Kiel. Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig feiert zum Rückrundenauftakt einen Dreier bei Spitzenreiter Kiel. Die Leistung stimmt.

Die zwei Spiele vor der Winterpause gegen Wiesbaden (3:1) und Kaiserslautern (2:1) hatte Eintracht Braunschweig jeweils nach einem Rückstand noch für sich entschieden. Bei Zweitliga-Spitzenreiter Holstein Kiel gelang zum Jahresauftakt das gleiche Kunststück. Vor 15.034 Zuschauern im Holstein-Stadion gab es am Freitagabend ein 2:1 (1:1).

Die Partie im hohen Norden begann für die Mannschaft von Trainer Daniel Scherning aber erstmal bescheiden. Nach einer Mini-Druckphase der Braunschweiger übernahmen die Hausherren das Kommando. Mit der breiten Brust eines Topteams traten die Störche auf und bereiteten der Eintracht arge Probleme. Die ersten Angriffswellen überstand die anfangs verunsicherte Defensivabteilung noch, dann führte ausgerechnet eine eigene Offensivaktion zum Rückstand.

Steven Skrzybski narrt Eintracht Braunschweigs Torhüter

Nach einem Braunschweiger Eckball rannte Kiels Steven Skrzybski plötzlich allein in Richtung der Mittellinie. Marvin Rittmüller versuchte noch, den Stürmer zu stören, doch der zog aus großer Distanz ab. Die Bogenlampe senkte sich ins Tor (11.). Schon einmal in dieser Saison, beim 2:1-Erfolg gegen Paderborn, hatte Skrzybski einen solchen Treffer erzielt. Eintracht-Schlussmann Ron-Thorben Hoffmann stand zu weit vor dem Kasten, war am Ende der Szene der Dumme, aber der Gegentreffer hätte aus einem eigenen Standard nie und nimmer entstehen dürfen. Konterabsicherung? Fehlanzeige.

Skrzybski wäre wenig später beinahe noch einmal ein ähnliches Kunststück gelungen, doch diesmal lenkte Hoffmann den Ball über die Latte. Der 24-Jährige machte eine überragende Partie, entschärfte viele Schüsse der Kieler. Einen Versuch Timo Beckers kratzte er gerade noch so aus dem Winkel – eine Wahnsinnsparade. Wie er zudem kurz vor dem Ende erneut gegen Becker hielt, war noch stärker.

Erst nach einer halben Stunde erklärten die Braunschweiger die Winterpause für beendet. Die passablen Chancen durch Johan Gomez und Rayan Philippe nach Hereingaben von links nutzte Schernings Team zu Beginn nicht, dafür gab es dann eine Kopfball-Möglichkeit durch Hasan Kurucay. Und kurz vor der Pause den etwas überraschenden Ausgleich.

Rayan Philippe mit zwei Scorerpunkten für Eintracht

Nach einem Gewaltschuss des Kielers Finn Porath rollte der Konter. Kein Kieler konnte den flinken Philippe aufhalten. Der Franzose legte den Ball überlegt in den Rücken der Abwehr, und von dort vollendete Fabio Kaufmann eiskalt. Es war das fünfte Saisontor des Deutsch-Italieners. Nie zuvor in seiner Karriere hat Kaufmann in Liga 2 mehr Tore in einer Saison erzielt. Der persönliche Torrekord ist eingestellt.

Kurz nach dem Seitenwechsel ging es für Abwehrchef Ermin Bicakcic nicht weiter. Früh in der Partie hatte es für ihn eine Verletzungsunterbrechung gegeben. Der Routinier machte zunächst weiter, wurde nach 54 Minuten aber durch den nach dem Jahreswechsel erstarkten Sebastian Griesbeck ersetzt.

Bicakcic hatte sich gerade hingesetzt, da durfte er schon wieder zum Jubeln aufspringen. Nach einem Einwurf von Kaufmann verlängerten Robert Ivanov und Robin Krauße. Am Ende der wilden Szene köpfte Gomez den Ball zu Philippe. Der formstarke Stürmer vollendete zum 2:1 (56.). Die mitgereisten Braunschweiger Fans wurde warm ums Herz trotz des nasskalten Januar-Wetters.

Doch noch hatte die Eintracht mehr als eine halbe Stunde zu überstehen. Mehrfach war Hoffmann in dieser Phase zur Stelle. Und auf der Gegenseite vergaben Anton Donkor und Philippe jeweils eine mögliche Vorentscheidung.

Aus dem zu Beginn reichlich nervösen Auftritt wurde mit der Zeit ein starker der Eintracht beim aktuellen Liga-Primus. Die Kieler hatten zuletzt Ende Oktober gegen Nürnberg ein Spiel verloren und seither einmal Remis gespielt und fünfmal am Stück gewonnen – diese Serie beendeten die Braunschweiger und führten die eigene fort.

Mittlerweile spielte auch Neuzugang Niklas Tauer für Eintracht. Er stand ebenso im Kader wie Stürmer Anthony Ujah. Der Nigerianer war erstmals seit seiner Schultereckgelenksprengung aus dem September wieder dabei. Auch ihm gewährte Scherning kurz vor Schluss noch ein paar Minuten.

Der erfahrene Angreifer kann in der Rückrunde eine wichtige Alternative werden. Ohne gleich in Hochmut zu verfallen, lässt sich zum Jahresstart konstatieren: Die Eintracht ist, Stand jetzt, bereit für den Kampf um den Klassenerhalt. Auch wenn Hoffmann in der Nachspielzeit noch einmal in allerhöchster Not retten musste.