Salzgitter. Teilweise nehmen mehr als 90 Prozent der Käufer ihren Kassenbon nicht mit. Für die Händler bedeutet die Verordnung Kosten zur Kassen-Umstellung.

Ein halbes Heidebrot und zwei Brötchen für knapp drei Euro: Den Kassenbon für diesen Einkauf lehnt Martin Schmidt aus Salzgitter-Bad ab. „Ich hab noch nie einen Bon angenommen und werde das auch weiterhin nicht tun. Dafür könnte man lieber Bäume pflanzen“, so der Kunde der Bäckerei Koch an der Liebenhaller Straße in Salzgitter-Bad.

Filialleiter Denny Holowka pflichtet ihm bei – und wirft den Bon in den Pappkarton. Hier liegen schon mehr als 1.000 Kassenzettel, die er und seine Kolleginnen in den letzten Tagen sammelten.

Vor drei Jahren haben die insgesamt 16 Koch-Filialen bereits eine neue Kassenumstellung bekommen. Nun mussten die Bäckerei-Kassen erneut umprogrammiert werden, damit jedes Mal der Bon ausgedruckt wird. Egal, ob ihn der Kunde will oder nicht.

Seit Anfang des Jahres müssen Händler mit elektronischen Kassensystemen ihren Kunden den Kassenbon aushändigen. Der Gesetzgeber will mit der sogenannten Belegausgabepflicht Steuerbetrug zuvorkommen.

Quittungen per Mail aufs Handy sollen laut Finanzministerium auch zulässig sein. Diese modernen Methoden sind allerdings in Salzgitter weder umgesetzt, noch vorstellbar. Erst recht nicht für Einkäufe in Cent-Beträgen. Anders als in Italien oder Österreich seien die Kunden aber nicht dazu verpflichtet, die Kassenbons anzunehmen.

Vierstellige Kosten für Umstellung der Kassen

Koch-Kundin Petra Ottmers aus Salzgitter-Bad findet die Bonverordnung „in Ordnung“. Sie ist dabei aber eher die Ausnahme. „Die technische Umstellung hat uns erneut 1.000 Euro. Mehr als 90 Prozent der Kunden geben uns die Zettel wieder über die Theke“, berichtet Filialleiter Holowka.

So ist es auch im Lotto-Kiosk am Bohlweg. Janusz Konieczny sammelt die Zettel – und will sie schließlich an einen Stammkunden weitergeben. „Der überreicht dann alle Bons ans Finanzamt. Meine anderen Kunden lachen nur, wenn ich für ein Gummitier für fünf Cent eine Quittung ausstelle“, so der Kioskbetreiber.

Brunhilde Habubka aus Hohenrode, die häufiger etwas bei Konieczny kauft, hat bezüglich der neuen Kassenbon-Verordnung eine zwiegespaltene Meinung: „Wenn ich Lebensmittel kaufe, kontrolliere ich gerne mal den Einkauf. Aber ansonsten finde ich es einfach nur lästig“, schüttelt die Seniorin den Kopf und verlässt den kleinen Kiosk mit Bon in der Tasche. Der wandere zuhause eh in den Müll.

Dass dieses Thermopapier ausschließlich in den Restmüll fliegen dürfe, wusste Brunhilde Habubka noch nicht.

Dunja Gutjahr vom Wolsdorff-Tobacco-Shop in der Lebenstedter City druckt die Bons unter anderem deswegen nur nur auf Anfrage ihrer Kunden aus. Wenn diese mit der EC-Karte bezahlen, werde er von der Kasse jedoch automatisch gedruckt. „Zwei Prozent der Kunden, die mit der Karte bezahlen, nehmen ihren Bon mit, ansonsten wandern auch bei uns die Zettel in den Müll“, erklärt die Leiterin des Zeitung- und Tabakgeschäfts in den Blumentriften.

Großteil der Kunden nimmt den Kassenbon nicht mit

Während Gutjahr nun jedes Feuerzeug einscannen muss, soll auch Corinna Wagner von der Blumengalerie in Salzgitter-Bad jede verkaufte Rose genau mit Bon ausstellen. Auch hier wandern die Zettel zu 80 Prozent in die Tonne. Kundin Heidemarie Weihs nimmt ihren ebenfalls nicht mit: „Ich verstehe das alles nicht. Wir werden die Welt nicht retten. Und Kassenbons habe ich noch nie gebraucht.“

Die Kirche sollte im Dorf bleiben, meint der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Salzgitter-Bad, Heinz Strauß. „Der Kassenbon ist doch viel teuer, wenn ich nur drei Schrauben verkaufe“, so der Inhaber des Eisenwarenhandels Bergenroth. Auch er müsse für das Finanzamt bis August diesen Jahres seine Kasse auf ein neues System umstellen. Viel Aufwand für viel Geld und mit wenig Sinn, sagt Strauß.

„Dazu kommt, dass man nun vermehrt die weggeworfenen Bons vor den Türen der Geschäfte findet. Das kann doch alles nicht richtig sein“ so der Einzelhändler.