Braunschweig. Auch eine 60-köpfige Fußgruppe wird dabei sein. Ihr Motto: „Karneval*Diversity“. Die Wagen sollen auch nach dem Umzug in der Stadt präsent sein.

Studierende der Technischen Universität Braunschweig und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig starten wieder gemeinsam beim Schoduvel, dem Braunschweiger Karnevalsumzug. Wenn die Narren am 19. Februar durch die Straßen ziehen, werden von ihnen zwei Motivwagen und eine 60-köpfige Fußgruppe dabei sein. Wie die TU mitteilt, geht es um das große Thema Diversität.

„Seit Wochen sägen, nähen, schweißen, kleben und malen die Studierenden im Institut für Architekturbezogene Kunst (IAK) der TU Braunschweig und dem Institut für Performative Praxis, Kunst und Bildung (IPKB) sowie dem Transformation Design der HBK Braunschweig, damit Wagen, Kostüme und Choreographien rechtzeitig zum Schoduvel fertig sind“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Alle wichtigen Infos zum Schoduvel finden Sie hier: Zugweg, Ablauf, Parkplätze

Studierende in Braunschweig: „Wir wollen stereotype Bilder auflösen“

48 Buchstaben und Zeichen haben die Studierenden laut der TU auf große Holztafeln gemalt, in drei Typografien, die sich nur durch feine Nuancen unterscheiden. Aus Schubladen einer überdimensionalen Kommode des HBK-Motivwagens tragen demnach „merkwürdige Gestalten“ die Buchstaben zum Display auf dem Wagen des Instituts für Architekturbezogene Kunst.

„Auf dem Weg zu dem riesigen Scrabble-Regal entstehen in marschierendem Tanz der 60-köpfigen Fußgruppe immer wieder neue Wörter und Sinnzusammenhänge: Verständliches und Unverstehbares, lesbare Wörter, sinnbefreite Laute. Dadaistisches wird über eigens hergestellte Trichter in die Menge skandiert.“

Während einer langen Jurysitzung mit Studierenden und Lehrenden beider Hochschulen seien Modelle und Entwurfszeichnungen zum „Karneval*Diversity“ präsentiert und debattiert worden.

Studierende des Transformation Design stellen den Motivwagen der HBK für den „Karneval*Diversity“ 2023 fertig. 
Studierende des Transformation Design stellen den Motivwagen der HBK für den „Karneval*Diversity“ 2023 fertig.  © Brigitte Kosch/HBK Braunschweig

Das Ziel: Stereotype Bilder von Diversität auflösen

„Wir wollen das Schubladendenken aufheben“, erklärt Professorin Folke Köbberling, Leiterin des IAK. Und Professorin Rahel Puffert, Studiengangsverantwortliche für die Kunstpädagogik und Leiterin des IPKB ergänzt: „Jeder und jede von uns hat stereotype Bilder von Diversität im Kopf. Diese Bilder gilt es humorvoll aufzulösen, um andere Vorstellungen zum Entstehen zu bringen.“

Auch die Kostüme der Fußgruppe lassen sich ihnen zufolge nicht ohne Weiteres in Schubladen einsortieren: Sie bewegten sich zwischen den Zeilen aus Buchstaben, eine eindeutige Zuordnung falle schwer. „Inmitten des farbenreichen Treibens des Schoduvel wollten wir weder pompös, noch bunt auftreten, sondern auf andere Weise mit Witz und lautstark zur Stimmenvielfalt beitragen“, erläutern Studierende das Konzept.

Karnevalswagen der Studierenden wird künftig zur Bühne in der Stadt

Der Schoduvel bildet ihnen zufolge den Auftakt für weitere gemeinsame Aktionen von TU und HBK in Braunschweig: Zu begehbaren Plattformen umfunktioniert, werden die Wagen das Thema Diversität weiterbewegen und im Sommer 2023 an verschiedenen Orten der Stadtgesellschaft platzieren, kündigen sie an. „Die Wagen werden zum Veranstaltungsort, zur Bühne, zum Display“, so Folke Köbberling „und können als Informations-, Aktions- oder Aufenthaltsort genutzt werden.“

„Ein umfangreiches Veranstaltungsangebot mit öffentlichen Werkstätten, Kino, Diskussionsveranstaltungen und Vorträgen ist bereits in Planung“, erläutern die Studierenden des IAK. Dabei werde es unter anderem um Themen wie „Migration, Architektur und Kunst“ oder den „Klangraum Stadt“ gehen. „Die künstlerischen Interventionen und Veranstaltungsformate verstehen sich als Impulse zum Diskurs über soziale Ungleichheit und Verantwortung in Kunst und Gesellschaft“, erläutert Rahel Puffert.

TU-Präsidentin initiierte das Kooperationsprojekt

Die Initiative, in diesem Jahr gemeinsam mit der HBK das Thema „Diversität“ aufzugreifen, kam von der Präsidentin der TU Braunschweig, Prof. Dr. Angela Ittel: „Diversität und Gleichstellung sollten gelebte Realität sein und das nicht nur an unserer Universität. Wir möchten eine Vorreiterinnenrolle als Arbeitgeber*in einnehmen und uns für eine offene Gesellschaft einsetzen. Das Thema beim Karneval sichtbar zu machen, ist eine großartige Idee. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement!“

Prof. Dr. Ana Dimke, seit 2022 Präsidentin der Hochschule für Bildende Künste, kann hier gut anschließen: „Wir als HBK Braunschweig sind gefragt, die mit dem Anspruch an Diversität verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen und Veränderungen aktiv mitzugestalten und performativ voranzutreiben. Durch dieses Projekt zeigt sich die Kunsthochschule als engagierte Kunstinstitution des Austauschs und des Diskurses, die für eine offene Gesellschaft eintritt. Allen Mitwirkenden danke ich herzlich.“

„Karneval*Diversity“ ist den Verantwortlichen zufolge die erstmalige Kooperation zwischen dem Institut für Architekturbezogene Kunst (Prof. Folke Köbberling, Sina Heffner, Bernd Schulz) und dem noch jungen lehramtsbezogenen Institut Performative Praxis, Kunst und Bildung der HBK (Prof. Dr. Rahel Puffert, Prof. Dr. Johannes Kup, Annika Niemann) sowie dem Studiengang Transformation Design (Dr. Paul Rajakovics) der HBK Braunschweig.

Gefördert wird das Kooperationsprojekt von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Niedersachsen-Stiftung.

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