, ob der Fächer-Kanon der Schulen noch dazu geeignet ist, die Kinder und Jugendlichen auf die zu erwartenden Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Aufklärung ist der erste Schritt in puncto Nachhaltigkeit

Bei einer Veranstaltung im Braunschweiger Trafo-Hub vor einiger Zeit zu einem anderen Thema machte Ralf Utermöhlen, promovierter Chemiker und zugelassener Umweltgutachter, im Nebensatz einen Vorschlag, der hängen blieb: Nachhaltigkeit sollte in allen Schulfächern ein großes Thema werden. Oder einfach gleich ein eigenes Fach. Den Lehrermangel und die sonstigen Defizite des deutschen Schulsystems mal beiseite gelassen: Das sollte unbedingt passieren!

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Die nächste Generation beschäftigt sich schon jetzt vielmehr mit Nachhaltigkeitsthemen – und die Herausforderungen werden ja nicht kleiner, sondern größer. Der Planet heizt sich mehr und mehr auf, es müssen Lösungen gefunden werden, um Problemen wie der steigenden Müllmenge, der Nahrungsproduktion für immer mehr Menschen, den Verteilungskämpfen um fossile Rohstoffe oder der Kohlenstoffdioxid-Belastung Herr zu werden. Aufklärung ist da der erste Schritt – und je eher die erfolgt, desto größer die Chance, dass sich in Zukunft etwas ändert.

Doch ob der Vorschlag je flächendeckend in die Tat umgesetzt wird? Und dann auch noch in der notwendigen Kurzfristigkeit? Vielleicht überrascht uns das deutsche Schulsystem ja mal positiv. Bildung sollte breit vermittelt werden, deshalb haben auch unbeliebte Fächer eine Berechtigung. Aber in der achten Klasse könnten die Jugendlichen vielleicht langsam Pinsel und Tuschkasten gegen den Blick in eine nachhaltige Zukunft eintauschen.

Haben Sie Ideen, Anregungen oder Kritik? Schreiben Sie mir: timo.keller@funkemedien.de.

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