Wolfsburg. Im Netz gibt‘s aufgrund von Ladenschließungen viel Häme für die Fußgängerzone. Befürchtet werden noch mehr Friseure und Nagelstudios.

Die Exklusiv-Nachricht von der Deichmann-Schließung im Pavillon in der Porschestraße hat unter den Lesern auf Facebook ein extremes Echo ausgelöst, ebenso wie der Bericht über Laden-Leerstände in der Wolfsburger Fußgängerzone. Viele User beklagen schonungslos nicht nur fehlenden Charme, sondern auch die Zunahme von Billig-Läden, Dienstleistern und Imbissen, die nach ihrer Meinung nichts mit einem Einkaufserlebnis in der Innenstadt zu tun haben.

Fast 200 Leser-Kommentare gab es bis Montagmittag auf den Artikel über die Schließung des Schuhhändlers Deichmann in der nördlichsten Wabe in der Porschestraße, der ab Januar nur noch die Filiale in der City-Galerie betreibt. Und mehr als 200 Reaktionen wie Likes oder ein trauriges Emoji gab es bis dahin. Auch zur Berichterstattung über die Laden-Leerstände gab es schon Dutzende Reaktionen und Kommentare, die sich kritisch zum Zustand der Wolfsburger Fuzo äußern.

Das Deichmann-Schuhgeschäft im Pavillon in der mittleren Porschestraße schließt zum Jahresende. Die Filiale in der City-Galerie bleibt hingegen.
Das Deichmann-Schuhgeschäft im Pavillon in der mittleren Porschestraße schließt zum Jahresende. Die Filiale in der City-Galerie bleibt hingegen. © regios24 | Darius Simka

Leser kritisieren öde Wolfsburger Fußgängerzone und zu wenig Einkaufsläden

Zwar kommt die Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH (WMG) erstaunlicherweise zu einer anderen Einschätzung, wonach sich die Laden-Leerstände in der Porschestraße angeblich insgesamt auf einem niedrigen Niveau befänden. Doch der Eindruck in der Leserschaft ist ein ganz anderer: Sehr viele kritisieren eine Verödung der Einkaufsmeile und befürchten, dass in der 1a-Einkaufslage statt neuer Einzelhändler noch mehr Dienstleister wie Friseure und Nagelstudios oder weitere Gastronomie-Betriebe wie Döner-Läden und Shisha-Bars Einzug halten.

„Wenn das so weitergeht, stirbt die Stadt aus“, fürchtet eine Facebook-Userin. Es sei „sehr trostlos, leer und traurig geworden“. Ein anderer findet einen deftigen Ausdruck für den seiner Meinung nach mangelnden Charme der Einkaufsmeile und fordert: „Da muss deutlich mehr passieren.“ Eine Userin schreibt zu den Billig-Läden: „Um Gottes willen bloß nicht noch einen Ramschladen, davon haben wir hier doch wohl wirklich schon genug! Gute Boutiquen fehlen!“ Einzelne Spaßvögel machen sich lustig, etwa über das Sterben der Schuhgeschäfte: „Wo soll ich jetzt meine Schuhe kaufen? Das ist ja ungeheuerlich!“, lautet ein ironischer Kommentar.

Um Gottes willen bloß nicht noch einen Ramschladen, davon haben wir hier doch wohl wirklich schon genug! Gute Boutiquen fehlen!
Leserin, in ihrem Kommentar auf Facebook

Befürchtet werden in Wolfsburgs Fußgängerzone noch mehr Friseure und Nagelstudios

In puncto Leerstände und Branchenmix gibt‘s viele hämische Kommentare: „Platz für Dönerbude, Frisör und Nagelstudio.“ „Dann bekommt Wolfsburg bald wohl ein paar neue Dönerläden.“ „Super, noch mehr Fressbuden und Frisöre.“ „Hat schon jemand Shisha-Bar gesagt?“

Viele User merken aber auch kritisch an, dass es ja Gründe haben muss, wenn immer mehr Einzelhändler aufgeben und kaum neue nachkommen. Der vom Leiter des Schreibwarenfachgeschäfts Haase beklagte allgemeine Kundenrückgang ist kein Einzelfall. Die Gründe für die gesunkene Kundenfrequenz sind vielfältig, aber der durch die Corona-Pandemie mit den langen Lockdowns befeuerte Online-Handel spielt dabei eine große Rolle. Entsprechend fallen auf Facebook etliche Kommentare aus: „Jeder weiß doch, dass es daran liegt, dass alles online bestellt wird.“ Oder: „Jeder jammert und schreibt, wie es besser laufen würde, aber kauft seine Sachen dann bei Amazon.“

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Leser nennen Online-Handel und Designer Outlets Wolfsburg als Grund für Leerstände

Doch auch das DOW wird als Mitgrund ausgemacht, warum es in der Fuzo nicht mehr so läuft. Es liege „wohl auch daran, dass ein Riesen-Outlet gebaut wurde und sich seitdem nur noch alles dort abspielt“, meint ein User. Ein anderer findet: „Dies hat begonnen mit dem Bau des Outlets.“ Kaum einer habe vorher gesagt, man fahre nach Wolfsburg zum Einkaufen, jetzt heiße es: „Wir fahren ins Outlet.“

Manche machen sich auch Gedanken, wie gegengesteuert werden könnte. Ein Immobilieninvestor, der in Wolfsburg unter anderem schon in der Poststraße aktiv war, merkt an, dass der Pavillon mit Deichmann und weiteren Gewerbemietern auf einem städtischen Erbpachtgrundstück steht, bei dem in wenigen Jahren der Vertrag ablaufe. Und weiter: „Es ist oder war geplant, den Kasten wegzureißen, um die Fußgängerzone attraktiver und offener zu gestalten... Ich finde die Idee nicht verkehrt.“

Nun, ganz so akut ist die Frage von Erbpacht und möglichem Abriss nicht: Nach verlässlichen Informationen unserer Zeitung laufen die Erbpachten in der Wabe noch sechs Jahre. Und die WMG hatte mitgeteilt, dass sich auch das Deichmann-Ladenlokal „in der aktiven Vermarktung“ befinde.

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