Braunschweig. Rechtslage: egal. Laut Schätzungen streifen neun von zehn nach wie vor mit Maske durch den Supermarkt. Eine Umfrage in Braunschweig bestätigt das.

Birgit Knoblich holt tief Luft. „Maske beim Einkaufen? Ja, dazu sage ich gern etwas. Also…“ Doch jetzt kommt eine ältere Frau vorbei, erfasst sogleich das Thema der kleinen Umfrage und keift dazwischen: „Eine einzige Scheiße ist das alles!“ Birgit Knoblich lächelt tapfer, man sieht’s nur in den Augen, denn sie trägt ja das, worum es geht. Dann holt sie wieder Luft und sagt: „Also ich werde weiter mit Maske einkaufen gehen. Ich finde es besser so, einfach sicherer.“

Die kleine Szene vor dem Braunschweiger Einkaufszentrum „Weißes Ross“ am Montagmittag ist typisch für das Thema Wegfall der generellen Maskenpflicht beim Einkaufen. Es ist Zunder dabei, manche Leute regen sich auf. Doch die meisten, die wir ansprechen, kündigen an, ihre Besorgungen auch weiterhin mit Atemschutz zu machen. Lesen Sie auch:Mit oder ohne? Das sagen Wolfsburger zum Ende der Maskenpflicht

Vielerorts müssten sie das nicht tun. Rewe, Lidl, Aldi, Edeka und Ikea, auch Thalia, H&M, Rossmann, dm und Primark, sie alle haben sich dagegen entschieden, per Hausrecht die Maskenpflicht durchzudrücken. Was die kleineren Händler machen, steht noch nicht überall fest. Eine Umfrage aus Bayern legt nahe, dass nur etwa zehn Prozent in ihren Geschäften an der Maskenpflicht festhalten wollen.

Maske tragen gegen Corona-Infektion: Die Mehrheit hat sich daran gewöhnt

Für Alexander Gündermann, Abteilungsleiter bei der IHK Braunschweig, verbindet sich mit dem Befund eine Hoffnung. „Wie auch immer die Händler sich entscheiden – ich hoffe, dass die Kundinnen und Kunden das akzeptieren“, sagt er unserer Zeitung. Der Handelsverband Deutschland betont, es sei immer klar gewesen, dass die Maskenpflicht beim Einkaufen nicht auf Dauer gelten könne und fallen werde, sobald die Lage dies nach Einschätzung von Politik und Experten zulasse.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Stefan Genth, rechnet jedoch damit, dass Masken in Geschäften nach wie vor ein obligatorischer Anblick sein werden. „Wir gehen davon aus, dass die Kundinnen und Kunden eigenverantwortlich handeln und auch weiter beim Einkaufen eine Maske tragen werden“, sagt er der Deutschen Presseagentur. „Die Mehrheit hat sich an die Maske gewöhnt und empfindet diese meist nicht als allzu große Einschränkung.“

Hierzu passen Berichte, dass ersten Eindrücken zufolge 90 Prozent der Kundinnen und Kunden beim Betreten der Märkte die Maske aufsetzen. Nur ganz wenige, so erzählt eine Bäckerei-Angestellte nach ihrer Schicht am Montag unserer Zeitung, hätten demonstrativ ohne Maske den Laden betreten – in einem Fall sogar mit einem Grinsen und dem Spruch „Ist ja nun nicht mehr…“

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Unsere eigene Einkaufs-Umfrage unter Kunden kommt zwar schwer in die Gänge (es ist bemerkenswert, wie ängstlich und „konzernfromm“ in großen Ketten mittlerweile mit der harmlosesten Medienanfrage umgegangen wird), dann aber bestätigt sie den Eindruck Stefan Genths. Der Wolfsburger Wolfgang Böbe sagt: „Nur weil jemand sagt, es sei vorbei, ist es noch nicht vorbei.“ Das „Hin und Her“ der Politiker in Sachen Pandemie ist aus seiner Sicht eh die reinste Katastrophe. „So etwas Chaotisches habe ich noch nie erlebt – und ich bin immerhin 71“, sagt er. Sorgen macht sich Böbe übrigens vor allem um die Jüngeren. Man wisse doch, wie schlimm das sei, wenn eine Covid-Erkrankung bleibende Folgen habe.

