Braunschweig. Viele Braunschweiger vermissen das Kettenkarussell auf dem Schlossplatz. Warum ist es nicht beim Stadtsommervergnügen?

Jahrmarkt-Attraktionen, Fahrgeschäfte und Buden in der City – schon zum dritten Mal läuft in Braunschweig das durch die Corona-Pandemie und sich daraus ergebende wirtschaftliche Schwierigkeiten für die Schausteller angestoßene Stadtsommervergnügen noch bis zum 14. September 2022.

Braunschweiger Stadtmarketing und Schaustellerverband ziehen hier an einem Strang. Schon mehren sich die Stimmen, die für eine regelmäßige Wiederholung dieses Vergnügens plädieren – und damit auch für eine bessere Planbarkeit für alle Beteiligten.

Schausteller und Braunschweiger Innenstadt – da geht was zusammen

So wird derzeit oft gefragt, warum das beliebte und farbenprächtige Kettenkarussell in diesem Jahr nicht wieder auf seinem Platz vor den Schlossarkaden ist.

Auch zur Auswahl und Mischung des Angebots beim Stadtsommervergnügen gibt es Rückfragen. Wir haben darüber mit Thomas Bronswyk vom Schaustellerverband Region Harz und Heide gesprochen.

Das Stadtsommervergnügen gilt als Erfolg, viele genießen es. Gefragt wird aber auch, wo das beliebte Kettenkarussell vorm Schloss geblieben ist.

Man muss wissen, dass das Stadtsommervergnügen ja in der Corona-Pandemie neu entstanden ist als Hilfeleistung der Stadtverwaltung an die Schausteller. In den ersten beiden Corona-Jahren haben für uns Schausteller ja tatsächlich keine anderen Veranstaltungen stattgefunden. In diesem Jahr ist das jedoch anders, da gibt es auch wieder reguläre Volksfeste.

Und als wir nun den Kettenkarussell-Betreiber fragten, ob er wieder mit von der Partie sein will beim Stadtsommervergnügen, da hatte er bereits andere Veranstaltungen unter Vertrag. Unser Problem war also, dass wir erst sehr spät wussten, ob das Stadtsommervergnügen tatsächlich stattfindet. Entsprechend konnten wir hier schlicht nicht rechtzeitig einen Vertrag anbieten.

Im Interview: Thomas Bronswyk vom Schaustellerverband Region Harz und Heide.
Im Interview: Thomas Bronswyk vom Schaustellerverband Region Harz und Heide. © archiv | Birgit Wiefel

Wie geht es besser?

Wenn wir halt wüssten, dass das Stadtsommervergnügen eine wiederkehrende Veranstaltung ist, durchaus auch zu einem anderen Termin und durchaus auch nicht über einen so langen Zeitraum von vier Wochen wie jetzt, dann gäbe es mehr Planungssicherheit.

Wir haben das in diesem Sinne bereits der Stadt angeboten, sind gern bereit, einen Schritt zurück zu machen, weil wir natürlich auch wissen, dass es Geräuschbelästigungen gibt, Lichtemissionen und mehr. Zehn bis 14 Tage in der Innenstadt – das könnten wir uns vorstellen. Aber ist ist schon unser Wunsch, dass es eine dauerhaft wiederkehrende Veranstaltung werden kann.

Wie sieht es damit aus?

Wir sind in Gesprächen. Doch das Problem ist dann halt auch, dass die Plätze in der Braunschweiger Innenstadt ja nicht uneingeschränkt zur Verfügung stehen. So gibt es auch Widerspruch und Kritik, nicht jede Nutzung beispielsweise auf dem Schlossplatz findet ungeteilte Zustimmung. Da haben wir schon auch das Gefühl, dass es da Barrieren gibt, die wir nicht überwinden können. Und natürlich gibt es auch bereits etablierte Veranstaltungen, etwa auf dem Kohlmarkt, die natürlich auch ihr Recht haben und behalten. Da muss man fair sein – und ein passendes Zeitfenster finden. Hier führen wir gute Gespräche, auch schon für 2023.

In diesem Jahr scheint der Mix noch etwas beliebig, konzeptlos und versprengt. Was läuft am besten?

Eindeutig das Riesenrad, da passt alles, das ist an der Stelle auch Flair einer Großstadt. Entsprechend gut ist auch die Frequenz. Der Betreiber des Kettenkarussells, das jetzt vermisst wird, war ja auch sehr zufrieden gewesen und hat auch jetzt schon bei uns wieder angefragt: Wie ist der Stand der Dinge für 2023? Da konnten wir noch keine konkreten Zusagen machen – und das ist genau das Problem. Die konkreten Planungen der Schausteller beginnen bereits, und dann kann es wieder passieren, dass wir hören: Wir sind schon woanders. Hier braucht man mehr Sicherheit.

Wie kommt denn überhaupt die Auswahl zustande, wer beim Stadtsommervergnügen dabei ist?

Das Stadtmarketing hat die Auswahl an unseren Schaustellerverband übertragen. Das führen wir auch durch. Aber es gibt natürlich auch für uns Grenzen. Ich nenne ein Beispiel. Der Betreiber der Jaguarbahn – Berg- und Talbahn, wie man sie vom Schützenplatz kennt – würde auch ganz gern einmal beim Stadtsommervergnügen mitmachen. Doch aufgrund der Geräuschkulisse, die dieses Fahrgeschäft verursacht, ist das sicherlich schwierig. Selbst wenn man die Musik abschaltet, bleiben da ja immer noch das Kreischen der Leute und die Fahrgeräusche. Da ist über lange Zeiträume nicht zumutbar. Aber vielleicht wird auch das realistischer, wenn wir zu einem festen, verkürzten Zeitraum kommen.

Alles, was reinkommt, wird mit der Stadt abgestimmt?

Ja, wir machen ein Angebot und stimmen uns ab, auch zum Beispiel über Familienfreundlichkeit.

Warum gibt’s keine Schießbude, wo man mit einem Gewehr eine Plastikblume für die Liebste schießen kann?

Das wäre meines Erachtens kein Problem, beim Magnifest gab’s das ja auch. Aber wir hatten keine Anfrage. Ohnehin haben wir in unserem Schaustellerverband nur noch zwei Schießbudenbetreiber. Und die haben nicht angefragt.

Was könnten Sie sich denn noch so vorstellen?

Warum verknüpfen wir nicht unser Anliegen auch mal mit einer großen Veranstaltung – auch mit Musik und Darbietungen. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass Braunschweig symbolisch an sein altes Messeprivileg anknüpft. Die Braunschweiger Jubelmesse ist über 500 Jahre alt. Daraus könnte man aus Schaustellersicht in Kombination auch mit anderen Eventeinrichtungen doch toll was machen!

Ist das alles realistisch?

Ich habe mittlerweile ein gutes Gefühl. Der Wille ist da. Und den gab es, ganz klar, vor Corona so nicht. Jetzt sieht jeder: Schausteller und Innenstadt, da geht was zusammen.