Braunschweig. Nachdem Eintracht Braunschweigs Jahreshauptversammlung abgebrochen wurde, folgt Sonntag die Neuauflage. Das sind die wichtigsten Themen.

Eigentlich sollte die Jahreshauptversammlung bei Eintracht Braunschweig schon längst durch sein. Am 17. November war im Business-Bereich des Eintracht-Stadions alles bereitet – nur die Technik streikte. Nach dem Abbruch starten die Blau-Gelben am Sonntag (21. Januar) einen neuen Versuch, dieses Mal von 14 Uhr an in der Volkswagen Halle. Dann stellt sich die amtierende Präsidentin Nicole Kumpis mit ihrem Team zur Wiederwahl. Auch in der Neuauflage birgt die Mitgliederversammlung noch Brisanz. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten in einem FAQ zusammengefasst.

Warum wurde die Eintracht-JHV abgebrochen?

Nach rund 90 Minuten war die Mitgliederversammlung am 17. November abgebrochen worden. Grund dafür waren technische Probleme. In der hybriden Veranstaltung konnten sich die von außerhalb digital zugeschalteten Mitglieder nicht einwählen und somit in den wichtigsten Tagesordnungspunkten nicht abstimmen. Nach unseren Recherchen kostet so eine Jahreshauptversammlung einen mittleren fünfstelligen Betrag.

Wer steht bei Eintracht Braunschweig zur Wahl?

Für das wichtigste Amt im Gesamtverein gibt es nur eine Bewerberin. Nicole Kumpis stellt sich zur Wiederwahl. Sie hatte sich bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Frühjahr 2022 gegen Axel Ditzinger durchgesetzt und ist in Deutschland die einzige Frau, die dieses Amt bei einem Verein bekleidet, der auch im Profi-Fußball im Wettbewerb steht. Auch Uwe Fritsch kandidiert erneut als Erster Vizepräsident. Gleiches gilt für Bettina Heinicke. Sie möchte Vizepräsidentin Abteilungen werden.

Aber auch zwei neue Bewerber gehen ins Rennen. Für den Posten des Vizepräsidenten Finanzen tritt Dr. Thies Vogel an. Er möchte die Nachfolge von Rainer Cech antreten, der dieses Amt seit Anfang des Jahres 2008 innehatte. Ebenfalls nicht mehr antreten wird Benjamin Kessel. Der 36-Jährige ist mittlerweile in der Kapitalgesellschaft zum Sportdirektor aufgestiegen und hat seit der Freistellung von Peter Vollmann die sportliche Leitung des Fußball-Zweitligisten übernommen. Statt Kessel stellt sich mit Ken Reichel ein anderer Ex-Spieler mit hohem Ansehen bei den Fans zur Wahl zum Vizepräsidenten Fußball. Robert Beuse hatte seine Bewerbung noch vor der Versammlung im November zurückgezogen.

Nach der abgebrochenen JHV im November hatte der Vorstand von Eintracht Braunschweig beschlossen, erneut eine Bewerbungsfrist für andere Kandidaten zu setzen. Einen Bewerber für das Präsidentenamt habe es demnach gegeben. Dieser ist aber vom Wahlausschuss abgelehnt worden. Wer der Bewerber war, ist nicht bekannt.

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Wie bleibt Nicole Kumpis Eintracht-Präsidentin?

Um weiterhin Präsidentin des BTSV Eintracht von 1895 e.V. zu bleiben, benötigt Kumpis eine absolute Mehrheit, also mehr als 50 Prozent der Stimmen der Mitglieder.

Was geschieht, wenn Nicole Kumpis keine Mehrheit bekommt?

Gelingt es der amtierenden Präsidentin nicht, die nötige Stimmenmehrheit auf sich zu vereinen, bleibt sie kommissarisch so lange im Amt, bis Neuwahlen durchgeführt worden sind. Für jeden Bewerber und jede Bewerberin um ein Amt im Präsidium wird einzeln abgestimmt. Das heißt, selbst wenn Kumpis es nicht schaffen sollte, könnten die übrigen Präsidiumsplätze bereits belegt werden.

Fraglich ist nur, ob die anderen ihre Ämter dann antreten würden. Sie hätten auch die Möglichkeit zu verzichten.

Wie viele Eintracht-Mitglieder sind stimmberechtigt?

6585 Mitglieder zählte Eintracht Braunschweig im September. Stimmberechtigt für die Wahlen sind 2659 davon. Nur wer mindestens drei Monate vor der Abstimmung in den Verein eingetreten und mindestens 18 Jahre alt ist, ist auch stimmberechtigt. Fördermitglieder dürfen nicht abstimmen.

