Braunschweig. Sümeyra Günaydin hat an der Gördelingerstraße ein Fachgeschäft für das Urban Gardening eröffnet.

Nachhaltige und gesunde Ernährung, mehr Grün in Braunschweig - das Urban Gardening, das Gärtnern in der Stadt, hat Konjunktur. An der Gördelingerstraße hat ein Fachgeschäft dazu eröffnet.

Inhaberin Sümeyra Günaydin zögert mit der Antwort keinen Augenblick: „Ja, ich habe einen grünen Daumen. Aber der ist nicht Bedingung für das Urban Gardening.“ Und weil das so sei, habe sie den Schritt gewagt, sich mit 34 Jahren noch einmal beruflich zu verändern.

Denn eigentlich ist sie Designerin. Studium an der HBK. Acht Jahre Berufserfahrung. In Amsterdam ein Schlüssel-Erlebnis: „Ein Kollege kündigte, weil er sich für die nachhaltige Stadt einsetzen wollte. Das fand ich irre mutig.“ Bis zum Jahr 2020 hat es gedauert, ehe Günaydin ebenso mutig wurde: „Ganz klassisch: Erst ein Online-Shop, um zu prüfen, ob die Geschäftsidee überhaupt trägt und jetzt Annes Garten.“

Erde benötigt man nicht unbedingt, um Pflanzen vorzuziehen. Das kann auch in Schalen mit Nährstoffpads geschehen.
Erde benötigt man nicht unbedingt, um Pflanzen vorzuziehen. Das kann auch in Schalen mit Nährstoffpads geschehen. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Anne, Türkisch für Mutter. Denn ihre Liebe zum Grün, die habe sie von Mutter und Großmutter. Sie sind ihre Vorbilder. Denn ob Garten oder Balkon – ihr Zuhause sei stets grün gewesen. Daraus wurde eine Geschäftsidee. Was sie an der Gördelingerstraße zum Verkauf auswählt, muss jedoch mit Bedacht ausgewählt werden.

Das Angebot muss sorgsam ausgewählt werden

Knapp zwei Meter ist die Schaufenster-Fläche breit. 23 Quadratmeter das Geschäft groß. Klar darum: „Hochbeete verkaufe ich natürlich nicht. Das überlasse ich besser Baumärkten“, sagt sie und lacht. Wobei sie Baumärkten zutiefst dankbar sei: „Schauen Sie mal in die Prospekte: Ob Hochbeet, Terrassenbeet oder kleine Gewächshäuser – es wird riesige Werbung für das Gärtnern auf engstem Raum betrieben.“

Ihr Vorteil sei: Die verbliebenen Nischen seien keineswegs klein. Globalisierung. Das hieße: „Urban Gardening ist ein weltweiter Trend. Überall bemühen sich Züchter, zum Beispiel Gemüse an die Besonderheiten des Gärtnerns in der Stadt anzupassen. Eine Aubergine ist dann eben nur 15 Zentimeter lang. Ist aber auf dem eigenen Balkon gewachsen. Wald-Erdbeeren tragen nicht nur einige Wochen sondern über Monate Früchte.“

Der neuste Trend sei Micro-Green. Erdeloses Gärtnern in kleinen Anzuchtschalen. Nährstoffpads, Wasser, Samen. „Kresse lässt sich zum Beispiel direkt ernten. Andere Pflanzen kann man vorziehen. So lässt sich auch testen, ob älterer Samen noch keimfähig ist.“

Gute Ideen aus der ganzen Welt lassen sich zusammentragen. Denn der Bioabfall-Eimer soll bald ausgedient haben. Aus Japan kommt die Idee, eigene Bioabfälle mit Hilfe von Mikroorganismen zu Dünger für eigene Pflanzen zu machen. Gärflüssigkeit wird zusätzlich zu Flüssigdünger.

Die 10- oder 16-Liter-Eimer sind das Sperrigste, das Sümeyra Günaydin verkauft: „Aber das ist ja das Schöne an einer Lage nahe am Altstadtmarkt: Die Wege zum Bus oder Parkhaus sind nie weit.“ Zudem: „Es wird nur noch einige Wochen dauern und dann beginnt die Saison für das Gärtnern.“