Wolfsburg. Die Elektronikentwicklung von VW stockt das Personal massiv auf. Es gibt dort spannende Berufe – beispielsweise eine Industriepsychologin.

Andächtig schaut die Gruppe von Journalisten abwechselnd auf den dreigeteilten Riesenbildschirm an der Wand, auf dem die Simulation einer Autobahnfahrt abläuft, und auf Marie Puhle. Besser: sie hören der VW-Mitarbeiterin zu. In einem druckreifen Vortrag erläutert Puhle, was in diesem abgedunkelten Raum in Halle 90b der Technischen Entwicklung eigentlich passiert. Da hier an der Zukunft von Volkswagen geforscht wird, versteht der Laie eher Bahnhof. Typisch Ingenieursrhetorik eben, oder? Nein, denn Puhle ist nicht im klassischen Sinne eine Technikerin. Sie ist Ingenieurspsychologin. Sie kümmert sich allerdings nicht um die Psyche von Ingenieuren, sondern um die Wünsche künftiger Kunden des Autobauers.

Ihr Arbeitsplatz ist das UX-Labor in der Elektronik-Entwicklung. UX steht für User Experience. Gemeint ist die Benutzerfreundlichkeit künftiger Fahrzeuge von Volkswagen, die von Batterien gespeist werden und vollgestopft mit Assistenzsystemen sind. Und in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft kommunizieren die Software-Innereien dieser Autos dann wohl auch mit anderen Autos und der Verkehrsinfrastruktur. Für alle Beteiligten wird das ein Abenteuer werden, dessen Chancen und Risiken noch weitgehend unbekannt sind. Bei Volkswagen ist man aber von den ungeheuren Möglichkeiten des Internets der Dinge überzeugt. Und deshalb werden Bereiche wie die Elektronikentwicklung schnell und mit Hochdruck ausgebaut. Rolf Zöller, Leiter der Elektronikentwicklung, ist stolz auf das bisher Erreichte und immer auch wieder erstaunt, wie seine hoch spezialisierten Mitarbeiter arbeiten und mit was sie sich beschäftigen. Das gilt übrigens auch für Konzernchef Herbert Diess, der sich gelegentlich auch die VR-Brille aufsetzt, sich hinter das Lenkrad des Simulationsstandes setzt und virtuell die Autobahn befährt.