Wolfsburg. Nach dem Tod des früheren VW-Vorstands und Wolfsburger Ehrenbürger herrscht bei Volkswagen und in der Stadt Wolfsburg Trauer. Das sind die Reaktionen.

Jahrelang führte er den Volkswagen-Konzern als Vorstandschef, stellte die Weichen für den Aufstieg des Wolfsburger Automobilherstellers zum Weltkonzern: Der ehemalige Volkswagen-Chef und Ehrenbürger der Stadt, Carl Hahn, ist am Samstag im Alter von 96 Jahren gestorben.

Bei Volkswagen und in ganz Wolfsburg ist die Trauer groß. „Mit seinem Engagement, seinen zahlreichen Projekten und seinem ehrenamtlichen Einsatz hat Carl Hahn Wolfsburg über mehrere Jahrzehnte mitgestaltet und war ein internationaler Botschafter und Visionär weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die Stadt Wolfsburg ist Carl Hahn in tiefer Dankbarkeit verbunden“, sagte Oberbürgermeister Dennis Weilmann am Sonntag.

Hahn wurde 1926 in Chemnitz geboren. Schon früh führte sein Weg in die Automobilindustrie: Im Alter von 28 Jahren wechselte Carl Hahn zu Volkswagen. 1982 übernahm er als Vorstandsvorsitzender die Leitung des Konzerns.

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„Carl Hahn wird immer ein Teil der VW-Familie bleiben“

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, würdigte Hahn als „Visionär und großartige Persönlichkeit“. Volkswagen und Wolfsburg seien ihm zu großem Dank verpflichtet. „Carl Hahn war, ist und bleibt fester Bestandteil der Volkswagen-Familie“, betonte der Konzernchef.

Auch Gunnar Kilian machte deutlich, dass Hahn „immer ein Teil unserer Familie bleiben wird“. Der VW-Personalchef bekräftigte: „Sein visionäres Handeln im Einklang mit seinem sozialen Engagement haben ihn für die Volkswagen-Familie zu einem ganz besonderen Menschen gemacht. Die Mannschaft verneigt sich dankbar vor seinem Lebenswerk für uns und unser Unternehmen und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“

VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte: „Mit Carl Hahn verliert unser Konzern eine Ausnahmepersönlichkeit. Die Volkswagen-Familie hat ihm viel zu verdanken. Zu den herausragenden Verdiensten Carl Hahns zählt auch das frühe Engagement in Sachsen, wo heute unsere drei VW-Standorte Chemnitz, Dresden und Zwickau auf dem Weg sind, bis 2027 Teil der Volkswagen AG zu werden.“

Carl Hahn im November 2007 in der neu eröffneten Produktion in Kaluga, Russland.
Carl Hahn im November 2007 in der neu eröffneten Produktion in Kaluga, Russland. © dpa (Archivfoto) | Jochen Lübke

Von Flavio Benites, Matthias Disterheft und Christian Matzedda, Geschäftsführer der IG Metall in Wolfsburg, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung: „Im Ringen um Arbeitnehmer-Belange hatten er und die IG Metall sicherlich nicht immer die gleiche Meinung, dennoch hat die Ära Hahn die VW-Geschichte maßgeblich mitgeprägt und ihren Beitrag zum Erfolg des Autokonzerns geleistet. Insbesondere sein Einsatz für die Automobilproduktion in Ostdeutschland wirkt bis heute nach.“

Erinnerungen, Ehrungen und Interviews – Mehr zum Tod von Carl Hahn:

Vielfältiges Engagement Hahns für Wolfsburg

Auch nach seinem Ausscheiden bei Volkswagen – Hahn leitete den Konzern bis Ende 1992 – blieb der gebürtige Chemnitzer Wolfsburg eng verbunden. In einem Interview anlässlich seines 90. Geburtstags sagte er unserer Zeitung: „Wolfsburg war mein Leben, ist meine Heimat und wird es bleiben – ich liebe Wolfsburg.“ In der Volkswagenstadt hinterließ Hahn viele Spuren.

