Braunschweig. Braunschweigs Läden: Jutta Bornemann behauptet sich mit ihrem „Lieblingsladen“ seit 15 Jahren – trotz Durchgangsstraße und Onlinekonkurrenz.

Jutta Bornemann lebt das, wovon viele Frauen träumen: Eine eigene Boutique. Wobei – ihr „Lieblingsladen“ an der Bevenroder Straße in Querum ist keine klassische Boutique. „Schnick & Schnack“ steht als Motto auf der Homepage, oder „Kleines Feines“ und „Für Frauenherzen.“

Kinderarmbänder und Servietten, Holzbretter, Jeans, Blusen, Gürtel, Schmuck, Decken, Handtaschen und sogar Fisch in Dosen aus Dänemark. Die verwinkelten Räume, die in dem unscheinbaren Haus ineinander übergehen, sind bis in jede Ecke, jede Fensterbank, jedes Regal, aufwendig dekoriert. „Ich liebe es“, sagt die Chefin. Und das seit 15 Jahren.

„Am Anfang war es schwer“

Wie funktioniert der Erfolg mit so einem kleinen Laden, auf dem Dorf, an einer Durchgangsstraße, trotz Onlinekonkurrenz? „Am Anfang war es schwer“, räumt Jutta Bornemann ein. Die ersten anderthalb Jahre hat sie mühsam um jede Kundin geworben. Auf zahlreichen lokalen Messen und Ausstellungen, wie beispielsweise der Handmade, war sie regelmäßig vertreten, hat immer wieder kleine Werbeanzeigen geschaltet, mal im Programm für Kultur im Zelt, immer in den Heften zum örtlichen Schützenfest.

„Ich habe ganz klein angefangen“, erzählt sie von einem Ladenlokal, das zu Beginn sehr viel weniger Quadratmeter hatte. Ihr Vorteil war, dass sie nicht von ihrem Unternehmen leben musste. Das Familienleben damals war durch den Job des Ehemanns abgesichert. „Sonst wird es schwer“, räumt sie ein, „es ist schon ein Startkapital nötig, um die ersten ein bis anderthalb Jahre durchzustehen.“Das hat sie geschafft. Geholfen hat sicher ihr ausgebildeter Geschmack.

Mode für die erwachsene Frau

Die studierte Modedesignerin verantwortete in Würzburg 18 Jahre lang als Chefdesignerin für große Unternehmen die Kollektionen für die Frau ab 30. „Das ist mein Spezialgebiet“, sagt sie.

Als die Familie nach Braunschweig zog, war sie raus. Mit zwei kleinen Kindern war es nicht möglich, einen Job in Würzburg auszufüllen. „Zum Glück“, sagt sie heute, denn so konnte sie die Zeit mit ihren beiden Jungs genießen. „Aber so ganz ohne Arbeit – das bin ich nicht“, sagt sie. Die Gedanken kreisten immer häufiger um einen eigenen Laden. Und als der Jüngste in die Kita kam, fing sie an.

Gut vorbereitet natürlich, sie fuhr schon Monate zuvor auf Messen, die sie aus ihrer Zeit als Modedesignerin gut kannte, und suchte nach besonderen Stücken. Das funktioniert heute noch so. Die Messen in Hamburg, Frankfurt oder München sind gesetzt, dazu kommen zahlreiche Besuche im Ausland.

Aus Holland und Dänemark hat sie Designer im Programm, „ich lasse mich inspirieren, suche besondere Designer, ausgefallenen Stücke.“ Sie bevorzugt nachhaltige Mode, von der sie weiß, wo und unter welchen Umständen produziert wird. „Das sind dann keine Schnapper“, erklärt sie, warum eine Jeans bei ihr auch schon mal 120 Euro kostet.

„Aber ich habe auch günstige Ware, die sicher in Fernost hergestellt wird“, sagt sie und zeigt Baumwolltücher und Schals zu 12 Euro. „Ich will für alle Kundinnen etwas im Angebot haben“, erklärt sie.

Gemeinsam Feiern und Erleben

Dazu bietet sie eine Art Event-Kultur, die ihren Kundinnen einfach Freude macht: Late Night Shopping mit Canapees, Crustillants, Lachs-Quiche („alles selbst gemacht“) und Prosecco, Adventsausstellungen mit selbst gebackenem Kuchen, Gartenpartys mit der benachbarten Goldschmiedin Katrin Erben und, und, und. Jutta Bornemann ist immer in Bewegung. Und strahlt. Kein Wunder, dass sich ihre inzwischen große Zahl an Stammkundinnen bei ihr wohlfühlt.

„Nicht zu vergessen meine beiden großartigen Mitarbeiterinnen“, lobt die Jutta Bornemann, „Anja und Martina – seit über zehn Jahren sind wir ein Topteam.“ Bis zu Corona. „Wir erholen uns langsam“, sagt die Chefin. Aber es sei längst nicht so, wie es einmal war. „Verhalten“ – beschreibt sie die aktuelle Situation. Aber sie ist zuversichtlich. Kein Ende in Sicht. „Warum auch?“, sagt die 61-Jährige, „ich denke nicht ans Aufhören, es macht einfach zu viel Freude.“

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