Wolfsburg. Straßen und Gehwege in Ehmen und Mörse sind nach dem Verlegen der Glasfaserkabel nur provisorisch verschlossen worden. Das fordert jetzt die Stadt

Die Deutsche Glasfaser ist für den Ausbau des schnellen Internets in einigen Wolfsburger Ortsteilen verantwortlich. Beim Verlegen der Glasfaserkabel in Ehmen, Mörse und dem großen Wohngebiet Kerksiek wurden mehrere Fernwärme- und Trinkwasserleitungen beschädigt.

Schäden entstanden auch auf einigen Privatgrundstücken. Nach unserer Berichterstattung meldeten sich mehrere Leser und kritisierten, dass die Deutsche Glasfaser aufgebrochene Gehwege und Straßen nur unzureichend wieder verschlossen oder gesichert habe.

Anwohner in Mörse und Ehmen kritisieren Bauarbeiten der Deutschen Glasfaser

Olaf Stindl zeigte gleich mehrere Missstände auf und belegte diese mit Fotos. So stünden an der „Alten Braunschweiger Straße/Ecke Querbrakenring“ noch drei Absperrgitter, um die Fußgänger Slalom laufen müssten. „Insbesondere Kinder sind dabei sehr gefährdet, da sie für die Autofahrer hinter den Absperrungen quasi verschwinden“, schreibt der Mörser.

Aber auch Autofahrer riskierten auf den Straßen „Im Dorfe“ und „Alte Braunschweiger Straße“ Fahrzeugschäden, da die Straßenoberflächen nur notdürftig geflickt wurden. „Durch Regenfälle wurde die aufgefüllte Erde immer wieder aufgeweicht und ausgespült, so dass hier bis zu 20 Zentimeter tiefe Löcher entstanden sind“, berichtet Olaf Stindl.

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In ganz Mörse seien Fußwege zerstört worden. „Überall, wo keine Pflastersteine aufgenommen werden konnten, wurde der Fußweg aufgefräst und nach der Kabelverlegung nur wieder mit Schotter und Erde verfüllt“, kritisiert Stindl. Auch hier seien durch Regen gefährliche Unebenheiten und Stolperfallen entstanden.

Kerksiek-Bewohner fordert Stadt Wolfsburg zur Kontrolle auf

Ein Anwohner des Kerksieks (Name der Redaktion bekannt) bemängelt, dass nach dem Verlegen der Kabel die Pflasterarbeiten oft nur mangelhaft ausgeführt würden. „Beschädigte und zerbrochene Steine werden einfach wieder eingesetzt, Fugen werden nur unzureichend verfüllt, gepflasterte Flächen sacken bereits nach kurzer Zeit ab oder einzelne Steine stehen hervor“, kritisiert der Kerksiek-Bewohner.

Da für den Kerksiek die Anwohner für die Instandhaltung und Instandsetzung der Straßen und Gehwege zuständig seien, könnten deutliche Kosten auf diese zukommen. „Ich sehe hier die Stadt Wolfsburg als zuständige Kommune in der Pflicht, die Arbeiten zu überprüfen und Mängel zu rügen. Es kann nicht sein, dass die Deutsche Glasfaser hier ursprünglich intakte Pflasterungen in einem beschädigten Zustand hinterlässt.“

Stadt Wolfsburg spricht von „erheblichen Schäden“

Der Stadt Wolfsburg seien die Mängel auch aufgefallen, versichert Pressereferent Jan-Niklas Schildwächter auf Anfrage. Der Zustand der aufgebrochenen und nur provisorisch verschlossenen Straßen und Gehwege sei nicht ansprechend und am Rande der Verkehrssicherheit. „Auch deswegen hat die Stadt Wolfsburg dies bereits bemängelt und die Deutsche Glasfaser aufgefordert, die Stellen fachgerecht zu schließen und die Gefahrenstellen zu beseitigen“, schreibt Schildwächter. Aktuell kümmere sich die Deutsche Glasfaser um die Behebung. „Leider wurde das Bauverfahren mit der Stadt nicht abgestimmt. Dadurch ist es zu diesen erheblichen Schäden gekommen“, so Schildwächter weiter.

