Braunschweig. Klimagase durch Hunde und Katzen entstehen über die tierischen Anteile des Futters – Forscher: „insgesamt untergeordnete Bedeutung“.

Wieso wird eigentlich nicht der CO2-Fußabdruck der vielen – weitgehend nutzlosen – Hunde und Katzen publiziert?

Dies fragt unser Leser Henning Maushake aus Braunschweig.

Die Antwort recherchierte Andreas Eberhard.

Als Wach- oder Hütehund dienen wohl nur noch die wenigsten Vierbeiner. Und kaum noch Katzen werden wohl gezielt zur Mäusejagd gehalten. Als Nutztiere spielen die Vierbeiner nur noch eine Nebenrolle. Aber sind unsere Haustiere deshalb, wie unser Leser schreibt, „weitgehend nutzlos“? Fest steht: Für viele Menschen sind sie treue Begleiter und fester Bestandteil des Alltages.

Klimabilanz von Hunden und Katzen

Dass es wissenschaftliche Studien zur Klimabilanz unserer Hunde und Katzen gibt, darauf hat uns nun der Spezialist für Tierernährung Prof. Gerhard Flachowsky aus Braunschweig hingewiesen. Und bei dieser Gelegenheit korrigieren wir einen Fehler, der sich auf der Leser-Seite unserer Ausgabe vom Samstag, 19. Oktober, eingeschlichen hat: Dort hieß es, Hunde „verbrauchten“ Kohlendioxid. Heißen müssen hätte es natürlich: Die Vierbeiner verursachen CO2.

In einem gemeinsamen Aufsatz mit seinen Kollegen Karl-Heinz Südekum und Ulrich Meyer in der Zeitschrift „Züchtungskunde“ zitiert Flachowsky Zahlen des US-Forschers Gregory Okin. Demnach sind Hunde für rund 20 Prozent und Katzen für rund 10 Prozent der Emissionen ihrer Besitzer verantwortlich. Dieser prozentuale Anteil bezieht sich auf den Treibhausgasausstoß durch Lebensmittelkonsum. „Obwohl die zum Thema vorliegende Literatur nicht überwältigend ist, stimmen wir der Einschätzung der zitierten Autoren zu“, schreibt Flachowsky.

Ausschlaggebend ist das Tierfutter

Laut dem kalifornischen Nachhaltigkeitsforscher Gregory S. Okin verursacht die Erzeugung von Futter für die Hunde und Katzen in den USA jährlich Emissionen vor allem von Methan und Stickoxiden, deren Klimawirkung 64 Millionen Tonnen CO2 entsprechen.
Laut dem kalifornischen Nachhaltigkeitsforscher Gregory S. Okin verursacht die Erzeugung von Futter für die Hunde und Katzen in den USA jährlich Emissionen vor allem von Methan und Stickoxiden, deren Klimawirkung 64 Millionen Tonnen CO2 entsprechen. © University of California, Los Angeles

Klimagase durch Hunde und Katzen entstehen vor allem über das Tierfutter. In der EU und in den USA nehmen Hunde jährlich im Mittel 76,5 Kilogramm und Katzen 23 Kilogramm Futter (in Trockenmasse) auf. Diese Zahlen zitieren Flachowsky und seine Koautoren. Der Anteil tierischer Produkte im Futter – Hauptgrund für die Emissionen – bewege sich zwischen 45 und 50 Prozent. Dabei bleibe jedoch weitgehend unklar, ob es sich ausschließlich um auch vom Menschen verzehrbares Tierprotein handele oder um sogenannte Koppelprodukte, die bei der Fleischverarbeitung „nebenbei“ anfallen. Dieser Frage ungeachtet kommt der kalifornische Nachhaltigkeitsforscher Okin zum Ergebnis, dass die Erzeugung von Futter für die Hunde und Katzen in den USA jährlich Emissionen vor allem von Methan und Stickoxiden verursacht, deren Klimawirkung 64 Millionen Tonnen CO2 entsprechen.

Je größer das Tier...

Während für Deutschland bisher keine Studie vorliegt, hat das Unternehmen Esu-Services die Ökobilanz von verschiedenen Haustieren für die Schweiz untersucht. Berücksichtigt wurden dabei die Auswirkungen von Fütterung, Behausung, Fäkalien, Pkw-Fahrten und sonstiger Anschaffungen. Wenig überraschend das Ergebnis: „Je größer und schwerer das Tier, desto höher sind die verursachten Umweltbelastungen.“ Besonders schlecht sei die Umweltbilanz von Pferden. Deren Haltung über ein Jahr verursache eine mir einer 21.500 Kilometer lange Autofahrt vergleichbare Belastung. Der Besitz eines Hundes dagegen erhöhe die Belastung gegenüber dem Durchschnittskonsumenten nur um ein Zwanzigstel. Zusammenfassend schreiben die Forscher: „Mit Blick auf die gesamte Schweiz ist die Haustierhaltung von untergeordneter Bedeutung. Sie macht nur etwa 1.2 Prozent der Umweltbelastungen aus, die durch den Schweizer Konsum verursacht werden.“

Globaler Trend zum Haustier

Okin weist aber darauf hin, dass in Entwicklungsländern, vor allem China, ein Trend hin zur Haltung von Haustieren bestehe – und zu hochwertigerem Fleisch als Tierfutter. Die Folge sei: „Durch Haustier-Haltung verstärken sich noch, global betrachtet, die Umweltschäden, die durch menschliche Ernährung verursacht werden.“

Weniger Tiere, mehr pflanzliches Futter

Als Alternativen gelten laut Flachowsky eine Verringerung der Tierzahlen, kleinere und leichtere Tiere sowie der Übergang zu mehr pflanzlicher Nahrung. Im gemeinschaftlichen Aufsatz schreiben er und seine Kollegen: „Derartige Empfehlungen sind zu begrüßen; umweltrelevante Effekte werden jedoch dadurch nicht oder kaum messbar sein.“