„Die Idee, es sei 'nun endlich wieder' die Verantwortung der Bürger gefragt, geht an der wuseligen Realität einer Gemüseabteilung vorbei.“

Das Thema Maske ist ganz schön ausgeleiert. Doch in gewisser Weise geht der Maskenknatsch jetzt erst richtig los. Seit gestern dürfen wir „oben ohne“ einkaufen gehen. Ich persönlich sage: Leider dürfen wir das. Denn zumindest diese Lockerung leuchtet nicht ein. Die Gefahr, sich das Virus einzufangen, ist noch zu groß, als dass der Wegfall der Maskenpflicht gerechtfertigt wäre –auch mit Blick auf die Frage nach der Angemessenheit der zuletzt geltenden Regeln. Und die Idee, es sei „nun endlich wieder“ die Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger gefragt, geht an der wuseligen Realität einer Gemüseabteilung vorbei. Wenn sieben von zehn Menschen weiterhin mit Atemschutz zur Salatgurke greifen, dann spricht das durchaus für die Vernunft der Mehrheit.

Das Problem ist aber: Die drei anderen, die es nicht tun, tragen nicht nur ein höheres Infektionsrisiko. Sondern sie haben auch damit zu rechnen, dass ihnen böse Blicke durch beschlagene Brillengläser dieses – vielleicht ja eigentlich doch gar nicht so bedeutende? – Stückchen Freiheit gleich wieder vermiesen. Zu viele Menschen haben noch viel zu viel Angst, vor dem Herbst und überhaupt.

Und nun? Nun haben wir den Salat. Wir müssen versuchen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, nicht hysterisch zu werden. Und wir müssen unbedingt vermeiden, den Ärger über die Inkonsequenz einer überforderten Pandemie-Politik aneinander abzureagieren.