Aktuell verlegt die Deutsche Glasfaser im Kerksiek die Kabel, wie hier in der Straße Laagholz/Ecke Baumkamp.
Aktuell verlegt die Deutsche Glasfaser im Kerksiek die Kabel, wie hier in der Straße Laagholz/Ecke Baumkamp. © Wolfsburger Nachrichten | Markus Kutscher

Sobald die Straßen durch die Deutsche Glasfaser wieder hergestellt wurden, werde der Geschäftsbereich Straßenbau der Stadt Wolfsburg diese kontrollieren und gegebenenfalls beanstanden. Anwohner können Mängel beim GB Straßenbau entweder direkt per Mangelmelder, per E-Mail oder auch über die Service-Hotline melden, betont Schildwächter.

LSW: Mehrere Trink- und Fernwärmeleitungen wurden beschädigt

Wie die LSW auf Anfrage mitteilte, sind allein im Bereich Ehmen/Mörse, wo die Deutsche Glasfaser tätig ist, bisher acht Beschädigungen von Fernwärme- und Trinkwasserleitungen dokumentiert. Dies passiere in der Regel durch Pressungen mit Erdraketen. Die Glasfaserleitungen werden etwa in 40 Zentimeter Tiefe verlegt, um Schäden an tiefer verlegten Fremdleitungen zu vermeiden, erläutert Kristin Hackhe von der Deutschen Glasfaser. Im Vorfeld würden zentrale Planunterlagen, in denen kritische Leitungen wie Strom, Gas, Wasser verzeichnet sind, eingeholt und jeder Kolonne zur Verfügung gestellt. Die Lage der Leitungen werde vor Baubeginn auf der Oberfläche markiert. „Häufiger Grund von Schäden an Fremdleitungen sind Planunterlagen mit fehlerhaften Angaben zur Verlegetiefe“, meint Hackhe und fügt hinzu: „Bei einem Ausbau einer etwa 70 Kilometer langen Leitungsstrecke und mehr als 4000 Glasfaseranschlüssen wie in Ehmen/Mörse lassen sich aufgrund der Größe und Komplexität des Projektes und trotz präventiver Maßnahmen Schäden nicht immer gänzlich vermeiden.“

Ehmer spricht von hoher Risikobereitschaft und Sorglosigkeit

Ein Leser aus Ehmen (Name der Redaktion bekannt) bezeichnet die hohe Anzahl an Pressungen knapp über den Leitungen der anderen Versorgungsträger als „erhebliche Risikobereitschaft und vorsätzliche Sorglosigkeit“. Die entstandenen Schäden im Nachhinein mit fehlenden Angaben zur Tiefenlage zu entschuldigen, lasse er nicht gelten. „Es gibt seit vielen Jahren die Regelverlegetiefen der einzelnen Versorgungsleitungen. Aber wie sich das Oberflächenniveau im Laufe der Zeit durch Änderungs- und Anpassungsmaßnahmen verändert, wird dem einzelne Versorgungsträger meist nicht gewahr.“ Zudem habe er in der gesamten Bauzeit noch keinen Bauarbeiter mit einem Lageplan der bestehenden Leitungen vor Ort gesehen. „Einmessarbeiten für die Lagepläne der neuen Glasfaserkabel sind mir bisher auch nicht aufgefallen“, sagt der Ehmer.

Dann sollen Ehmen und Mörse an das Glasfasernetz angeschlossen sein

Bleibt zu hoffen, dass weitere Schäden ausbleiben und die Haushalte bald alle ans Glasfasernetz angeschlossen sind. In Ehmen und Mörse soll dies in der 34. Kalenderwoche der Fall sein, also spätestens in der letzten Augustwoche. In Süfeld habe der Tiefbau im April begonnen und werde voraussichtlich im August beendet sein. In Kästorf, Warmenau, Vorsfelde-Bürgerkampe und Vorsfelde-Süd soll es im Juli losgehen und bis November dauern, sagt Kirstin Hackhe von der Deutschen Glasfaser.

Olaf Stindl aus Mörse ist genervt von der langen Wartezeit. Die Hausbegehung sei bereits im November 2021 erfolgt, mit der Perspektive des Glasfaser-Anschlusses im Sommer 2022. „Nun ist es fast ein Jahr später und die Deutsche Glasfaser spricht von einem planmäßigen Anschluss aller Haushalte in KW 34. Das klingt in den Ohren der Kunden fast wie Hohn.“

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