Walkenried. Was ist in der Gemeinde Walkenried los? Immer mehr Einsätze werden gemeldet. Die Retter stehen vor einer Überlastung. Das droht dann.

Was ist bloß in der Gemeinde Walkenried seit dem Jahr 2021 passiert: Diese Frage lässt Gemeindebrandmeister Tobias Mielke keine Ruhe. Warum? Das beweisen Zahlen eindrucksvoll. Seit dem Jahr 2021 hat sich die Anzahl der Einsätze, die die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren aus Wieda, Zorge und Walkenried abarbeiten mussten, verdoppelt. Exakt 191 Mal waren die Wehrmitglieder im Jahr 2023 Einsatz, 2021 waren es gerade einmal 89. Sein Fazit: „In unserer Gesellschaft läuft irgendetwas schief. Ich kann noch nicht sagen, was die Veränderung ausmacht“, aber sie sei gefährlich.

Hilfe für Rettungsdienst oder Sturmschäden: Diese Einsätze belasten die Feuerwehren im Südharz

Einen treibenden Faktor der Einsatzzahlen kann der Gemeindebrandmeister für den Südharz aber nennen - die sogenannten technischen Hilfeleistungen, zu denen die Wehren im Jahr 2023 ganze 127 Mal gerufen wurden, das sind 57 mehr als noch 2022. Sei es der Baum, der auf eine Straße gestürzt ist, oder aber der Rettungsdienst, der Hilfe bei der Türöffnung oder aber eine Tragehilfe benötige - gerufen werde immer öfter die Feuerwehr dazu.

Vielfach mussten die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Walkenried, Wieda und Zorge umgestürzte Bäume von Straßen räumen.
Vielfach mussten die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Walkenried, Wieda und Zorge umgestürzte Bäume von Straßen räumen. © Feuerwehr | Feuerwehr Gemeinde Walkenried

Und Tobias Mielke hat auch eine klare Meinung dazu, wie die Feuerwehren nicht nur im Südharz, sondern generell, damit umgehen sollten. „Tragehilfe und Türöffnungen sind keine Aufgaben der Feuerwehr, wir können das nicht dauerhaft übernehmen.“ Hier müssten sich die insbesondere Kostenträger Lösungen finden, „die langfristig zu einer Entlastung der Feuerwehren führen müssen“.

Es vergeht fast keine Woche, in der wir nicht zur Landesstraße von Wieda in Richtung Braunlage oder von Zorge in Richtung Hohegeiß gerufen werden.
Tobias Mielke - Gemeindebrandmeister

Gleiches gilt für ihn auch beim Thema Sturmschäden. „Es vergeht fast keine Woche, in der wir nicht zur Landesstraße von Wieda in Richtung Braunlage oder von Zorge in Richtung Hohegeiß gerufen werden.“ In vielen Fällen handele es sich um kleine Äste bzw. Totholz. „Von dem geht in den meisten Fällen auch kein Problem aus, selten erfordert die Gefahrenlage im Grunde den Einsatz der Feuerwehr.“ Auf Gemeindeebene seien im Jahr 2023 zwölf Mitglieder im Umgang mit der Kettensäge ausgebildet worden für den Fall, dass wirklich mal ein Baum umfalle. „Doch in den meisten Fällen ist es gar kein Baum, der dort auf der Straße liegt.“

Sturmschäden: Gemeindebrandmeister nimmt Straßenbesitzer in die Pflicht

Aus seiner Sicht sei eines dabei entscheidend. Der Straßenbaulastträger, also der Besitzer der Straße, muss sein Personal aufstocken, dass umgekippte Bäume entfernt bzw. diese herausnimmt, ehe sie Straßen blockieren. In dem Zusammenhang widerspricht Tobias Mielke auch ausdrücklich den Ausführungen der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr aus Goslar gegenüber dem Harz Kurier. Ungeachtet dessen, dass die Eigengefährdung bei Windbruch durch Sturm keinen Aufenthalt im Waldgebiet zulasse, sei es auch nicht in erste Linie Aufgabe der Feuerwehr für die Befahrbarkeit von Straßen zu sorgen. Man sei nicht die günstige Arbeitskraft, sondern der Straßenbaulastträger muss zum Einsatz kommen. Die Feuerwehr dürfe hier nur tätig werden, wenn Menschen gefährdet seien bzw. Rettungswege freigehalten werden müssten. „Wir als Feuerwehr können uns aber auch nicht aussuchen, ob wir zu einem Einsatz fahren, wenn uns die Leitstelle alarmiert hat.“

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Aber auch die Verkehrsteilnehmer sieht der Gemeindebrandmeister mehr in der Pflicht. „Wer einen umgestürzten Baum meldet, der kann dann nicht einfach um diesen herumfahren und abhauen. Wenn es ein Problem gibt, muss man die Stelle auch absichern und auf Einsatzkräfte warten.“

Wenn eine Gefahr besteht, kommen wir als Feuerwehr immer.
Tobias Mielke - Gemeindebrandmeister

Allerdings - und das ist im besonders wichtig zu betonen.: „Wenn eine Gefahr besteht, kommen wir als Feuerwehr immer.“ Gleichzeitig gelte es aber auch einer Überlastung der Einsatzkräfte entgegenzuwirken, „weil sonst auf Dauer die Bereitschaft sich
ehrenamtlich zu engagieren auf kurz oder lang nachlassen wird.“

