Wolfsburg. Er ist konzilianter als Martin Winterkorn und charmanter als Matthias Müller. Herbert Diess treibt den Konzernumbau rasant voran.

Er ist nicht einmal ein Jahr Chef des Volkswagen-Konzerns. Dennoch ist Herbert Diess mit Siebenmeilenstiefeln aus den Schatten seiner Vorgänger Martin Winterkorn und Matthias Müller gestürmt. Während Winterkorn und Müller direkt und indirekt in den Dieselschwaden des Abgasskandals den Überblick verloren, schaut Diess nur nach vorne. Dorthin, wo er das skandalfreie „New Volkswagen“ vermutet. Der Turbo-Manager peitscht die Themen Digitalisierung, Elektromobilität, autonomes Fahren und Kulturwandel wie ein Besessener und Getriebener gegen alle Widerstände durch. Schluss mit Diesel-Frust – jetzt geht VW in die Offensive

Während Winterkorn sich auf dem Höhepunkt seiner Macht wie ein allmächtiger Wirtschaftsfürst inszenierte und Müller gerne auch mal leicht schnoddrige (und meistens unglücklich formulierte) Politstatements zum Besten gab, hält sich Diess auffällig zurück. Wenn es um Wirtschaftsthemen geht, dann zeigt der 60-Jährige klare Kante. Ansonsten aber scheint er für die Politik ein konzilianterer Partner zu sein als seine Vorgänger. Das liegt sicherlich auch am Naturell des in der Öffentlichkeit eher jovial auftretenden Österreichers. Auf der anderen Seite schweben auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen eventueller Marktmanipulation im Zusammenhang mit dem Dieselgate-Skandal über dem Manager. Seiner Tatkraft tut all das keinen Abbruch. Diess hat einen Masterplan. Und den wird er umsetzen. So lange man ihn lässt.