Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. In dieser Folge geht es um eine Einschränkung zum Wohle der Umwelt, die keinen Spaß macht.

„Es ist ja gut, etwas für die Umwelt zu tun, aber...“ Ein beliebter Satzeinstieg, wenn das Gegenüber von der konkreten, gerade diskutierten Umweltschutz-Maßnahme irgendwie nicht so richtig viel hält. Meistens weil sie nervt, weil sie unbequem ist. Und davon gibt‘s durchaus einige. Immer wieder Thema bei uns in der vierköpfigen Familie: die Strohhalm-Frage.

Die Frage hätte man sich schon viel früher stellen können – oder sogar müssen. Denn Strohhalme aus Plastik, aus dem sie früher nun mal zu 99,9 Prozent waren, sind ein Graus für die Umwelt. Ein Wegwerfprodukt, das wenige Minuten genutzt wird, aber mehr als 400 Jahre braucht, um sich zu zersetzen. Ein Wahnsinn! Aber einer, über den früher nicht nachgedacht wurde. Zumindest in unserer Familie nicht.

Spätestens seit Juli 2021 steht die Strohhalm-Frage aber im Raum. Da verbot die Europäische Union Einwegprodukte aus Plastik. Seitdem sucht die Familie die beste Alternative zum Kunststoff-Röhrchen. Zu Hause fiel die Materialwahl auf Edelstahl. Bruchfest (bei uns ein wichtiges Argument...), spülmaschinengeeignet und gesundheitlich unbedenklich. Andere Familien setzen auf Glas oder Bambus, ergab eine nicht repräsentative Umfrage im Bekanntenkreis.

Eine Sorte Strohhalme sind ein No-Go

Ein No-Go bei uns sind Strohhalme aus Pappe. Die Vierjährige kaut so lange darauf herum, bis sich das Ende praktisch auflöst, und findet‘s dann selbst „voll eklig“. Und wer schon mal versucht hat, einen Milchshake durch ein Pappröhrchen zu saugen, kann ihr da eigentlich nur zustimmen. Meine Frau bestellt im Restaurant ihre Getränke inzwischen gleich ohne Strohhalm. Der eine oder andere Kellner zieht die Augenbraue hoch. Aber verdurstet ist sie noch nie.

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Ein weiteres Argument gegen Papp-Strohhalme: Sie enthalten oft Schadstoffe, wie unter anderem die Verbraucherzentralen berichten. Sie berufen sich auf Untersuchungen in den USA, der Schweiz und in Stuttgart. Demnach geben Papp-Strohhalme beim Trinken Chlorpropanole ab, die krebserregend wirken. Das liege daran, dass Lebensmittelverpackungen aus Papier gesetzlich nicht streng genug geregelt seien. Kaum zu glauben.

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Bleiben als wirkliche Alternativen Glas, Bambus und Edelmetall. Jede Variante hat so ihre Vor- und Nachteile. Glas ist bei kleinen Kindern eine Gefahrenquelle, Bambus ist weder spülmaschinenfest noch geschmacksneutral, Edelmetall hat durchaus einen metallischen Beigeschmack und ist nicht einfach recycelbar. Die Strohhalm-Frage ist somit ein perfektes Beispiel dafür, dass ein nachhaltigeres Leben durchaus unbequem sein kann. Leichter war die Welt mit den bunten Plastikröhrchen.

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