Waldbrand auf dem Ravensberg: Die Bilder vom Großeinsatz

Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Blick auf das Feuer gegen 4 Uhr morgens. 
Blick auf das Feuer gegen 4 Uhr morgens.  © Feuerwehr Bad Sachsa | Stefan Keil
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht. 
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht.  © FMN | Thorsten Berthold
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht. 
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht.  © FMN | Thorsten Berthold
Zu Staus kam es beim Betanken der Fahrzeuge. 
Zu Staus kam es beim Betanken der Fahrzeuge.  © FMN | Thorsten Berthold
Mitten im Wald ist eine Wasserverteilstelle eingerichtet. Die Fahrzeuge pumpen hier ihr Wasser in einen Faltbecken und von dort wird es weitergegeben. 
Mitten im Wald ist eine Wasserverteilstelle eingerichtet. Die Fahrzeuge pumpen hier ihr Wasser in einen Faltbecken und von dort wird es weitergegeben.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Über die Forststraßen bringen die Feuerwehrzeuge das Wasser hin zur Einsatzstelle. 
Über die Forststraßen bringen die Feuerwehrzeuge das Wasser hin zur Einsatzstelle.  © FMN | Thorsten Berhold
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf. 
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf.  © FMN | Thorsten Berthold
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf. 
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf.  © FMN | Thorsten Berthold
Brand am Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand am Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © Feuerwehr Bad Sachsa | Stefan Keil
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © FMN | Thorsten Berthold
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © FMN | Thorsten Berthold
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Denn beim Blick in die Einsatzstatistik 2023 im Südharz zeigt sich, dass die Feuerwehren aus Walkenried, Wieda und Zorge im Jahr 2023 einige große Lagen abzuarbeiten hatten. Besonders hob er dabei den Waldbrand am Ravensberg bei Bad Sachsa und zum Weihnachtsfest die Hochwassersituation in der Gemeinde hervor. „Beide Ereignisse zeigen sehr gut die besonderen Herausforderungen, die sich die Feuerwehren zu stellen haben. Gegensätzlicher können die Anforderungen kaum sein. Wir konnten aber alles gut und erfolgreich abarbeiten.“

Die Einsätze 2023 für die Feuerwehren im Südharz:

  • Brände: 24 (Vorjahr 35)
  • Hilfeleistungen: 127 (Vorjahr 70)
  • Brandwachen/Übungen: 2 (Vorjahr 4)
  • Einsätze durch ausgelöste Brandmeldeanlagen: 38 (Vorjahr 52)
  • Insgesamt: 191 (Vorjahr 161)
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Insbesondere bei den Hochwassern rund um die Weihnachtsfeiertage habe man als Feuerwehr wichtige Erkenntnisse gewinnen können. Eine dabei sei, dass der Mühlgraben nicht das große Problem war. Viel mehr Sorgen bereiteten hingegen die Klosterteiche in Walkenried. „Den Mühlgraben können wir regulieren, die Teiche hingegen nicht.“ Insofern gelte es mehr denn je, dafür zu sorgen, dass die Gewässer - sprich Wieda und Zorge - freigehalten werden. „Das Wasser kann bei uns eigentlich schnell ablaufen, das ist unser Vorteil.“

Fest steht aber auch - und auch dies ist als Trend erkennbar – immer weniger Einsatzkräfte, die immer mehr werdenden Aufgaben meistern. Waren es im Jahr 1997 noch insgesamt 114 Kräfte und 2001 gar 122, ist die Zahl seither rückläufig. Im Jahr 2010 waren es 100, 2015 dann 93 – und zum Ende des Jahres 2023 waren es 89.

Mehr Feuerwehr-Einsätze: Die Entwicklung des Einsatzgeschehens in der Gemeinde Walkenried

Jahr:Anzahl der Einsätze:
199857
199950
200064
200142
200253
200367
200451
200549
200640
200755
200849
200964
201061
201174
201259
201379
201448
201589
201669
201797
2018108
201971
202080
202189
2022161
2023191

Allerdings - und das macht den Blick in die Zahlen doch etwas besser: Die Zahl der Fehlalarme durch ausgelöste Brandmeldeanlagen ist weiter gesunken. Waren im Jahr 2022 noch 52 Alarmierungen, sank die Zahl 2022 auf 38. Spitzenreiter war dabei das KlosterWalkenried mit 12 Alarmen. „Es ist immer noch viel, aber es wird besser“, bilanziert Tobias Mielke.

Die Mitgliederstatistik der Einsatzabteilungen der Feuerwehren in der Gemeinde Walkenried:

  • Walkenried: 42 (darunter 1 Frau, Vorjahr 44)
  • Wieda: 31 (darunter 5 Frauen, Vorjahr 32)
  • Zorge: 16 (darunter 3 Frauen, Vorjahr 17)
  • Gesamt: 89 (darunter 9 Frauen, Vorjahr 93)

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Die Mitgliederstatistik der Jugendfeuerwehren in der Gemeinde Walkenried:

  • Walkenried: 16 (Vorjahr 15)
  • Wieda: 9 (Vorjahr 13)
  • Zorge: 7 (Vorjahr 9)
  • Gesamt: 32 (Vorjahr 37)

Die Mitgliederstatistik der Kinderfeuerwehr in der Gemeinde Walkenried:

  • Walkenried: 4 (Vorjahr 6)
  • Wieda: 8 (Vorjahr 7)
  • Zorge 7 (Vorjahr 3)
  • Gesamt: 19 (Vorjahr 16)

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