Braunschweig. Die Kandidaten für den Gemeinsam-Preis: Bei „BS hilft BS“ finden sich die Richtigen: Die einen haben ein Problem, die anderen können es lösen.

Wenn Simone Glindemann die sozialen Netzwerke betrachtet, dann beobachtet sie oft so etwas wie Egoismus. Häufig will da jeder nur seine Botschaft unterbringen. Will eigentlich auch einmal jemand konkret helfen und anpacken? „Da hat mir einfach etwas gefehlt“, sagt Simone Glindemann.

Die 51-Jährige schritt zur Tat, wie sie das auch als Selbständige immer tut. Und gründete kurzerhand im sozialen Netzwerk Facebook die Gruppe „BS hilft BS – Braunschweiger helfen Braunschweigern“. Das Besondere: Hier treffen sich Mitglieder, die entweder Hilfe brauchen – oder Hilfe geben können.

Das kann eine Renovierung sein, das kann ein Behördengang sein, das kann die Reparatur einer Waschmaschine sein – oder ein fehlendes Buch, Spiel oder Ersatzteil. Das kann eigentlich sehr viel sein, ergänzt Sascha Pirkowski (40). Der Techniker in der Komödie am Altstadtmarkt dient der Gruppe als Administrator, hilft, wo er kann.

Gemeinsam-Preis 2019 - die Kandidaten

Und so funktioniert die Sache: Wer ein Anliegen hat, kann sich in der Gruppe anmelden. Das gilt auch für diejenigen, die helfen und sich einbringen wollen. Die Hürde für beide Gruppe ist recht niedrig, aber es gibt eben eine, worauf man Wert liegt. Vor der Aufnahme sind nämlich drei Fragen zu beantworten: Woher kommt der oder die Neue, wie kann er oder sie sich in die Gruppe einbringen – und wurden die Gruppenregeln gelesen?

„Wir haben einfach keine Lust auf die falschen Leute“, sagt Simone Glindemann. Und auch so sind seit der Gründung im Oktober 2014 bereits 3700 Mitglieder zu „BS hilft BS“ gekommen. Das Prinzip: „Wir unterstützen uns kostenlos gegenseitig.“

Der Kontakt kommt über die Facebook-Gruppe. Der Rest ist Bürgerengagement. Mit einer kleinen Unwucht: Denn derzeit melden sich viel mehr Leute an, die helfen wollen. Und weniger, die Hilfe benötigen. „Vielleicht trauen sich manche nicht. Das wollen wir ändern“, sagt Sascha Pirkowski.

Tatsächlich ist im sozialen Netzwerk bei „BS hilft BS“ schon eine breite Phalanx der Expertise entstanden. Verantwortliche und Experten sind dabei, die Lösungen kennen. „Wir versuchen, für Kinder aus sozial schwächeren Familien Freizeitaktivitäten zu organisieren.“, so Simone Glindemann.

Und in der Weihnachtszeit gibt es seit 2014 eine Wunschzettel-Aktion. Auch Kleidung wird weitergegeben. Lebensmittel werden gesammelt – und dort hingegeben, wo sie nötig sind. Vieles resultiert schlicht aus den Anforderungen und Möglichkeiten der Mitglieder – und es ist somit zunächst auch immer eine schwankende Basis.

Und klar ist auch: Von den 3700 Mitgliedern ist es immer auch nur ein kleiner Stamm oder harter Kern, der konkret tätig wird und den Engagement-Austausch aufnimmt. Das ist eben die Realität in solchen Gruppen. „BS hilft BS“ könnte deshalb auch noch wachsen, wünscht man sich, vielleicht bis auf 5000 Mitglieder.

Es ist ein Beispiel, wie die Möglichkeiten des Web zum Guten statt zum Pöbeln genutzt werden können. „In Zeiten, in denen die Menschen oft nur an sich denken, finden wir es wichtig, füreinander da zu sein und uns gegenseitig zu unterstützen. Ganz unabhängig von Alter, Geschlecht oder Besitz“, lautet das Credo für Simone Glindemann und Sascha Pirkowski.