„Ich schütze auch mich selbst“

Auch die Braunschweigerin Antje Gohlke vertritt diese Ansicht. „Ich dürfte ohne Maske gehen, aber ich tu‘ es nicht“, sagt sie. Trotz der beschlagenen Brille: „So furchtbar beschwerlich ist es nun wirklich nicht. Ich nehme Rücksicht auf andere und schütze mich selbst.“ Ganz ähnlich ist Doris Zilling in Sachen Mund-Nase-Bedeckung gestimmt. „Der Wegfall der Maskenpflicht kommt eindeutig zu früh“, sagt sie. Und dann beweist sie einmal mehr, wie gut viele Menschen nach wie vor die Pandemie im Auge haben. „Schauen Sie nur nach Sachsen-Anhalt“, sagt sie – mit Blick auf die überdurchschnittlichen Infektionszahlen in der Nachbarschaft.

Umfrage: Das sagen Braunschweiger zur wegfallenden Maskenpflicht

Doris Zilling: „Der Wegfall der Maskenpflicht kommt aus meiner Sicht ganz eindeutig zu früh.“
Doris Zilling: „Der Wegfall der Maskenpflicht kommt aus meiner Sicht ganz eindeutig zu früh.“ © Harald Likus
Birgit Knoblich: „Ich werde weiter mit Maske einkaufen gehen. Ich finde es einfach sicherer.“
Birgit Knoblich: „Ich werde weiter mit Maske einkaufen gehen. Ich finde es einfach sicherer.“ © Harald Likus
Denise Meiselbach: „Ich finde es gut, dass es den Leuten freisteht, zu entscheiden, ob sie Maske tragen.“
Denise Meiselbach: „Ich finde es gut, dass es den Leuten freisteht, zu entscheiden, ob sie Maske tragen.“ © Harald Likus
Wolfgang Böbe: „Das alles ist chaotisch. Nur weil jemand sagt, es sei vorbei, ist es nicht vorbei.“
Wolfgang Böbe: „Das alles ist chaotisch. Nur weil jemand sagt, es sei vorbei, ist es nicht vorbei.“ © Harald Likus
Ingeborg Krause: „Auch meine Kinder tragen noch die Maske. Und ich glaube, sie werden es weiter tun.“
Ingeborg Krause: „Auch meine Kinder tragen noch die Maske. Und ich glaube, sie werden es weiter tun.“ © Harald Likus
Antje Gohlke: „Ich dürfte ohne Maske gehen, aber ich tue es nicht. So beschwerlich ist sie gar nicht.“
Antje Gohlke: „Ich dürfte ohne Maske gehen, aber ich tue es nicht. So beschwerlich ist sie gar nicht.“ © Harald Likus
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Und die Jüngeren? „Ich habe die Maske immer griffbereit“, sagt die Braunschweigerin Denise Meiselbach, die mit einer Freundin unterwegs ist, um einen schönen Tisch auszusuchen. „Aber ich finde es gut, dass es den Leuten freisteht, zu entscheiden, ob sie Maske tragen.“ Ihr persönlich sei es wichtig, dass die Menschen ihr nicht zu sehr auf die Pelle rücken. „Ich halte viel vom Mindestabstand.“ Dieselbe Meinung vertritt Klaudia Husakowska. Sie ist ebenfalls eine junge Frau, die sagt, dass jeder, der will, ja eine Maske tragen könne. Sie jedoch freue sich, das Ding mal wegzulassen. Und sie halte nichts von Regeln, an die sich kaum noch einer halte.

Noch ist die Lockerung frisch. Ob es sein mag, dass sich hier eine Art Generationenkluft auftut? Sie hoffe das nicht, sagt die 88-jährige Ingeborg Krause. „Auch meine Kinder tragen noch die Maske. Und ich glaube, sie werden es weiterhin tun.“ Es gehe dabei ja nicht ums Prinzip. Die Lage sei nach wie vor ernst, glaubt die Seniorin, und schaut einen genau so an. „Wir werden es schon sehen im Herbst.“

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