„Die Situation in der Pflege darf bei uns kein Tabu-Thema sein. Sie sollte aber auch nicht lächerlich gemacht werden. “

In unserer Gesellschaft hat der Beruf Altenpfleger aktuell einen ganz miesen Stellenwert. Viele verbinden mit ihm geringe Gehälter sowie enorme psychische und physische Belastungen. Tausende Stellen sind unbesetzt, schon bald werden es zehntausende sein. Das Image der Pflege liegt am Boden, wenngleich sich viele Kräfte engagiert um die pflegebedürftigen Menschen kümmern.

In dieses Dilemma hinein versetzt der aktuelle Kinofilm „Fack ju Göhte 3“ von Regisseur Bora Dagtekin der Altenpflege noch zusätzlich eine kräftige Ohrfeige. Eine Berufsberaterin zeigt in einer Szene des mit mehr als fünf Millionen Zuschauern erfolgreichsten Film des Jahres die Aussichten für faule Schüler. Ihre Botschaft: Wer nicht lernt, für den bleiben nur unattraktive Berufe übrig – zum Beispiel in der Altenpflege. Die Schülerin Chantal erfährt, dass für sie genau diese Berufsgruppe infrage kommt. Ihre Reaktion können Sie sich denken.

Auch wenn die Entschuldigung der Filmemacher, recht spät, im Abspann erscheint – das war kontraproduktiv und gegenüber den Pflegern entwürdigend, in solch einen Notstand so ein Statement abzufeuern. Selbst wenn es sich bei dem Film nur um leichte Unterhaltung handelt, bei manchen Kinogängern bleibt diese Aussage unterbewusst bestimmt hängen – und wird sich ins Gedächtnis rufen, wenn es um eigene berufliche Entscheidungen geht.

Eine klasse Reaktion wäre doch, wenn jetzt Lehrer Zeki Müller und seine Schützlinge Chantal, Danger, Zeynep und Co. einen kurzen Spot für die Kino-Leinwände abdrehen und darin die positiven Seiten der Altenpflege herausstellen würden, zum Beispiel die abwechslungsreichen Tätigkeiten in dem Beruf und die vielen herzlichen und dankbaren Reaktionen der Pflegebedürftigen.

Die Pflege-Situation darf kein Tabu sein, sollte aber auch nicht lächerlich gemacht werden.