Braunschweig. Viele Händler appellieren an die Kunden, in den Geschäften weiterhin Maske zu tragen. Verdi befürchtet, dass sich Mitarbeiter mit Corona infizieren.

Die Maskenpflicht im Einzelhandel ist gefallen. Per Hausrecht können Unternehmen anderes vorgeben. Der Kunde kann jedoch in aller Regel selbst entscheiden, ob er Maske trägt oder nicht. Richtig zufrieden scheint mit dieser Regelung in Braunschweig offenbar aber niemand zu sein.

Kein Blatt vor den Mund nimmt Sebastian Wertmüller. Braunschweigs Verdi-Bezirksgeschäftsführer spricht von einer „saublöden Regelung“. Seine Befürchtung ist: „Es wird der Wildwuchs befördert. Stellt man es in das Belieben des Handels, ob Maskenpflicht gilt oder nicht, wird es nicht lange dauern und auch die Kunden werden dieses Recht für sich in Anspruch nehmen.“

Wertmüller hätte sich ein einheitliches System gewünscht. „Zu behaupten, jeder dürfe selbst entscheiden, ob er Maske trägt oder nicht, ist zynisch.“ Er erinnert daran, dass ein hoher Krankenstand dafür gesorgt habe, dass die BSVG viele Fahrten hat ausfallen lassen müssen. „Es geht nicht um die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen. Es geht um die Arbeitsfähigkeit von Betrieben und die Belastbarkeit der Strukturen. Infizieren sich viele Mitarbeiter, kann man nicht einfach ganze Schichten ausfallen lassen, ohne dass dies Folgen für die Unternehmen oder Belegschaft hätte.“

Corona-Maskenpflicht in Braunschweig: „Vernunft und Freiwilligkeit“ statt Pflicht

Eine einheitliche Reglung in Braunschweig, das wäre auch im Interesse des Arbeitsausschusses Innenstadt (AAI) gewesen. Vorsitzender Olaf Jaeschke meint: „Doch wie soll das dem AAI gelingen, wenn es noch nicht einmal dem Bund und den Ländern gelingt?“ Der AAI plädiere an „Vernunft und Freiwilligkeit“. Die Unternehmen der Stadt unterschieden sich, sagt Jaeschke. „Wo große Fläche zur Verfügung stehen und Kunden viel Platz haben, herrschen besondere Bedingungen.“

Am Innenstadt-Rewe wurden die einstigen Masken-Schilder abgehängt.
Am Innenstadt-Rewe wurden die einstigen Masken-Schilder abgehängt. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Von seinem Unternehmen berichtet der Galerist: „Ich werde meine Mitarbeiter ermutigen, weiterhin Maske zu tragen. Und Masken werde ich ihnen auch weiterhin kostenlos zur Verfügung stellen.“

Kunden wie Torsten Munderich wollen auf die Änderungen reagieren: Die Maske sei neben Abstand und Impfungen der wichtigste Schutz: „Darum ist es auch vollkommen richtig, dass die Maskenpflicht in Bus und Bahn weiterhin gilt.“ Das hieße aber auch: „Auf die Maske wird man, je nach Situation, wohl eher in der Woche im Einzelhandel verzichten können. Und an den besucherstarken Samstagen wohl nicht.“

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Andere, wie Thorsten Böttcher, sind rigoros: „Ich werde weiterhin Maske tragen. Der Verzicht heißt, man geht ein gesundheitliches Risiko ein. Und das gilt besonders für alle vulnerabelen Gruppen.“

Braunschweiger Händler gefragt: Fällt die Maskenpflicht zu früh?

Ähnlich auch Reiner Knoll: „Ich werde weiterhin die Maske tragen.“ Knoll ist Vorsitzender des Sozialverbandes Braunschweig, der rund 6000 Mitglieder hat: „Das Thema wird kontrovers diskutiert. Die große Mehrheit der Mitglieder will weiterhin Maske tragen. Ich höre immer wieder: Die Inzidenzzahlen sind noch viel zu hoch. Die Maskenpflicht hätte entfallen sollen, wenn die Inzidenz unter 100 liegt.“

Joachim Wrensch, Inhaber Buchhandlung Graff, meint: „Vor Kurzem hatte Braunschweig noch die höchsten Inzidenzzahlen bundesweit ­– und jetzt fällt dennoch die Maskenpflicht. Das ist wirklich seltsam.“ Er könne sich noch daran erinnern, „dass wir bei einer Zahl von 300 in den Lockdown gegangen sind. Das Fünffache davon scheint nun aber nicht schlimm zu sein.“ Jeder wünsche sich zwar „die Normalität zurück, aber meiner Meinung nach fällt die Maskenpflicht zu früh“.

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Anders als an vielen anderen Geschäften der Innenstadt, wo die Erinnerung an die Maskenpflicht verschwand, hängt bei Graff nun ein neuer Aufkleber an den Türen: Kunden sollten Maske tragen. Wrensch sagt: „Wir werden niemanden rausschmeißen, der keine Maske trägt. Aber wir wollen auch kein Hotspot werden. Den Mitarbeitern stellen wir weiterhin kostenlos Masken zur Verfügung.“

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