Salzgitter. Das Projekt Coexist setzt Zeichen für Toleranz und gegen Fremdenhass. Es ist ein Kandidat für den Gemeinsam-Preis.

Sie treiben ihr Engagement auf die Spitze. Und zwar auf genau 16 Stück. Die Schüler des Kranich-Gymnasiums in Salzgitter-Lebenstedt schnüren einmal im Jahr ihre Wanderstiefel und setzen mit ihrem Projekt Coexist ein Zeichen für Toleranz und gegen Fremdenhass.

Im Seminarfach „Verantwortung in der modernen Gesellschaft“ wurde das Projekt „Coexist“ 2015 ins Leben gerufen. „Damals waren die Flüchtlingskrise und das Aufkommen von Pegida große Themen. Die Schüler überlegten sich einen Weg, dagegen aufmerksam zu machen“, erinnert sich Projektleiterin und Lehrerin Claudia Altmann. Gemeinsam mit ihren Schülern wolle sie in jedem deutschen Bundesland den höchsten Berg besteigen, um auf dem Gipfel ein gemeinsames Foto mit ihrem Schriftzug ein Zeichen für ein friedliches Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft zu setzen.

Der Coexist-Schriftzug, der aus verschiedenen religiösen Symbolen besteht, wurde dank Sponsoren aus Metall hergestellt und in gepolsterten Taschen verpackt auf jeden Gipfel von den Schülern abwechselnd getragen. Vier Touren liegen schon hinter den Schülern und Lehrern. Los ging es 2015 mit einer Handvoll Jugendlicher auf dem Wurmberg im Harz. Im folgenden Jahr verdoppelte sich schon die Teilnehmerzahl auf der Brockentour. 2017 wanderten fast 100 Coexist-Teilnehmer auf die 950 Meter hohe Wasserkuppe. Die vergangene Tour brach alle Rekorde. „Ich musste die Veranstaltung als Demonstration anmelden. Das war eine logistische Meisterleistung“, schmunzelt Claudia Altmann, die mit 350 Schülern in sieben Bussen nach Nordrhein-Westfalen zum Langenberg aufbrach.

Gemeinsam-Preis 2019 - die Kandidaten

„Uns ist es wichtig, den Gipfel nicht mit der Gondel oder ähnlichen Hilfsmittel zu erreichen, sondern die Kinder und Jugendliche sollen sich anstrengen und ihrer Energie nicht nur symbolisch reinstecken. Nur so kann man auch auf dem Gipfel stolz auf seine Leistungen sein“, so Altmann. Ihre Schüler sind mit voller Eifer dabei. „Es war ein besonderes Erlebnis für uns“, berichtet Janne Meineke, der gerne einen der Stahlbuchstaben bergaufwärts trug. „Es ist ja nicht nur eine Last auf meinem Rücken, sondern symbolisch auf unserer gesamten Gesellschaft“, so der Elftklässler. Auch Maja Wiesselmann ging über Stock und Stein für ihr Projekt, das 2016 den Sally-Perel- Preis gewann: „Ich finde das Gefühl, etwas mit und für die Gemeinschaft zu entwickeln besonders gut.“

Auch die Schulleiterin Anke Ilgner unterstützt das an Popularität gewonnene Projekt an ihrer Schule: „Wir haben bei uns mehr als 50 Nationalitäten mit unterschiedlichen religiösen Gruppierungen. Sicher ist an unserer Schule nicht immer eitler Sonnenschein. Aber wenn es drauf ankommt, halten wir alle zusammen.“ Ihr ist es wichtig, nach dem Motto „Leben und Leben lassen“ zu agieren und dass auch andere Kulturen die schulischen Angebote wie Schwimmunterricht oder Klassenfahrten annehmen. „Wir erwarten nicht, dass jemand sein Kopftuch ablegt. Aber wir erwarten Respekt auch unserer Kultur und unseren Menschen gegenüber“, betont Ilgner.

Wo es in diesem Jahr hingeht steht noch nicht fest. Claudia Altmann, Lehrerin für Englisch und Chemie, freut sich besonders, dass viele der über 30 Flüchtlinge an ihrer Schule und ehemalige Schüler mitwandern. Klar ist nur eins, die Zugspitze kommt zum Schluss. „Das wird unser Highlight und dafür müssen wir noch etwas trainieren.“