Braunschweig. Die Zahl der Leerstände in der Fußgängerzone liegt nach einem Anstieg im Winter wieder auf Vorjahresniveau. Welche Läden und Lokale starten demnächst?
Wie entwickelt sich die Zahl der Leerstände in Braunschweigs Innenstadt? Sorgenvoll schauen viele Menschen auf verschlossene Läden – und manche haben das Gefühl, es werde immer trostloser. Aber stimmt das wirklich?
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Braunschweig Zukunft hat ermittelt, dass in der Fußgängerzone aktuell 23 Flächen leerstehen. Das sind genauso viele wie vor einem Jahr. Eine gute Nachricht aus Sicht der Innenstadtkaufleute, denn im Winter 2021/22 war die Zahl der Leerstände zwischenzeitlich auf 29 gestiegen. Offensichtlich gilt die Innenstadt also nach wie vor als attraktiver Standort.
Drei Beispiele aus den vergangenen Monaten: Die Bio-Supermarktkette Alnatura ist im Juli in die große Fläche des ehemaligen Reno-Schuhgeschäfts an der Friedrich-Wilhelm-Straße eingezogen – der zweitgrößte Alnatura-Markt bundesweit. Die dänische Kette „Søstrene Grene“ (Wohnaccessoires) hat am Damm ihre zweite Filiale in der Innenstadt eröffnet. In den Räumen waren zuvor lange Zeit Schuh-Kay und kurzzeitig auch das Görtz-Outlet zu finden. Außerdem hat sich das Modegeschäft Brax vergrößert und ist vom Kohlmarkt an die Münzstraße Ecke Damm gezogen, wo Gina Tricot vor zwei Jahren eine Lücke hinterlassen hatte.
Neu in der Braunschweiger Innenstadt: Sushi, Pasta und Wein
Auch gastronomisch hat sich manches verändert: In der Neuen Straße betreiben Gastronominnen aus Hannover seit Juni die Sushi-Bar Soshe. An der Stephanstraße gegenüber der Karstadtspindel haben zwei Braunschweiger ebenfalls im Juni die Vinothek Tomrobins in einem früheren Friseurladen eröffnet. Und in der ehemaligen Fleischerei During an der Poststraße nahe am Kohlmarkt ist kürzlich „Pasti & Pasta“ eingezogen.
Weitere Geschäftseröffnungen sind in Aussicht: Im Handelsweg startet eine Braunschweigerin bald ein Schuhgeschäft mit Barfußschuhen für Kinder – bis Ende 2021 hatte dort „Fifty Fifty“ Second-Hand-Kleidung angeboten. Im ehemaligen Maredo-Steakhaus an der Langen Straße soll demnächst ein asiatisches Barbecue-Restaurant einziehen, der Umbau läuft bereits. Und im ehemaligen Esprit-Bekleidungsgeschäft am Kohlmarkt will der Betreiber des Italian’s im Schlosscarree einen zweiten Standort eröffnen: „Eat. Grill & Bar“.
Braunschweigs Innenstadt: Leerstände und neue Läden
Eröffnung von zwei Supermärkten steht noch bevor
Für Herbst kündigt der Go-Asia-Supermarkt die Eröffnung im Konrad-Koch-Quartier an. Und nicht zu vergessen: Auch der Welfenhof wird jetzt nach Jahren der Ungewissheit modernisiert. Die überdachte Passage ist bereits verschwunden. Neuer Ankermieter soll ein Supermarkt sein – damit entsteht ein erstaunlich großes Lebensmittel-Angebot in der City.
Außerdem zieht es auch Kunst und Kultur in die Innenstadt: Im ehemaligen Riptide im Handelsweg (inzwischen im Magniviertel zu finden) bietet der Verein 0rplid seit dem Frühjahr Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Diskussionen und einiges mehr an. Und am Waisenhausdamm haben regionale freie Choreographinnen und ein Choreograph die „Tanzkoop“ gegründet und einen Tanzraum eröffnet.
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Depot geht in einigen Monaten
Gegangen sind in den letzten Monaten unter anderem die Modekette Orsay, L’Occitane en provence (Kosmetik) und das Werkhaus (Büro- und Wohnaccessoires) am Damm, ebenso die Telekom am Eingang zur Burgpassage, Flying Tiger (Spielzeug, Accessoires) an der Schuhstraße, die Galeria-Markthalle (Karstadt-Lebensmittel) und Weltbild am Hutfiltern.
Schon beschlossen ist offensichtlich das Aus für Depot am Damm. Zunächst war ein Rückzug im Sommer im Gespräch, inzwischen wird die Fläche (vier Etagen) auf dem Internetportal Immoscout24 ab Februar 2023 als verfügbar beworben. Das Unternehmen äußert sich nicht dazu.
Drei Fragezeichen in Braunschweigs Innenstadt: Burgpassage, Ex-Galeria, Ex-Karstadt
Ungewissheit herrscht nach wie vor bei der Burgpassage. Der Investor Development Partner äußert sich nicht zur weiteren zeitlichen Planung. Tchibo hat die Passage im Mai als letzter Mieter verlassen und ist jetzt um die Ecke am Hutfiltern zu finden. Der Durchgang ist geschlossen. Ursprünglich sollte der Abriss und Umbau zur Burggasse 2018 beginnen.
Unklar ist auch die Zukunft der beiden großen leerstehenden Warenhäuser: Wird das wuchtige Ex-Galeria-Gebäude am Bohlweg abgerissen und damit dem Magniviertel eine ganz neue Anbindung an die Innenstadt ermöglicht – oder wird es umgebaut und neu genutzt? Eigentümerin ist die Volksbank BraWo, konkrete Ankündigungen gibt es noch nicht.
Und welche Perspektive findet sich für das Ex-Karstadt-Haus am Gewandhaus? Gelingt es vielleicht, dort mit einem Umbau und einer neuen, eventuell nichtkommerziellen Nutzung einen Publikumsmagneten zu schaffen? Für die Fußgängerzone wäre das an dieser zentralen Stelle ein Gewinn. Eigentümer ist der Braunschweiger Unternehmer Friedrich Knapp (New Yorker), öffentliche Äußerungen gibt es aber auch hier noch nicht.
49 Leerstände insgesamt in der Braunschweiger Innenstadt
Sowohl die Burgpassage als auch der Welfenhof sind in der Zählung der Fußgängerzonen-Leerstände nicht mit erfasst, andernfalls läge die Zahl sehr weit über 23. In der gesamten Innenstadt, also innerhalb der Okerumflut, hat die Braunschweig Zukunft GmbH 49 Leerstände ermittelt.
Bereichsleiter Sebastian Hallmann erläutert in einer Pressemitteilung: „Die Erfassung und Beurteilung leerstehender Flächen ist nicht immer eindeutig möglich. Der Großteil der Objekte befindet sich in Privatbesitz, in vielen Fällen besteht kein direkter Kontakt zu den Eigentümerinnen und Eigentümern. Von außen ist nicht immer klar ersichtlich, ob bereits eine Nachnutzung absehbar ist.“ Die Zeiten seien nach wie vor herausfordernd, meint er. Insbesondere im Einzelhandel seien verlässliche Prognosen angesichts von Inflation, sinkender Konsumlaune und instabilen Lieferketten schwierig. „Dennoch belegen die aktuellen Zahlen eine Belebung der Innenstadt.“