Bad Sachsa. Ein Feuer zerstört an Heiligabend im Jahr 1962 das Hotel Berghof in Bad Sachsa. So dramatisch sind die Löscharbeiten damals.

Heiligabend. Berge voller Schnee, klirrende Kälte und dazu ein festlich geschmücktes Haus – eine Idealvorstellung für die Festtage. Doch so schön die Ausgangslage auch klingt, das Weihnachtsfest im Jahr 1962 begann in Bad Sachsa mit einer Katastrophe für Einwohner und Gäste gleichermaßen. „Der Turm brennt“ – diese Nachricht verbreitete sich im Südharz in Windeseile. Ein Feuer war im Nebengebäude des bekannten Hotels auf dem Ravensberg ausgebrochen, sprang von dort auf das eigentliche Gebäude über und vernichtete es innerhalb weniger Stunden komplett.

Bad Sachsa: Feuer im Hotel zerstört Lebenswerk in wenigen Stunden

„Geblieben waren die Grundmauern, ein schwelendes Nichts, bald gleichmäßig vom Schnee bedeckt“, schreibt Hannelore Kühn, Enkelin von Fritz Kühn, in einer Chronik anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Betriebs des Hotels als Familienunternehmen im Jahr 1971. Bad Sachsas Stadtarchivar Ralph Boehm hat dem Harz Kurier diese und weitere Informationen zukommen lassen, die einen Tag beschreiben, der nicht nur ein Lebenswerk zerstörte, sondern die Entwicklung auf dem Ravensberg und auch in der Stadt selbst veränderte.

Das Feuer ist aus, es stehen vom Hotel nur noch die Grundmauern und Kamine. 
Das Feuer ist aus, es stehen vom Hotel nur noch die Grundmauern und Kamine.  © privat | Stadtarchiv Bad Sachsa

Das Bittere an dem Brand ist vor allem, dass eigentlich das Weihnachtsfest 1962 genutzt werden sollte, Einwohnern aber auch Gästen das neue Hotel Berghof zu präsentieren. Denn im Jahr 1962 wurde nicht nur im Herbst der erste Skilift auf dem Berg installiert, die Familie Kühn, die gemeinsam mit der Familie von Oskaer Richter das Hotel betrieb, ließ auch große Renovierungsarbeiten am Haus vornehmen. Konkret ging es um den linken Flügel des 1854 erbauten Gebäudes, der einzige noch nicht in der Zwischenzeit umbehate Teil wurde erneuert. Es entstanden dabei neue Gasträume, in denen große Buffets eingebaut wurden. Auch wurden viele neue Maschinen angeschafft und der 30 Meter lange Hotelflur mit massiver Eiche getäfelt und die Fenster in den Hotelzimmern modern verglast.

Handwerker hatten Hotelumbau im Südharz gerade beendet

Gerade an Heligabend, um 15 Uhr, waren die Arbeiten beendet und die letzten Handwerker hatten die Baustelle geräumt. Im Anschluss wurden in Eile die Vorbereitungen für die Weihnachtsfeier getroffen, als plötzlich im direkt an dasHotel angrenzenden Turm das Feuer ausbracht.

Und auch hier beschreiben die Worte von Hannelore Kühn eindrucksvoll die Macht der Natur und die Hilflosigkeit der Menschen: „Ein tosender Schneesturm brauste um den Berg. Knisternde Kälte ließ alles erstarren und der Sturm von Nordosten kommend, wirbelte das Feuer auf. Ein vollendetes Lebenswerk zerfiel in Sekunden in Schutt und Asche. Wo einst Leben, Licht und Frohsinn herrschte war Stille, Dunkelheit und Verzweiflung Als die Kirchturmuhr die achtzehnte Stunde schlug, die Zeit, an der die Weihnachtfeier beginnen sollte, standen wir obdachlos in Bad Sachsa“.

Löscharbeiten im Harz: Wasser gefriert wegen der Kälte, Feuerwehr ist machtlos

Den Hausgästen - denn das es befanden sich zum Zeitpunkt des Brandes Touristen im Gebäude, halfen die Familie und ihre Mitarbeiter weiter, verletzt wurde zum Glück niemand. Doch es konnte ebenso wenig jemand wirklich helfen. Die Feuerwehren aus dem Stadtgebiet hatten, wie in allen Chroniken nachzulesen ist, ihr möglichstes getan, doch ihr Einsatz war nicht von Erfolg gekrönt. Zum einen gab es damals noch keine direkte Wasserleitung zum Hotel hinauf, zum anderen verfügte die Bad Sachsaer Feuerwehr nicht über ein Tanklöschfahrzeug. „Zudem war es so kalt, dass das Löschwasser wieder einfror“, erklärt Ralph Boehm.

Das Feuer ist aus, es stehen vom Hotel nur noch die Grundmauern und Kamine. 
Das Feuer ist aus, es stehen vom Hotel nur noch die Grundmauern und Kamine.  © privat | Stadtarchiv Bad Sachsa

So vernichtend das Feuer auch war, auch dank der Unterstützung die die gesamte Bevölkerung in Bad Sachsa mit den Hotel-Inhabern zeigte, entschloss man sich zum Wiederaufbau. Anfang 1963 begann man mit der Planung und bei den eigentlichen Arbeiten konnten sich die Familien auf ihre Mitarbeiter aber auch die Bevölkerung verlassen. Am 11. März 1964 wurde das neue, wenn auch um die Hälfte kleinere Hotel am leicht veränderten Standort auf der Bergkuppe feierlich eröffnet.

Hotelbrand auf dem Ravensberg: Brandursache ist bis heute nicht klar

Auch im Jahr 1963 konnte die Bad Sachsaer Feuerwehr ihr neues Tanklöschfahrzeug vom Types TLF 16 in Betrieb nehmen, dass die Stadtverwaltung als Folge des verheerenden Brandes gekauft hatte.

Ein Teil der Ruine des alten Hotels auf dem

ist bis zum heutigen Tag auf der Kuppe von Bad Sachsas Hausberg zu sehen. Nicht geklärt werden konnte die damalige Brandursache. „Es gibt dazu verschiedene Theorien“, erklärt Stadtarchivar Ralph Boehm.

Mehr zu den neuen Plänen auf dem Ravensberg:

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