Die Flaggen vor dem Wolfsburger Rathaus und in der Autostadt stehen auf Halbmast: Wolfsburg und die Region trauert um den verstorbenen Ehrenbürger Carl Hahn. An diesem Dienstag fand die Trauerfeier für den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Volkswagen-Konzerns in der Christopherus-Kirche statt.
Die schöpferische Kraft von Carl Hahn auf dieser Welt ist mit seinem Tod im hohen Alter von 96 Jahren erloschen. Aber seine Ideen werden mit dem Gedenken an den Ehrenbürger von Wolfsburg und früheren Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen weiterleben. Mit einer bewegenden öffentlichen Trauerfeier in Wolfsburg wurde er am Dienstag verabschiedet.
Große Anteilnahme in der Kirche Sankt Christophorus
Die Anteilnahme war groß, keiner der 300 Plätze in der Pfarrkirche Sankt Christophorus blieb frei. Die Liste der Trauergäste aus Deutschland und dem Ausland, aus Wirtschaft, Politik und Stadtgesellschaft, spiegelte noch einmal die Bedeutung wider, die Carl Hahn im Leben besaß.
Aus dem Ruhestand in Hildesheim kehrte Prälat Heinrich Günther in seine frühere Gemeinde nach Wolfsburg heim, um das Requiem zu zelebrieren – in der Kirche, in der auch der Verstorbene zu Lebzeiten regelmäßiger Gottesdienstgänger war.
Carl Hahn habe sich in seinem Leben nie um Verantwortung gedrückt, erinnerte Günther. Er sei ein umtriebiger Mensch gewesen, diszipliniert, vernetzt, in der ganzen Welt geachtet und gesuchter Ratgeber. „Ja, wir haben ihn geliebt, und wir haben Gott zu danken, dass er diesen Menschen in unser Leben gestellt hat.“ Günther wies darauf hin, dass Hahn sich auch um die Kirchengemeinde verdient gemacht hatte und dafür mit der St. Christophorus-Medaille geehrt wurde. Dabei blickte er neben dem mit reichlich Blumen geschmückten Eichensarg auf eine Tafel, an der die vielen Orden hingen – Verdienstkreuze, Plaketten und Ehrenzeichen –, mit denen Hahn ausgezeichnet worden war.
Bewegende Abschiedsworte von Tochter Pia Hahn bei der Trauerfeier
Der bewegendste Moment in der knapp zweistündigen Trauerfeier war, als Pia Hahn nach vorne schritt und Abschiedsworte an ihren Vater richtete. Sie dankte in Namen ihrer Brüder und der übrigen Angehörigen, in den Tagen der Trauer habe es viel Zuspruch gegeben von den Menschen der Stadt und von der VW-Familie. Viel hätten sie dabei über Carl Hahn erfahren, Geschichten, die sie noch gar nicht kannten. „Du wärst so glücklich heute, wie dein Lebenswerk geehrt wurde“, sagte Pia Hahn.
Blume: Hahn war der einer der ersten Wolfsburger im Elektro-ID.3
Der Vorsitzende des VW-Aufsichtsrats, Hans Dieter Pötsch, berichtete, wie er 2003, als er mit seiner Frau nach Wolfsburg kam, Hahn kennenlernte. „Insbesondere war es auch Dr. Hahn, der uns mit den Menschen und mit den Gegebenheiten hier vertraut gemacht hat, der uns auch mit seinen Ideen und Initiativen zum Wohle der Gemeinschaft geradezu infiziert hat. Denn darauf legte er allergrößten Wert: dass sich Verantwortliche aus allen Bereichen vor Ort engagieren und sich für das Leben in ihrer Stadt interessieren und einsetzen.“ VW-Vorstandschef Oliver Blume berichtete, Hahn sei einer der Ersten gewesen, der in Wolfsburg den Elektro-ID.3 fuhr, mit der Apple-Watch am Handgelenk. „Bis ins hohe Alter hat er sich für neuste Technologien interessiert. Das hat mich beeindruckt, und ich habe davon gelernt“, bekannte Blume.
Ministerpräsident Stephan Weil rief die Bedeutung von VW für das Land in Erinnerung. Er griff die Worte des Prälaten auf. „Wer Verantwortung für VW übernimmt, der trägt Mitverantwortung für die Menschen in Wolfsburg, in Niedersachsen und darüber hinaus. Carl Hahn hat das beispielhaft vorgelebt. Wir wissen, was er geleistet und Gutes getan hat.“ Zum Abschluss des Gottesdienstes füllte ein Trompeter des Kammerorchesters des Philharmonic Volkswagen Orchestra den Kirchenraum mit der berührenden Melodie „Auld Lang Syne“.
Im Anschluss lud die Stadt geladene Gäste ins Wolfsburger Schloss zu einem Empfang. Dort betonte Oberbürgermeister Dennis Weilmann in seiner Rede: „Carl Hahn war und ist ein großes Vorbild für mich – und sicher auch für viele andere Menschen.“ Der Verstorbene wird seine letzte Ruhe auf dem Waldfriedhof finden, im Grab neben seiner Frau Marisa. Dieser Abschied findet im engsten Familienkreis statt.
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