„Dass ausdrucken und wegschmeißen nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, ist klar.“

Beim Gang zum Bäcker liegt das genervte Aufstöhnen über vermeintlich sinnlose Papierberge nahe. Kaum jemand will und braucht jenen Bon, den nun beispielsweise auch Bäcker ihren Kunden zum Mitnehmen anbieten müssen. Ein Fall von typisch deutschem Bürokratiewahn liegt nahe, doch so einfach ist die Sache nicht.

Es geht darum, Schlupflöcher für Steuerbetrug zu schließen.Die sind laut Fachleuten in den gängigen Kassensystemen vergleichsweise gut zu finden. Sie zuzumachen, ist nicht nur im Sinne der vielen ehrlichen Unternehmen, sondern eben auch im Interesse der Kunden. Die gesetzlichen Grundlagen dazu wurden zwar schon 2016 gelegt. Am Ende waren alle aber mal wieder überrascht, schockiert und empört, als es 2020 ernst werden sollte. Die Empörung über Papierberge ist zudem nicht ganz konsequent. Große Händler bedrucken Bons seit Jahren gerne großzügig mit ausführlichen Hinweisen und drücken ihren Kunden mehr oder minder zwangsweise große Rabattcoupons in die Hand. Auch die landen oft schon in der Abfalltonne des Supermarkts .

Der Handel hat viele gute Gründe, über Gängelung und Bürokratie zu klagen. Im Bon-Streit macht er sich aber zu einfach. Dass Ausdrucken und Wegschmeißen nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, ist klar. Eine lückenlose Dokumentation dessen, was über die Ladenkasse läuft, muss ohne Papierberge möglich sein. Aber auch da ist Deutschland eben noch Entwicklungsland.