Auf seine Initiative entstand beispielsweise das Kunstmuseum. „Bis zuletzt hat Carl Hahn stets mit großem Interesse und Wohlwollen die Aktivitäten des Hauses unterstützt“, teilte Kunstmuseumsdirektor Andreas Beitin mit. Er ergänzte: „Ich persönlich habe die Treffen mit Carl Hahn immer sehr zu schätzen gewusst, denn mit seinem unfassbar großen Erfahrungshorizont war es immer eine Bereicherung, sich mit ihm auszutauschen. In Anerkennung seiner Verdienste werden wir ihn in größter Dankbarkeit in steter Erinnerung behalten.“

Mit der „Carl und Marisa Hahn-Stiftung“ sowie seinem bildungs- uns sozialpolitischen Engagement unterstützte Hahn zahlreiche Projekte. Seit 2014 trägt zudem die Berufsbildende Schule für Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheit im Schachtweg seinen Namen. Sabine Fredersdorf-Crome, Leiterin der Carl-Hahn-Schule, stellte fest: „Ein Name, der für exzellente Bildung und internationale Beziehungen steht. Carl Hahn war unseren Schülerinnen und Schülern stets sehr verbunden und förderte unsere Schule auf vielfältige Weise. Als Schirmherr des Wettbewerbs ,My School Goes Green’ forderte er die Jugend zum ,Umdenken und Anpacken’ auf.“

Siegerehrung im Rahmen des durch Carl Hahn geförderten Schulwettbewerbs „My School Goes Green“.
Siegerehrung im Rahmen des durch Carl Hahn geförderten Schulwettbewerbs „My School Goes Green“. © Tim Hondke

Hahn förderte auch das Automuseum Volkswagen, war Mitglied im Freundeskreis der Stiftung Automuseum. Dessen Sprecher Martin Gebhardt schrieb am Sonntag an die Redaktion: „Seine Unterstützung für unser Anliegen wird uns künftig sehr fehlen. Wir bedauern, dass Carl Hahn die sich abzeichnende Aufwertung des Museums nicht mehr erleben wird. Mit den geplanten Veränderungen an einem neuen Standort wird, so hoffen wir, aber ein großer Wunsch von Carl Hahn Realität: Die Darstellung der Volkswagen-Geschichte in einem einem Weltkonzern würdigen Rahmen zu ermöglichen.“

Armin Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autostadt, sagte: „Carl Hahn hinterlässt ein Lebenswerk, das seinesgleichen sucht. Wir in der Autostadt – wie ungezählte andere – haben ihn als hilfsbereiten, ungemein freundlichen und nahbaren Menschen erlebt. Es war uns eine Ehre, unsere Leidenschaft für Menschen, Autos und was sie bewegt mit Carl Hahn zu teilen.“

Wegbegleiter nehmen Abschied von Ehrenbürger Hahn

Die Nachricht über den Tod Carl Hahns hat auch viele seiner Wegbegleiter bewegt – darunter etwa Rolf Schnellecke. „Carl Hahn war in der ganzen Welt zu Hause und hat sich trotzdem immer zu Wolfsburg, seiner jahrzehntelangen Heimat, bekannt“, erklärte Wolfsburgs ehemaliger Oberbürgermeister und Ehrenbürger. Er ergänzte: „So kennen ihn die Wolfsburger: Als Mann von hoher Integrität und Ausstrahlung, immer aufrecht und elegant, weltoffen und stets für das Wohl unserer Stadt engagiert. Er war einer von uns und bleibt ein großes Vorbild. Wolfsburg hat Carl Hahn sehr viel zu verdanken. Er hat unsere Stadt bereichert. Mit der Carl und Marisa Hahn-Stiftung hat er ein dauerhaftes Denkmal gesetzt.“

Ehrenbürger Hans-Joachim Throl war Hahn nicht nur durch den Wettbewerb „My School Goes Green“ der Carl und Marisa-Hahn-Stiftungeng verbunden. Throl ist Jury-Vorsitzender des Wettbewerbs: „Ich bin sehr traurig darüber und tief bewegt, dass Carl Hahn von uns gegangen ist, doch auch dankbar, zu seinen engsten Weggefährten gehört zu haben. Mit Carl Hahn ist für mich die bedeutendste Persönlichkeit, die jemals in der gesamten Stadtgeschichte von Wolfsburg hier gelebt und gewirkt hat, von uns gegangen.“

