Leiferde. Grausiger Fund vor dem Nabu-Artenschutzzentrum in Leiferde: Am Karfreitag lag der Kopf eines toten Wolfes vor der Tür. Die Polizei ermittelt.

Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Karfreitag vor dem Artenschutzzentrum des Naturschutzbundes in Leiferde den Kopf eines toten Wolfes vor die Tür gelegt. Das bestätigte am Samstagmorgen Bärbel Rogoschik, Leiterin des Nabu-Artenschutzzentrums.

Leiferde: Passanten entdecken Wolfskopf und informieren Polizei

Zwei Passanten haben den Wolfskopf in den frühen Morgenstunden entdeckt. Sie riefen umgehend die Polizei an. Nach Angaben eines Sprechers der Polizei Gifhorn, seien die Beamten kurz nach 7 Uhr informiert worden. Sie zogen den zuständige Wolfsberater Karl-Gustav Laser aus Winkel, der ehrenamtlich für Gifhorn und Braunschweig zuständig ist, hinzu. Er betätigte, dass es sich um den abgetrennten Kopf eines Wolfes handelt.

Der abgetrennte Kopf wird derzeit noch im Nabu-Artenschutzzentrum aufbewahrt. Er wird schnellstmöglich ins Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) nach Berlin gebracht. Dort wird der Kadaver untersucht und geprüft, ob der Kopf zu dem Ende März bei Gifhorn gefundenen Torso eines toten Wolfes gehört. Das IZW ist Teil des Dokumentations- und Beratungszentrums des Bundes zum Wolf (DBBW) und übernimmt die wissenschaftliche Untersuchung und Forschung der in Deutschland tot aufgefundenen Wölfe.

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Der Verein Wolfsschutz Deutschland berichtet auf deiner Internetseite über den Fall in Leiferde. Die Tier- und Artenschützer haben Strafanzeige gestellt und setzen eine Belohnung in Höhe von 3000 Euro aus für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen. „Wir sind absolut entsetzt über diese grausame Tat“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Auch erinnern die Wolfsschützer daran, dass der Wolf unter strengem Schutz stehe und jedes Nachstellen, Verfolgen, oder töten stehe unter Strafen von bis zu fünf Jahren Gefängnis und hohen Bußgeldern. Laut Bußgeldkatalog beträgt in Niedersachsen das Bußgeld 50.000 Euro für Täter, die einen Wolf fangen, verletzen, oder töten beziehungsweise seine Fortpflanzungs- oder Ruhestätte beschädigen oder zerstören.

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Dem Verein liegt auch ein Bild vor, dass angeblich den Wolfskopf zeigt – mit offebar abgeschnittener Zunge und einem Stock im Maul. Bilder dazu kursieren auch in den sozialen Netzwerken wie Instagram. Ein Sprecher der Polizei bestätigte, dass es sich dabei um echte Bilder handelt.

Diplombiologin Bärbel Rogoschik spricht von einem hohen Maß an krimineller Energie der mutmaßlichen Täter. „Für mich ist es eine Straftat“, sagt sie, bemüht um Sachlichkeit. Die Leiterin des Artenschutzzentrum bleibt zurückhaltend. Ihrer Ansicht nach wollen die Täter vor allem eins: eine große Öffentlichkeit. Allerdings sei es schon erstaunlich, wie niedrig die Hemmschwelle bei den Gegner des Wolfes liege. Der Kopf sei ja nicht zufällig vor dem Artenschutzzentrum abgelegt worden. „Da mache ich mir schon Gedanken, auch um die Sicherheit der Mitarbeiter und des Artenschutzzentrums“, sagte Rogoschik.

Was jetzt in Leiferde passiert ist, sei eine ganz andere Hausnummer. Die Leiterin des Artenschutzzentrums zum Ausmaß der Eskalation des Streits um die Wolfspopulation: „Wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange. Da bin ich mir sicher.“

Zumindest in einem Punkt, haben die unbekannter erreicht, was sie wollten: Ob Bild, Focus oder Süddeutsche Zeitung, Stern, RTL oder der Kölner Stadtanzeige – sie berichteten unter anderem über die abgelegten Wolfskopf in Leiferde. Selbst Nachrichtenportale aus den Niederlanden und den USA machten daraus eine Schlagzeile.

Gifhorner Polizei ermittelt wegen Jagdwilderei – Zusammenhang zu Wolfsfund?

Ob ein eventueller Zusammenhang mit dem Fund eines Wolfes ohne Kopf vom 23. März werde auch derzeit im Zuge des eingeleiteten Ermittlungsverfahrens wegen Jagdwilderei überprüft, erklärte ein Sprecher der Polizei. Ende März war auf einem Pendlerparkplatz an der Wolfsburger Straße in Höhe der Einmündung des Calberlaher Damms der Torso eines toten Wolfes gefunden worden. Ein Passant hatte die Polizei informiert. Auch bei diesem Einsatz unterstützte Wolfsberater Laser aus Winkel die Einsatzkräfte.

Anfang 2020 war im Landkreis Gifhorn zuletzt ein toter Wolf gefunden wurden: nahe der Bundesstraße 4 im Waldgebiet Ringelah. Das Tier war wohl Opfer eines Wildunfalls geworden. Im Juli 2019 hatte der Fall einer illegal erschossenen und strangulierten Jungwölfin für Aufsehen gesorgt, die ein Jäger angeschwemmt am Ufer des Elbeseitenkanals zwischen Wittingen und Wunderbüttel gefunden hatte.

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In der Region Braunschweig-Wolfsburg hatte es zuletzt häufiger Meldungen zu Wölfen gegeben: So war an Karfreitag erst in Harvesse (Kreis Peine) eine vermutlich vom Wolf gerissenes Reh aufgetaucht – mitten in einem Garten. Im Landkreis Wolfenbüttel wiederum wurde ein Wolf im März offenbar überfahren.

Deutschlandweit gab es seit 1990 laut Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf 83 illegale Tötungen, allein 33 in den vergangenen drei Jahren. In Tirol war 2019 ein toter Wolf mit abgetrenntem Kopf gefunden worden. In Brandenburg gab es einen ähnlichen Fall 2016.

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