Wolfsburg. Carl Hahn starb im Alter von 96 Jahren. Einst war er Chef von Volkswagen, doch auch außerhalb des Konzerns war sein Wirken spürbar.

Ruhestand wäre für einen Menschen wie Carl Hahn undenkbar gewesen. Schon zu seiner Zeit an der Spitze des VW-Konzerns hatte er sich mit Fragen der Erziehung beschäftigt. Damals, weil ihn die niedrige Quote der Studenten in Deutschland ärgerte.

Als er dann doch einmal Pensionär war, kümmerte er sich um seine Enkel und stellte fest, dass diejenigen, die in England aufwuchsen, dort schon im Kindergarten ihr Potenzial im Lesen, Schreiben, Rechnen und beim Erlernen von Sprachen entfalteten. „Das beschäftigt mich“, bekundete er 2021 in seinem letzten Interview mit unserer Zeitung, „wie können wir es verantworten, dieses Potenzial nicht zu nutzen, dass die Kinder intelligenter werden, damit sie besser für diese globale Welt gerüstet sind?“

Aus dem Auto- wurde der Bildungsmanager. Ein Pilotversuch mit Hahn als Ideengeber wurde 2007 im Edith-Stein-Kindergarten in Wolfsburg-Reislingen initiiert. Dort wurde die „Early-Birds-Group“ eingerichtet: eine bilinguale Kindergartengruppe für Kinder ab 3 Jahren. 2009 wurde Hahn Schirmherr für die „Saxony International School Carl Hahn“, die in Sachsen mittlerweile 19 Kitas und 16 Grundschulen betreut. Um Hahn zu ehren, wurde 2014 in Wolfsburg die Berufsbildende Schule Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheit nach ihm benannt.

Lesen Sie auch:

Internationale Wettkampffähigkeit des deutschen Nachwuchses

Hahn war ein Mensch, dem zugehört wurde. Seine wiederholten Forderungen nach einer Reform der Kindergärten und mehrsprachiger Bildung riefen aber auch Kritiker auf den Plan. Denn er machte keinen Hehl daraus, dass es ihm letztendlich nicht nur darum ging, wissbegierigen Kindern ein erfülltes Leben zu ermöglichen, sondern dass Deutschlands Nachwuchs für den internationalen Wettbewerb qualifiziert wird. Denn, so seine Überzeugung, nur dies sei ein Garant wirtschaftlichen Wohlstand für alle. Elite und Höchstleistungen waren für Hahn positive Begriffe.

Carl Hahn ist tot, seine Ideen leben weiter und werden von der Familienstiftung mit Tochter Pia Hahn Marocco an der Spitze fortgeführt. Aus Anlass des 95. Geburtstages von Carl Hahn verkündete sie den Start des Klimaschutz-Förderwettbewerbs „My School Goes Green“, der mit 400.000 Euro jährlich dotiert wird. Wolfsburgs Schüler sollen innovative Ideen ausarbeiten, wie sie ihre Schule nachhaltiger und umweltfreundlicher modernisieren wollen.