Wolfsburg. Die Stadt will an einer berüchtigten Kreuzung mit einer dritten Blitzer-Säule aufrüsten. Und es gibt Fortschritte im Bemühen um mehr Tempo-30-Zonen.

Noch eine Blitzer-Säule im Kampf gegen Tempo- und Rotlicht-Sünder am berüchtigten St.-Annen-Knoten? Und das für üppige 135.000 Euro – trotz leerer Stadtkasse? Die Politik ist ganz auf der Seite der Stadtverwaltung, was das in der Öffentlichkeit durchaus umstrittene Vorhaben zur Verbesserung der Verkehrssicherheit betrifft.

„Das ist völlig unbestritten eine Unfallhäufungsstelle, schon seit langem“, schickte Ordnungsdezernent Andreas Bauer vorweg, als es am Mittwoch im Bürgerdienste-Ausschuss um die Beschlussvorlage für einen dritten Geschwindigkeits- und Rotlicht-Blitzer an der berüchtigten Kreuzung ging. Die am Ende alle Fraktionen empfahlen.

Vor drei Jahren ließ die Stadt am St.-Annen-Knoten die ersten beiden kombinierten Tempo- und Rotlicht-Blitzer installieren.
Vor drei Jahren ließ die Stadt am St.-Annen-Knoten die ersten beiden kombinierten Tempo- und Rotlicht-Blitzer installieren. © regios24 (Archiv) | Darius Simka

Stadt Wolfsburg mit Effekt der ersten Blitzer-Säulen zufrieden

Es sei schon bei der Installation der ersten beiden kombinierten Blitzer-Säulen am St.-Annen-Knoten vor drei Jahren vorgesehen gewesen, die Situation zu beobachten und gegebenenfalls eine dritte Anlage aufzustellen. Die ersten zwei Messanlagen auf der Kreuzung hätten einen positiven Effekt, „das hat sich bewährt“, sagte der Dezernent.

Mit Blitzer Nummer drei soll künftig auch die Fahrtrichtung Westen – also der Verkehr von der Dieselstraße zur Heßlinger Straße – überwacht werden. Wie die Verwaltung auf Anfrage unserer Zeitung bereits erklärt hatte, sei ein Aufrüsten der beiden vorhandenen Säulen zur Kontrolle weiterer Fahrspuren technisch nicht möglich.

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High-End-Blitzgerät soll auf Kreuzung St.-Annen-Knoten

Den genauen geplanten Standort für das High-End-Blitzgerät, das laut Verwaltung bei einem entsprechenden Ratsbeschluss frühestens im Herbst in Betrieb gehen kann, zeigte der Bürgerdienste-Geschäftsbereichsleiter Jens Krause den Ausschussmitgliedern anhand eines Stadtplan-Auszugs: Die Säule soll auf der Kreuzung auf der kleinen Grünfläche nahe der Polizei aufgestellt werden: zwischen den von der Berliner Brücke kommenden Geradeaus-Fahrspuren in Richtung Süden/Berliner Ring und den Rechtsabbieger-Spuren in Richtung Westen/Heßlinger Straße.

Die beiden schon vorhandenen Blitzer-Säulen am St.-Annen-Knoten kontrollieren den Verkehr in Richtung Berliner Brücke und die Fahrzeuge, die von der Dieselstraße (hinten) nach links auf den Berliner Ring abbiegen.
Die beiden schon vorhandenen Blitzer-Säulen am St.-Annen-Knoten kontrollieren den Verkehr in Richtung Berliner Brücke und die Fahrzeuge, die von der Dieselstraße (hinten) nach links auf den Berliner Ring abbiegen. © regios24 (Archiv) | Darius Simka

Der Effekt durch die beiden ersten Blitzer-Säulen ist laut Krause deutlich: Insbesondere „auffällige Unfälle mit Personenschäden“ habe man „nahezu auf null gebracht“. Sein Fazit: „Es gibt noch Unfälle und Rotlicht-Verstöße – aber nicht auf den überwachten Spuren.“

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Mit drittem Blitzer will Stadt auch verstopfte Kreuzung freihalten

Vom dritten Blitzer erhofft sich die Verwaltung auch, dass er aufgrund der Kombination aus Tempo- und Rotlicht-Kontrolle verhindert, dass bei stockendem oder stehendem Verkehr weiter Autos auf die Kreuzung fahren und alles verstopfen. Auch für Einsatzfahrzeuge der nahen Polizei und Feuerwehr ist das ein Problem. Und der Effekt werde auch zu einer Verbesserung des Verkehrsflusses auf der Berliner Brücke führen, ist die Stadt überzeugt.

„An dieser Stelle gibt’s doch gar keine Diskussion“, signalisierte Ralf Mühlisch für die SPD klare Zustimmung. „Polizei, Feuerwehr – alle müssen da lang. Das ist die Haupt-Kreuzung in Wolfsburg, die muss immer frei sein.“

135.000 Euro für Radar-Anlage trotz leerer Stadtkasse

Vize-Ausschussvorsitzender André Schlichting (CDU) merkte an, dass 135.000 Euro für die dritte stationäre Radar-Messanlage – davon allein 40.000 Euro für Fundament, Aufbau und dergleichen – angesichts der angespannten Haushaltssituation der Stadt „eine Stange Geld“ seien. Daher wollte er wissen, ob es möglich ist, an anderer Stelle zur Entschärfung noch eine weitere Säule aufzustellen und die Blitzer-Technik zwischen dieser und der dritten Säule am St.-Annen-Knoten auszutauschen. Ohne dass die Verkehrsteilnehmer etwas merken.

Laut Bürgerdienste-Leiter ist das innerhalb einer Stunde relativ einfach machbar. „Das ist die gleiche Technik, die wir in den Blitzer-Anhängern verwenden“, verriet er. Die Säule selbst zu versetzen oder zu drehen, wäre dagegen ein Problem. Krause dazu: „Dann müssten wir die Anlage nach jeder Bewegung neu eichen lassen, damit sie gerichtsfest ist.“

Die Stadt möchte dem Wunsch vieler Bürger nachkommen können, mehr Strecken oder Zonen mit Tempo 30 einzurichten, so wie hier auf der Ortsdurchfahrt in Kästorf. Bisher gibt es dafür hohe Hürden.
Die Stadt möchte dem Wunsch vieler Bürger nachkommen können, mehr Strecken oder Zonen mit Tempo 30 einzurichten, so wie hier auf der Ortsdurchfahrt in Kästorf. Bisher gibt es dafür hohe Hürden. © regios24 | Helge Landmann

Fortschritte bei Initiative für mehr Tempo 30

Ebenfalls zum Thema Geschwindigkeit präsentierte Stadtrat Bauer anschließend einen Zwischenstand, was Tempo 30 betrifft. Vor zwei Jahren war die Stadt der bundesweiten Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ beigetreten, inzwischen seien es fast 600 Städte und Gemeinden. Das Ziel umriss der Dezernent so: Städte sollen einfacher in die Lage versetzt werden, dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer anzuordnen, wo sie es sinnvoll finden.

„Es geht um mehr Befugnisse für die Kommunen. Bisher sind wir vor viele Hürden gestellt“, betonte Bauer und versicherte: „Wir können die Wünsche von Anwohnern verstehen.“ Die fordern nämlich mehr Tempo-30-Strecken fordern. Ein wichtiges Signal sei jetzt gesetzt: Nach der Verkehrsminister-Konferenz der Länder gebe es nun einen Appell ans Bundesverkehrsministerium, dem Wunsch der Kommunen nachzukommen.

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