Braunschweig. Die Eisdiele ist wieder in Familienhand. Sibilla Vigliotti will das Erbe ihrer Eltern bewahren – zusammen mit ihrem Mann. Einfach ist das nicht.

Sibilla Vigliotti ist Italienerin und Braunschweigerin. Und sie ist Besitzerin der Eisdiele Da Pino am Schild. „Ich bin mit Eis aufgewachsen“, erzählt sie lachend, „schon mit acht Jahren habe ich es geliebt, die Eiskugeln in die Waffeln zu füllen.“ Ihr Mann Alfonso de Lucia hat die Eisherstellung von der Pike auf gelernt und die Eisrezepte von der Schwiegermutter übernommen.

Er hält sich genau an die Vorgaben. „Du musst sehr präzise dosieren und gut arbeiten“, erklärt er den Weg zum besonderen Geschmack. „Und dann zählen natürlich die Zutaten“, fügt er an, „und die Fantasie.“ Die kennt bei den beiden kaum Grenzen. „Im Moment ist mein Favorit Lemon-Cookie“, lobt Sibilla ihren Alfonso für seine jüngste Geschmackskreation. Bis zu 36 Sorten hat er im Angebot, darunter Exoten wie Sesam oder Redbull.

„Mama und Papa haben ihre Liebe in diese Eisdiele gesteckt“

Das „Da Pino“ hat bewegte Zeiten hinter sich. Auch jetzt ist es nicht leicht für Sibilla und ihren Mann. Drei Kinder zwischen 6 und 14 Jahren gehören zum Haushalt. Und der kranke Vater. „Es geht ihm nicht gut. Wir sind zu ihm und meinem Bruder in die Gartenstadt gezogen, um zu unterstützen“, erzählt die 1987 geborene Tochter und Nachfolgerin im Geschäft.

Eigentlich war das gar nicht so geplant. Doch Mitte der 2000er Jahre war schon die Mutter schwer erkrankt und deshalb zurück in die Heimat nach Neapel gezogen. Sibilla und ihr Mann standen ihr sofort zur Seite und unterstützten, so gut es ging. „Deshalb haben meine Eltern die Eisdiele 2005 verpachtet“, erzählt Sibilla. Die Mutter starb mit nur 54 Jahren. „Es ist so traurig“, sagt die Tochter, „Mama und Papa haben ihr ganzes Leben hart gearbeitet, ihre Liebe in diese Eisdiele gesteckt – und dann so ein Ende.“

„Unser Wohnzimmer war und ist dieser schöne Platz hier vor unserem Geschäft“

Ursprünglich hatte ihr Onkel Pino am Schild mit dem Eisverkauf begonnen. „Ich weiß nicht mehr genau, wann das war“, sagt Sibilla, „ich weiß nur, dass meine Mutter 1990 nach Braunschweig kam und im Stresa gearbeitet hat.“ Dort lernte sie ihren Mann kennen und gemeinsam übernahmen sie vom Onkel das Eisgeschäft.

„2016 sind Alfonso und ich im Da Pino neu gestartet“, erzählt Sibilla. „Es ist das Erbe meiner Familie. Wir halten uns strikt an Mamas Rezept, damit sind wir sicher, dass wir großartiges Eis anbieten.“ Ihr größtes Problem sind fehlende Mitarbeiter. „Vor Corona kamen immer mal Leute und fragten, ob es einen Job gibt, auch wenn sie dann häufig nicht erschienen sind“, erzählt Alfonso, „aber heute fragt nicht einmal mehr jemand nach.“

Das heißt, das junge Paar ist zurzeit selbst und ständig im Einsatz. „Aber das kenne ich ja von Mama und Papa“, sagt Sibilla Vigliotti lachend. „Unser Wohnzimmer war und ist eh dieser schöne Platz hier vor unserem Geschäft“, sagt sie. „Unsere Außengastronomie bleibt unser stärkstes Pfund.“ Sie und ihr Mann hoffen, dass möglichst bald gegenüber in der Welfenhofpassage wieder Leben einzieht und das Premier-Inn-Hotel stärker besucht wird. „Dann kriegen wir das schon alles hin.“

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