Wolfsburg. Der Gewinn der Wolfsburger Wohnungsgesellschaft Neuland blieb 2022 hinter den Erwartungen zurück. Der Chef hofft auf politische Unterstützung.

Inflation, Baupreis- und Zinssteigerungen, höhere Betriebskosten, Materialknappheit – die aktuellen Krisen schaden der Neuland auch finanziell. Die kommunale Wohnungsgesellschaft, die in Wolfsburg mehr als 11.000 Wohnungen vermietet, schloss das Geschäftsjahr 2022 mit einem niedrigeren Überschuss ab, als erwartet. Mit 2,6 Millionen Euro blieb der Gewinn um eine halbe Million Euro hinter den Erwartungen zurück.

Gründe dafür waren laut einer Pressemitteilung des Unternehmens die weltweiten Krisen. Vermutlich auch in Folge der Pandemie zogen weniger Menschen nach Wolfsburg zu. Pendler kündigten ihre Zweitwohnungen, weil sie diese dank der Möglichkeit zum mobilen Arbeiten nicht mehr brauchen. Dies alles führte bereits 2021 zu einem lange nicht mehr erlebten Leerstand.

Nach der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Freitag bezeichnete die Aufsichtsratsvorsitzende Immacolata Glosemeyer 2022 als „sehr herausforderndes“ Jahr. „Wir sind mit einem hohen, marktbedingten Leerstand von etwa 580 Wohnungen gestartet und konnten diesen mit viel Engagement der Neuland-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bis zum Jahreswechsel wieder auf knapp 200 leere Wohnungen reduzieren“, resümierte sie.

Krisen schmälern Gewinn der Wolfsburger Neuland

Dank der Belegschaft und einer sehr stabilen Unternehmenslage habe diese Krise ebenso wie Probleme in Form explodierender Kosten im Energiesektor, bei den Zinsen und Baumaterialien gemeistert werden können. Die Neuland wird aufgrund der schlechten Haushaltslage der Kommune eine Million Euro an die Gesellschafter ausschütten. „Der restliche Gewinn fließt wieder in die Bestände”, so Glosemeyer.

Die Wiedervermietung leerstehender Wohnungen wurde durch die Zuwanderung aus der Ukraine erleichtert. „Der russische Angriffskrieg und die damit verbundene Unterbringung vieler geflüchteter Ukrainerinnen und Ukrainer hat sich mildernd auf den Leerstand ausgewirkt – viele der Kriegsgeflüchteten haben bei uns ein neues Zuhause gefunden“, erklärte Neuland-Geschäftsführer Hans-Dieter Brand. Mit vereinten Kräften seien sehr kurzfristig mehr als 100 Wohnungen ausgestattet und an Flüchtlinge übergeben worden. Laut Brand „ein echter Kraftakt“.

Höherer Leerstand, höhere Kosten, höhere Zinsen

Vollvermietung verzeichnet die Neuland bei ihrem Neubauprojekt „Am Finkenhaus“ in Detmerode. Die 61 Wohnungen sind alle vermietet, nur die Außenanlagen müssen jetzt noch fertiggestellt werden. 2020 hatte das Unternehmen dort eine Wohnanlage aus den 60er-Jahren abgerissen. Auch die Anlage Kurt 2.0, die das ehemalige Stufenhochhaus ersetzte, und die Gebäude im Fallersleber Kleekamp sind nach Angaben der Neuland voll vermietet.

9,9 Millionen Euro investierte die Neuland 2022 in den Neubau. Er wird aufgrund von Baukosten- und Zinssteigerungen immer teurer. Den geplanten Bau von rund 200 Wohnungen in Westhagen legte die Neuland deshalb auf Eis. 22,2 Millionen Euro steckte das Unternehmen in die Instandhaltung ihres Gebäudebestandes.

Neuland investiert Millionen in Bestand und Neubau

10,7 Millionen Euro wandte die Neuland für Modernisierungen auf – unter anderem im Vogtlandweg und Sachsenring, wo sie seit Jahren über 300 Wohnungen auf den neuesten Standard bringt. „Gemeinsam mit der N-Bank haben wir beim letzten Abschnitt im Sachsenring tolle Wohnungen für Menschen mit geringerem Einkommen geschaffen“, berichtet Neuland-Geschäftsführerin Irina Franz. Wer einen Wohnberechtigungsschein hat oder bekommen kann, hat noch eine Chance: Einige wenige der öffentlich geförderten Wohnungen am Laagberg sind noch frei. Das Projekt soll in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Die Durchschnittsmiete bei der Neuland erhöhte sich 2022 durch Neubau und Mietanpassungen von 6,32 auf 6,46 Euro pro Quadratmeter. Einen in einem Einwohnerantrag geforderten Mietenstopp bei der Neuland lehnte der Rat im März ab. Die Neuland wird in den kommenden Jahren eine halbe Milliarde Euro investieren müssen, um ihren Gebäudebestand klimaneutral zu machen und zu attraktivieren. Ohne Unterstützung von politischer Seite sei dies aber nicht zu stemmen, erklärt Neuland-Chef Hans-Dieter Brand.

Mehr Nachrichten aus Wolfsburg

Mehr wichtige Nachrichten aus Wolfsburg lesen:

Täglich wissen, was in Wolfsburg passiert: Hier kostenlos für den täglichen Wolfsburg-Newsletter anmelden!