Unser Land ist in einem besorgniserregenden Zustand der Verweigerung. Wir wollen keine Atomkraftwerke, aber Windräder und die Leitungen, die den Windstrom von der Nordsee ins Hinterland transportieren, wollen wir auch nicht. Wir wollen kurze Reisezeiten, aber keine Autobahn in der Nachbarschaft. Wir wollen öffentlichen Nahverkehr, aber bitte nicht vor der Haustür. Wir wollen Arbeitsplätze, aber kein Gewerbegebiet nebenan. Wir sind gegen alles, vor allem gegen Veränderung.

Ein Paradebeispiel dafür war die Ratssitzung in Salzgitter. Mit der denkbar knappsten Entscheidung hat sich das Gremium gegen die weitere Prüfung des interkommunalen Gewerbegebiets auf Braunschweiger und Salzgitteraner Gebiet ausgesprochen. Dabei ging es noch gar nicht um den Entschluss für oder gegen das Gewerbegebiet, sondern nur um einen Prüfauftrag! Genauso katastrophal wie das Votum sind die Begleitumstände: Dass neun Prozent der Ratsmitglieder bei einer solchen zentralen Abstimmung gefehlt haben, spricht eine eigene Sprache und ist eine Ohrfeige für jeden Wähler.

Mit dieser Total-Blockade hätten wir kein Wirtschaftswunder in den Aufbaujahren erlebt. Wegen genau dieser mentalen Schwäche und der Scheu vor unbequemen Entscheidungen ist unsere Fußball-Elf bei der WM völlig verdient rausgeflogen. Die Welt dreht sich weiter, auf uns nimmt sie keine Rücksicht.