Betroffen zeigte sich auch EhrenbürgerRocco Artale: „Mit Carl Hahn haben wir in Wolfsburg nun einen Weltbürger verloren, dessen Freundlichkeit, Kompetenz, und Engagement für unsere Stadt sehr geschätzt wurde. Es ist mir eine Ehre, dass wir uns kennenlernen durften. In seinem Herzen war er stets mit Italien verbunden.“

Als „Brückenbauer zwischen Volkswagen und Wolfsburg“ bezeichnete Ehrenbürger Udo-Willi Kögler das Wirken Carl Hahns: „Begegnungen mit ihm waren immer gleichermaßen herausfordernd wie inspirierend. Er war ein Weltbürger, der global dachte und lokal handelte“, sagte er.

Stimmen aus der Politik zum Tod Carl Hahns

Auch Wolfsburger Politikerinnen und Politiker äußerten sich am Wochenende zum Tod des Ehrenbürgers. So sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Immacolata Glosemeyer: „Bis zu seinem Lebensende hat sich Carl Hahn für die Menschen eingesetzt. Er hat keine sozialen Unterschiede gemacht, sondern dafür gesorgt, dass sie abgebaut werden. Bildung und der damit verbundene soziale Aufstieg waren ihm immer ein wichtiges Anliegen.“

Die CDU-Landtagsabgeordnete Cindy Lutz meinte: „Seine Jahre an der Konzernspitze gestaltete Carl Hahn mit Hingabe und Verstand. Seine Leistungen waren nicht nur für VW und Wolfsburg prägend, sondern für unsere ganze Region.“

Übergabe der Porträtbüste im Kunstmuseum Wolfsburg: Carl Hahn mit Künstler Ubbo Enninga.
Übergabe der Porträtbüste im Kunstmuseum Wolfsburg: Carl Hahn mit Künstler Ubbo Enninga. © Helge Landmann/regios24 (Archivofoto)

Der PUG-Vorsitzende Andreas Klaffehn machte deutlich: „Mit seinem Tod entsteht ein großer Verlust für die Stadt Wolfsburg. Carl Hahn war Ideengeber und Treiber in vielen Bereichen gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und innovativer Themen, nicht zuletzt lagen ihm Kultur, Bildung und Jugend mit dem Thema Klima am Herzen. Wir trauern nicht nur um die herausragende Persönlichkeit, sondern um einen ganz besonderen Menschen.“

An „inspirierende Gespräche“ erinnerte sich Hans-Georg Bachmann zurück: „In seinem Wirken waren Carl Hahn die Entwicklung Wolfsburgs und vor allem die Bildung der Kinder eine Herzensangelegenheit“, so der Wolfsburger SPD-Fraktionsvorsitzende.

„Er wird uns in Erinnerung bleiben“, betonte auch Ratsfrau Angelika Jahns: „Die Stadt Wolfsburg verliert einen Mitbürger, der trotz seiner herausragenden Stellung immer menschlich geblieben ist. Ein Vorbild mit Charaktereigenschaften, die man als einzigartig bezeichnen kann.“

Marco Meiners, Vorsitzender der FDP-Volt-Fraktion, zum Tod von Carl Hahn: „Ein bewundernswerter Mensch, den ich sehr geschätzt habe, er wird immer einen festen Platz in der Wolfsburger Erinnerungskultur haben.“

Ratsvorsitzender Ralf Krüger sagte: „Sein unermüdliches Engagement für eine bessere frühkindliche und schulische Förderung war ihm eine Herzensangelegenheit. Die persönlichen Begegnungen haben mich stets sehr beeindruckt.“

AfD-Fraktionsvorsitzender Thomas Schlick teilte mit: „Carl Hahn hat herausragendes für die Stadt und den VW-Konzern geleistet und wurde zu Recht hoch geschätzt. Die Stadt und der Konzern werden Carl Hahn sicher immer ein ehrendes Andenken bewahren.“

Falko Mohrs, niedersächsischer Wissenschaftsminister aus Wolfsburg, schrieb: „Ich habe sehr geschätzt, dass er sich neben dem Unternehmen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer auch in der Verantwortung für die Stadt, ihre Kultur, die Bildung und damit die Weiterentwicklung von Wolfsburg gesehen hat.“