Wolfsburg. Der Wolfsburger Verein „Bildung für Kinder in Afghanistan“ ist für den Gemeinsam-Preis unserer Zeitung nominiert. Er hat eine Schule gebaut.
Der Wolfsburger Haschem Babory kommt aus einfachen Verhältnissen. Der Sohn eines Händlers wuchs in der afghanischen Provinz Logar auf. Wenn er nachts für die Schule lernte, dann bei Kerzenlicht. Seinem schulischen Erfolg tat das keinen Abbruch: Mit einem Stipendium studierte er in Deutschland, promovierte und fand Arbeit in der Volkswagen-IT. Bildung ist für ihn ein Herzensthema. Deshalb sorgt seine Familie seit drei Jahren mit Freunden der Töchter Devah und Sahra und weiteren Mitstreitern dafür, dass auch im kriegsgebeutelten Afghanistan von heute Kinder eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben erhalten.
Die Wolfsburger haben eine Schule gebaut, im Dorf Ebad Kalah, in dem Haschem Baborys zweite Ehefrau Khatola aufwuchs und in dem Verwandte leben. Das ursprüngliche Ziel war, einen Klassenraum zu bauen, damit die Kinder nicht mehr bei Hitze wie Kälte unter freiem Himmel lernen mussten. Dieses Anliegen hat der Verein „Bildung für Kinder in Afghanistan“ bei Weitem übertroffen. Er musste es auch, weil sich mit den besseren Lernbedingungen die Schülerzahl verdreifachte. Dank Crowdfunding, Benefizpartys und unermüdlichem Netzwerken verfügt die Schule von Ebad Kalah nun über fünf Klassenzimmer. Der Verein ließ vor Ort Tische und Bänke anfertigen, Türen und Fenster einbauen, Tafeln aufhängen, und er engagierte einen Englischlehrer, so dass die 360 Schüler die Weltsprache ab der ersten Klasse lernen. Der Hannoveraner Sternekoch Tony Hohlfeld erkochte beim RTL-Spendenmarathon 1000 Euro für den Verein. Der kaufte davon Schulbücher.
Inzwischen haben sich die Wolfsburger neue, größere Ziele gesetzt: Gerade haben sie für 5000 Dollar ein Nachbargrundstück gekauft, auf dem ein weiteres Schulgebäude für Siebt- bis Neuntklässlerinnen entstehen soll. Denn die Taliban, die in Logar das Sagen haben, schreiben vor, dass ältere Jungen und Mädchen getrennt von einander unterrichtet werden. Ein Traum des Vorstandes ist, irgendwann ein Gymnasium zu errichten. Zugleich erweitert er ständig das Angebot der Grundschule. „Wir wollen eine kleine Schulbibliothek einrichten“, erzählt Devah Babory. Bei einer Weihnachts-Wunschbaumaktion haben ihre Kollegen Atlanten, Sachbücher und Kindergeschichten in englischer Sprache gespendet. Gerade hat der Verein zudem mehrere Exemplare des „Kleinen Prinzen“ geschenkt bekommen. 60 Kilogramm Bücher warten in Haschem Baborys Wohnung auf den Transport nach Afghanistan.
Gemeinsam-Preis 2019 - die Kandidaten
- Wiebke Seifart - engagiert für Wolfenbüttels Jugend
- Renate Baum - vielseitig engagiert für Lengede
- Der Freundeskreis Burg Warberg - Neues Leben für die Wasserburg
- Niclas Lampe - Der starke Organisator der Gemeindejugendpflege in Lengede
- Das Projekt "Die Kunstkoffer kommen" - Braunschweiger Kunstverein Jahnstraße
- Inge Grasenick aus Wolfsburg - Hilfe für Eltern drogenabhängiger Kinder
- Die Landfrauen Meine-Papenteich - Kissen für Brustkrebspatientinnen
- Die Helfer vom Bürgerforum Salder - Engagement für den Heimatort
- Der Verein MOCT - Eine Brücke der Freundschaft mit Weißrussland
- Jürgen Nitsche - sportliche Perspektiven und Teilhabe für Helmstedts Jugend
- Die Jugend- und Auszubildendenvertretung von VW in Braunschweig
- Katharina Mählmann aus Braunschweig – eine Schule für Ghana
- BS hilft BS – Eine Börse der Hilfe im sozialen Netzwerk
- Florian Krause – Benefizkonzerte fürs Hospiz Wolfsburg
- Leon Bischoff – Ein Motor des Stadtjugendrings Wolfenbüttel
- Die Stadtfinder Braunschweig - Kulturelle Spaziergänge
- Die Freiwilligentruppe von Meerdorf und ihr Einsatz für ihren Ort
- Ehepaar Saak und der Arbeitskreis Stolpersteine Schöningen
- Das Projekt Coexist des Kranich-Gymnasiums Salzgitter
- Monika Fritzke und Inka Schlaak bieten Hilfe für Angehörige von Suchtkranken
- Regina Schultz - Teilhabe an Kunst für Menschen mit Behinderung
- Der Wolfsburger Verein "Bildung für Kinder in Afghanistan"
- Sprachschule Baddeckenstedt - Vielseitige Hilfe für Flüchtlinge
- Das Team der Ortsbücherei Braunschweig-Lehndorf
„Bildung sollte für jeden zugänglich sein, vor allem für jedes Kind“, sagt Marc Philip Westphal Martínez. Die Freunde hätten alle einen Migrationshintergrund. Ihre Eltern hätten zum Teil noch die Erfahrung gemacht, dass man auch schlechtere Chancen haben kann. Die Taliban haben übrigens nichts gegen die von Fremden aufgebaute Schule. Einige schicken selbst ihre Kinder dorthin.
Fakten
Name des Kandidaten Bildung für Kinder in Afghanistan
Das Ziel: Nach der Grundschule soll eine weiterführende Mädchen-Schule entstehen
Kontakt: info@bfkia.de