„Die Salzgitter AG fährt mit ihrer vorsichtigen und konservativen Geschäftsführung gut.“

Es war ein Paukenschlag, als Thyssenkrupp vergangene Woche die angestrebte Fusion mit dem indischen Stahlhersteller Tata Steel abblies. Nun steht der Essener Konzern vor einem radikalen Umbau und streicht tausende Stellen. Die Entwicklung bei Deutschlands größtem Stahlhersteller zeigt, wie die Industrie unter Druck steht und nach neuen Wegen suchen muss, um im internationalen Wettbewerb zu überleben.

Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff zieht dabei auch erneut eine Fusion mit der Salzgitter AG in Erwägung und wärmt seine Idee einer „Deutschen Stahl AG“ wieder auf. Damit wird Kerkhoff in Salzgitter aber wohl auf taube Ohren stoßen. Die Salzgitteraner sehen die Eigenständigkeit als Teil ihrer Identität, und offenbar ist dem Salzgitter-AG-Chef Fuhrmann auch noch kein Konzept unter die Augen gekommen, das ihn vom Gegenteil überzeugt hätte. Das ist gut für die Mitarbeiter, denn sie sind das erste Opfer von Zusammenschlüssen.

Die Salzgitter-AG-Führungsriege fährt mit ihrer vorsichtigen und konservativen Geschäftsführung gut. Denn zugleich scheut sie nicht davor, auch unkonventionellere Wege zu gehen. So hat sich die von einigen Analysten zunächst skeptisch beobachtete Beteiligung an der Kupferhütte Aurubis inzwischen als (meist) sprudelnde Einnahmequelle erwiesen. Weitere Zukäufe sind für die Salzgitteraner nicht ausgeschlossen. Statt einer Fusion versucht sich der Konzern in Zukunft also vielleicht an kleineren Häppchen. Aber bitte weiterhin mit Bodenhaftung.