Wolfsburg. Kein Fleisch, keine Eier, keine Milch: Veganer verzichten auf tierische Produkte. Doch ist das gesund? Eine Wolfsburger Ernährungsberaterin klärt auf.

Die Zahl der Menschen in Deutschland, die sich selbst als Veganerin oder Veganer einordnen, lag 2020 laut einer Marktanalyse bei 1,41 Millionen. Damit entschieden sich mehr Personen als noch im Jahr 2019 für eine rein pflanzliche Ernährung. Das heißt: kein Fleisch, keine Eier, keine Milch, kein Honig.

Doch ist eine vegane Ernährung gesund oder kommt es schnell zum Nährstoffmangel? Alina Gummert ist vegane Ernährungsberaterin und klärt im Interview über die wichtigsten Fragen zum Veganismus auf. Die Wolfsburgerin lebt seit fast acht Jahren vegan und hat sich vor zwei Jahren als Ernährungsberaterin selbstständig gemacht.

Ist eine vegane Ernährung denn gesund oder ungesund – oder

lässt sich das so pauschal gar nicht sagen?

Vegane Ernährung kann sowohl gesund als auch ungesund sein. Es kommt immer darauf an, was man isst. Wenn ich jeden Tag Pommes und vegane Tiefkühlpizza zu mir nehme, ist das ungesund. Wenn ich hingegen viel Obst und Gemüse sowie vollwertige Lebensmittel esse, ist das natürlich gesünder. Das kann man so pauschal also nicht sagen. Die Tendenz geht eher dahin, dass sich Veganerinnen und Veganer intensiver mit ihrer Ernährung auseinandersetzen, ihre Blutwerte regelmäßig überprüfen lassen und Nährstoffmängel so schneller erkennen.

Alina Gummert gießt rote Linsen in ein Sieb. Sie sind ein Beispiel für pflanzliche Proteine.
Alina Gummert gießt rote Linsen in ein Sieb. Sie sind ein Beispiel für pflanzliche Proteine. © regios24 | LARS LANDMANN

Ist an dem Vorurteil, dass Veganer an Nährstoffmangel leiden, denn was dran?

Prinzipiell kann jeder Mensch einen Nährstoffmangel aufweisen, das hängt von der Ernährung ab, aber auch von Vorerkrankungen. Veganerinnen und Veganer sollten ein paar Nährstoffe im Blick haben und beispielsweise Vitamin B12 supplementieren (Nährstoffe ergänzen, Anmerkung der Redaktion), da dieser wichtige Nährstoff in Pflanzen nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden ist. Ansonsten sind alle Nährstoffe, die der Körper braucht, in Pflanzen enthalten, deshalb kann man mit ein bisschen Wissen problemlos vegan leben. Hülsenfrüchte enthalten zum Beispiel viele Proteine, Eisen und Zink. Wenn eisen- und zinkhaltige Produkte mit Vitamin-C-haltigen Lebensmitteln kombiniert werden – beispielsweise Kichererbsenhummus mit Paprika – kann der Körper das pflanzliche Eisen besser aufnehmen. Grundsätzlich muss man auf ein paar Dinge achten, wenn man sich pflanzlich ernährt. Das möchte ich nicht leugnen, aber es lohnt sich auch generell, sich mit Ernährung und Nährstoffen auseinanderzusetzen.

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Warum glauben Sie, gibt es so viele Vorurteile gegenüber Veganerinnen und Veganern?

Ich glaube, dass Menschen grundsätzlich skeptisch dem gegenüber sind, was sie nicht kennen und was die eigenen Glaubenssätze hinterfragt. Ich kann mir auch vorstellen, dass sich viele Menschen angegriffen fühlen, weil sie denken, ihre eigene Lebensweise wird in Frage gestellt.

Ist eine vegane Ernährung denn für alle Menschen geeignet?

Dazu gibt es unterschiedliche Positionen der Ernährungsgesellschaften. Ich persönlich bin der Meinung, dass eine vegane Ernährung mit guter Planung in jeder Lebensphase möglich ist – inklusive Schwangerschaft, Stillzeit und Kindheit. In einer Schwangerschaft besteht generell ein erhöhter Nährstoffbedarf. Auch hier gilt als schwangere Veganerin: zusätzlich Vitamin B12 supplementieren und wichtige Nährstoffe im Blutbild überprüfen lassen.

Warum fällt es vielen so schwer, auf Fleisch und Fisch zu verzichten?

Letztendlich ist es eine Sache der Gewohnheit. Viele sagen „Das schmeckt so gut“ oder „Ich brauche das für meinen Sport“. Wir Menschen wollen keine Veränderungen, das ist für unser Gehirn anstrengend. Wir möchten, dass alles so bleibt wie bisher, damit fühlen wir uns sicherer. Das läuft alles unterbewusst. Früher war aber auch die Verfügbarkeit veganer Produkte nicht so wirklich gegeben. Das hat sich zum Glück geändert.

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