Welche Anträge sind bei der Eintracht-JHV geplant und wie lautet die Tagesordnung?

Die Mitglieder sollten sich auf einen langen Tag einstellen. Die JHV wird um 14 Uhr beginnen – wir berichten im Live-Ticker. Dann stehen folgende 17 Punkte auf der Tagesordnung:

1. Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit der Versammlung

2. Gedenken an die Verstorbenen

3. Genehmigung des Protokolls der ordentlichen Mitgliederversammlung vom 29. November 2022

4. Genehmigung des Protokolls der ordentlichen Mitgliederversammlung vom 17. November 2023

5. Ehrungen

6. Feststellung der stimmberechtigten Mitglieder

7. Berichte des Präsidiums

8. Entgegennahme des Jahresabschlusses 2022/2023

9. Bericht der Rechnungsprüfer

10. Bericht des Aufsichtsrates der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA sowie der Eintracht Braunschweig Management GmbH

11. Aussprache zu den Berichten

12. Entlastung des Präsidiums

13. Entlastung des Aufsichtsrates der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA sowie der Eintracht Braunschweig Management GmbH

14. Änderungen der Satzung des BTSV Eintracht von 1895 e.V.

15. Neuwahl des Präsidiums, des Vorstands, des Ehrenrates und der Rechnungsprüfer

16. Verkauf eines vereinseigenen Grundstücks

17. Sonstige Anträge

18. Verschiedenes

Einige Anträge sind bereits geplant. So ist angedacht, die Amtszeit des Präsidiums zu verlängern, sofern die Mitglieder zustimmen. Auch sollen künftige Präsidiumskandidaten offenbar für eine gewisse Zeit Vereinsmitglied sein, bevor sie zur Wahl antreten dürfen. Zudem könnte eine feste Regel zur Abberufung von Präsidiums- und Aufsichtsratsmitgliedern eingeführt werden.

Warum birgt die Jahreshauptversammlung Brisanz?

Die erste Amtszeit von Kumpis wird durchaus ambivalent betrachtet. In den Abteilungen genießt sie weitgehend Rückhalt – eben weil die Präsidentin Wert darauf legt, sich für den gesamten Verein einzusetzen und nicht vorrangig für die Fußballer.

Genau das aber wird ihr an anderer Stelle negativ ausgelegt. Viele Eintracht-Fans beanstanden, Kumpis würde sich zu Belangen des Zweitliga-Teams zu wenig einbringen. Ihre Vorgänger – wie etwa Sebastian Ebel – waren an dieser Stelle deutlich präsenter. Zumal der Präsident oder die Präsidentin automatisch auch einen Platz im Aufsichtsrat der Profi-Kicker bekommt. Zudem wird Kumpis mangelnde öffentliche Kommunikation vorgeworfen, zum Beispiel in Bezug auf das sportliche Strategiekonzept.

Der Tabellenstand der Fußballer und die Entwicklung rund um das Team sind auch immer Faktoren im Stimmungsbarometer vor den Mitgliederversammlungen. Und da sieht‘s aktuell wieder etwas besser aus – zumindest im Vergleich zum November. Der Abstieg in die Drittklassigkeit droht zwar noch immer, die Ausgangslage aber hat sich gebessert. Vor wenigen Monaten noch befand sich die Kapitalgesellschaft auch personell im Chaos. Mit den ersten Erfolgen von Daniel Scherning als neuem Trainer und Kessel als hauptverantwortlichem Sport-Chef haben sich die Wogen etwas geglättet.

Dennoch: Mit dem Ex-Sportgeschäftsführer Peter Vollmann hat der Klub zwar denjenigen rausgeschmissen, der von den Fans als Hauptverantwortlicher für die sportliche Misere ausgemacht worden ist. Dafür stehen jetzt aber die anderen Teile der Führungsriege stärker im Fokus – und dazu zählt Kumpis, aber auch der gesamte Aufsichtsrat. Der nämlich muss sich den Vorwurf gefallen lassen, bei seinen Personalentscheidungen in der Vergangenheit längst nicht immer ein glückliches Händchen gehabt zu haben.

Selbst unter Eintracht-Legenden machte sich im November noch Sorge breit. So forderte etwa Meister-Torwart Horst „Luffe“ Wolter damals das Präsidium und den Aufsichtsrat dazu auf, den Weg für einen Neuanfang freizumachen. Bereits durch den Wahlausschuss soll Kumpis nicht ohne Gegenstimmen gekommen sein.