„Ein Zurück kann es nicht mehr geben. Der Schaden wäre immens.“

Das ist Zukunftswette, Risiko und im besten Fall Verantwortung und Erfolg. Wie kein anderer der klassischen Autobauer setzt VW auf die Elektro-Mobilität. Auf der IAA in Frankfurt zeigen die Wolfsburger ausschließlich ihre elektrifizierten Modelle. Für die Präsentation der neuesten Generation des Brot-und-Butter-Autos Golf wählt VW eine andere Bühne – in Wolfsburg. Mit den Produkten, dem Marketing, der Öffentlichkeitsarbeit und selbst der Ansprache an junge Fachkräfte, die VW gewinnen will, macht der Autobauer deutlich, dass der E-Mobilität die Zukunft gehört. Ein Zurück kann es nicht mehr geben. Der Schaden wäre immens – wirtschaftlich, aber auch Reputation und Image wären dahin. VW würde sich bis auf die Knochen blamieren.

Die Wolfsburger stehen vor der Herausforderung, zweigleisig fahren zu müssen. So schön die neue grüne Welt der E-Mobilität auch klingt: Noch verdienen die Stromer kein Geld, sondern erfordern Milliarden-Investitionen. Die müssen Verbrenner einfahren wie Golf und Passat, ganz besonders aber SUV, die für Umweltschützer das genaue Gegenteil von Klimaschutz sind. Außerdem wird Strom noch viel zu oft mit Kohle erzeugt. So richtig sauber ist die E-Mobilität also erstmal nicht. Und auch die Landkarte mit Ladepunkten weist noch zu viele weiße Flecken auf. Was es jetzt braucht, ist eine zentrale Steuerung der Mobilitätsstrategie. Bisher konkurrierten verschiedene Entwürfe fürs Auto der Zukunft: Hybride, reine Stromer und perspektivisch die Brennstoffzelle. Die aber benötigt noch zehn Jahre bis zur Serienreife – wenn sie denn überhaupt kommt. Die nahe Zukunft gehört batteriebasierten Antrieben. Daraus muss eine gemeinsame Anstrengung der Autobauer, Energieversorgen und der Politik folgen, die den Ausbau der Infrastruktur gezielter steuert als bisher. Eines muss dabei aber auch klar sein: Die Kosten müssen zum Großteil von privaten Investoren und der Industrie getragen werden. Es ist ihr Geschäftsmodell, ihr Risiko, aber auch ihr Gewinn.