Braunschweig. Monika Fritzke und Inka Schlaak unterstützen im Braunschweiger Lukaswerk Partner, Kinder oder Eltern von Suchtkranken.

Das ist kein planbares Ehrenamt. Keines, das sich für zwei oder drei Stunden die Woche in den Terminkalender schieben lässt. Wenn bei Inka Schlaak an Silvester mittags das Handy läutet und sie schon aus der Stimme des Anrufers die Verzweiflung heraushört, klinkt sie sich erstmal für zwei Stunden aus ihrem eigenen Familienleben aus, um zuzuhören, Tipps zu geben, beiseite zu stehen. Gemeinsam mit Monika Fritzke leitet die 50-Jährige im wöchentlichen Wechsel im Braunschweiger Lukaswerk die Gruppen für Angehörige von Suchtkranken. „Wir sind immer erreichbar“, bestätigt Monika Fritzke. „Wenn man Verantwortung übernimmt, dann bis in die letzte Konsequenz. Es geht nicht anders.“

Schon die Zahl ist beachtlich: 9000 Angehörige von Suchtkranken – Partner, Eltern, Kinder, Freunde – haben in den vergangenen elf Jahren die Gruppen der beiden ehrenamtlichen Suchkrankenhelferinnen besucht. Worum es vor allem geht: die Angehörigen zu entlasten von ihren Schuldgefühlen, ihrer sich selbst aufgebürdeten Verantwortung, ihrer Ko-Abhängigkeit und Verstrickung im Netz von Lügen, Vertuschung und sozialem Rückzug.

Zwei Jahre blieben Angehörige im Schnitt in der Gruppe. Ob es sich beim Suchtmittel um Alkohol, Drogen oder Spiele handelt – die Not der Angehörigen ist stets die gleiche.

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Was Monika Fritzke und Inka Schlaak antreibt? Die Antwort ist einfach: Die beiden kennen selbst das Leben mit einem Suchtkranken. „Für meine Mutter und mich wäre es gut gewesen, hätte es in meiner Kindheit ein solches Angebot gegeben“, sagt Monika Fritzke (54). „Ich bin eine Überlebende. So empfinde ich das“, ergänzt Inka Schlaak. „Die Gruppe ist für mich auch eine Art Selbstschutz, nicht selbst wieder in alte Muster zurückzufallen.“

Ihre Botschaft, ihr Rat an Angehörige: Sie sind keine Retter, sie sind nicht verantwortlich. „Loslassen ist wichtig – ohne fallenzulassen.“ Was das bedeutet? „Ich biete meine Unterstützung und Nähe an, aber ich sage deutlich: Den Weg in den Abgrund gehe ich nicht mit.“ Helfen durch „Nicht-Hilfe“ lautet eine Devise. Der Abhängige müsse seine Situation selbst erkennen und sich bei Experten Hilfe suchen. Er müsse auch selbst die Konsequenzen tragen, wenn er nicht dazu bereit sei.

Leichter gesagt als getan. Und deshalb sind Monika Fritzke und Inka Schlaak Jahr ums Jahr für Angehörige da. Und das nicht nur in den Gruppentreffen montags und mittwochs, sondern wenn nötig (fast) rund um die Uhr. Ihre privaten Handynummern haben sie öffentlich gemacht – und rufen zuverlässig zurück. „Wir sind eine beratende Gruppe“, betonen die Suchtkrankenhelferinnen.

Wenn bei Angehörigen der Knoten platze, sie sich aus ihrer Ko-Abhängigkeit lösten, dann öffne sich damit oft auch für den Suchtkranken – seiner Schutzglocke beraubt – ein neuer Weg. Und die beiden Ehrenamtlichen spüren: Ihre Arbeit lohnt sich.

Fakten:

Namen der Kandatinnen: Inka Schlaak und Monika Fritzke.

Das Ziel: In den Gruppentreffen der Angehörigen von Suchtkranken bieten die beiden ehrenamtlichen Suchtkrankenhelferinnen einen vertraulichen Raum, um über Sorgen zu sprechen und Unterstützung zu erfahren. Gruppentreffen finden jeweils montags und mittwochs von 16.30 bis 19 Uhr im Lukaswerk in Braunschweig, Peter-Joseph-Krahe-Straße 11, statt.

Kontakt: Inka Schlaak, Telefon 0151/22963500, E-Mail inkascklaak@outlook.de, und Monika Fritzke, Telefon 0157/79371609, E-Mail monika.fritzke@web.de