Braunschweig. Die Organisatoren von eigenwilligen Kulturspaziergängen sind überzeugte Netzwerker. Sie sind für den Gemeinsam-Preis nominiert.

Kein Zuschauer weiß, was ihn erwartet. Die Stadtfinder bieten kulturelle Wundertüten. Ort und Akteure sind stets geheim. Nur der Treffpunkt ist bekannt. Wenn die Stadtfinder zum Spaziergang in Braunschweig einladen, sind Überraschungen gewiss. „Wir wollen auf ungezwungene Art und an ungewöhnlichen Orten Künstler und Zuschauer zusammenbringen; Menschen, die sich sonst wohl nie begegnet wären“, erklärt Christian Cordes. Er ist einer der fünf Organisatoren. Mit ihm im Team: Stephen Dietl, Stefan Zeuke, Sara Ibendahl und Jan Engelken.

2014 war Premiere des einzigartigen Vernetzungsformats, das niederschwellig, kostenlos und kreativ Kultur unters Volk bringen will. Anfangs folgten dem Team gerade mal 80 Zuschauer, längst geht die Fangemeinde in die Hunderte. „Das Geheimnis“, hatte Stephen Dietl einst im Interview mit unserer Zeitung erklärt, „liegt vielleicht in unserer Guerilla-Taktik, dem Überraschungseffekt und der ironischen Brechung“.

Sinnlich, witzig, frech. Der Einfallsreichtum der Stadtfinder trägt schräge Züge: Einmal kombinierten sie den Feuerwehrzug Thune mit zwei Rappern aus Wolfsburg; einen Shantychor ließen sie im Nachtclub auftreten, und Till Burgwächter stieg zur Heavy-Metal-Lesung auf die Kanzel der Magni-Kirche. Thema seines Vortrags: Satanismus und die Wahrheit über das Wacken-Festival. „Das war schon sehr speziell“, erinnert sich Cordes lachend. Er freut sich, dass die Stadtfinder Alte und Junge gleichermaßen auf die Beine bringen, Schüler ebenso wie Akademiker. „Das ist immer ein bunter Mix.“

Gemeinsam-Preis 2019 - die Kandidaten

Braunschweigs Kulturdezernentin Anja Hesse hatte die Stadtfinder im Sommer 2016 in den Dienst des jüngsten Lichtparcours in den Dienst gestellt. Während der vier Ausstellungsmonate bespielten sie den Lichtparcours-Kiosk „Bei Pess und Puse“ am Kennedyplatz. Alle 14 Tage lockten sie mit Musik, Speis und Trank haufenweise Leute an und belebten somit einen der ödesten Plätze der Stadt.

Im Reformationsjahr 2017 waren die Stadtfinder mit der „Tetzel-Kiste“ unterwegs. Der Graffiti-Künstler Olf Lupin hatte als Teil des städtischen Begleitprogramms einen Überseecontainer in eine große begehbare Ablass-Truhe verwandelt. Ein offener Ort der Begegnung und der Kommunikation. Mit einer Bar, die von wechselnden Braunschweiger Gastronomen bewirtschaftet wurde, und eine kleine Bühne. Ziel des Projektes war es, zum Nachdenken über die Reformation anzuregen und ihre Bedeutung für die heutige Zeit auszuloten.

Im Mai gibt es den nächsten Spaziergang der Stadtfinder, den nunmehr zehnten. Wer dabei ist, wo es hingeht? „Das wird natürlich auch diesmal nicht vorher verraten“, betont Cordes amüsiert. Wie immer werden der genaue Termin und der Treffpunkt über Facebook bekannt gegeben: www.facebook.com/diestadtfinder.de