Braunschweig. Im Kellerduell gegen den VfL Osnabrück zeigt Eintracht Braunschweig eine Leistungssteigerung - und gewinnt per Last-Minute-Tor mit 3:2.

Die Ansagen aus der Südkurve vor dem Spiel waren unmissverständlich. Auf Spruchbändern hatten zwei Botschaften adressiert an die Spieler von Eintracht Braunschweig gestanden: „Wie sollen wir an Euch glauben, wenn ihr es selbst nicht tut?“ und „Zerreißt Euch, oder verpisst Euch“.

Was Leistungsbereitschaft und Herzblut betrifft, machten die Zweitliga-Fußballer beim Debüt von Trainer Daniel Scherning einen großen Schritt nach vorne. Die 20.378 Zuschauer im Eintracht-Stadion belohnten das mit starker Unterstützung. Ein Sieg war eigentlich alternativlos, um im Abstiegskampf der 2. Bundesliga nicht völlig den Anschluss zu verlieren. Und in der Nachspielzeit besorgte Ermin Bicakcic das 3:2 aus dem Gewühl heraus. Zuvor hätten zwei Strafstöße den Löwen fast die Stimmung vermiest.

Scherning setzte wider den Erwartungen nicht auf sein favorisiertes 4-3-3-System. Im Tor führte an Ron-Thorben Hoffmann kein Weg vorbei. Davor startete die Dreierkette mit Robert Ivanov, Saulo Decarli und Ermin Bicakcic. Vizekapitän Robin Krauße gab die alleinige Sechs, Thorir Helgason und Fabio Kaufmann bekleideten die Achter-Positionen. Anton Donkor auf links und Marvin Rittmüller auf rechts beackerten die Außenbahnen. Und vorne stürmte Johan Gomez neben Florian Krüger.

Eintracht Braunschweig geht gegen Osnabrück verdient in Führung

Und so beschäftigte eine wie ausgewechselt wirkende Braunschweiger Mannschaft die schwachen Gäste gut. Die Leistung war um Welten besser als der mutlose Auftritt beim 0:2 im Derby eine Woche zuvor. Folgerichtig belohnte die Eintracht sich mit der Führung durch Gomez. Der US-Amerikaner hielt nach einer Flanke von Krauße den Schlappen hin und erzielte sein 1. Pflichtspieltor für die Eintracht (11.). Ex-Löwe Oumar Diakhite sah in dieser Situation schlecht aus.

Scherning hatte dem Eintracht-Spiel mehr Aktivität verliehen und trotzdem die schnellen Umschaltmomente beibehalten. Mehrfach schlugen Braunschweiger Akteure den Ball in den freien Raum und erzwangen im Anschluss Ballgewinne tief in der gegnerischen Hälfte. Dennoch lief nicht alles perfekt. Es gab nach dem Führungstreffer viele Minuten lang zu wenig Entlastung, die Hausherren waren viel zu passiv und ließen schlechte Osnabrücker ins Spiel kommen.

Doch es waren auch einzelne Spieler dabei, die man positiv herausheben konnte. Donkor zeigte eine lange vermisste Griffigkeit und gutes Timing in seinen Defensivaktionen. Decarli und Bicakcic sorgten mit klaren Aktionen und einfachen Kommandos für Ruhe auf dem Platz. Der dritte Innenverteidiger Ivanov holte sich dagegen früh die Gelbe Karte ab und wurde noch vor der Pause von Scherning aus dem Spiel genommen. Sebastian Griesbeck kam in die Partie, in der die Teamärzte und Physiotherapeuten zahlreiche Einsätze auf tiefem Boden hatten.

Ron-Thorben Hoffmann holt den VfL Osnabrück zurück ins Spiel

Kurz vor dem Halbzeitpfiff besaß die Eintracht eigentlich noch mehrere Gelegenheiten, ihre Führung auszubauen. Die schlechteste Offensive der Liga machte in dieser Phase ihrem Ruf aber alle Ehre. Und hinten holte Torhüter Hoffmann die Gäste mit einer leichtsinnigen Aktion zurück ins Spiel. An der Torauslinie weit draußen in seinem Sechzehner lief er in Richtung Ball, Florian Kleinhansl spritzte dazwischen und holte einen am Ende berechtigten Foulelfmeter für den VfL heraus. Ex-Bayern-Talent Michaël Cuisance verwandelte eiskalt, obwohl Eintrachts Schlussmann die Ecke geahnt hatte (45.+4).

Schiedsrichter Florian Lechner hatte sich lange mit dem VAR beraten, aber seine erste Entscheidung nicht zurückgekommen. Das war richtig. In Braunschweig besitzt er keine Lobby. Beim 1:1 gegen St. Pauli in dieser Saison und beim 1:1 in Karlsruhe in der Spielzeit zuvor war Lechner jeweils im Einsatz, als die Braunschweiger aufgrund strittiger Schiedsrichter- beziehungsweise VAR-Entscheidungen wichtige Punkte verwehrt blieben.

Der ehemalige Eintracht-Spieler und heutige Osnabrück-Coach Tobias Schweinsteiger hatte sein Team für Durchgang 2 besser eingestellt, trotzdem dominierte Braunschweig. Doch vieles geriet im letzten Drittel zu ungenau. Osnabrück hätte schon früher eine Gelb-Rote Karte kassieren können, als der bereits verwarnte Diakhite Gomez stoppte. Doch erst Torschütze Cuisance sah nach einem Foulspiel in der Eintracht-Hälfte die Ampel-Karte. 30 Minuten war Braunschweig nun in Überzahl, sah sich jedoch zunächst wütend anrennenden Gästen ausgesetzt.

Anton Donkor bringt Eintracht Braunschweig wieder in Führung

Aber in der 72. Minute belohnte sich die Eintracht dann doch. Rittmüller hatte nach eigenem Fehlpass stark nachgesetzt und Gomez im Strafraum gesucht. Der leitete den Ball mit der Sohle weiter. Und am zweiten Pfosten krönte Donkor seine starke Vorstellung an seinem 26. Geburtstag mit einem Abstaubertor zum 2:1.

Eintracht schlug in den Schlussminuten regelmäßig die Bälle aus der Gefahrenzone. Doch Osnabrück bekam noch einmal die Chance auf den Ausgleich. Nach einem Eckball bekam Donkor den Ball an die Hand. Lechner zeigte wieder auf den Elfmeterpunkt, sah sich die Szene aber noch einmal am Bildschirm vor der Gegengerade an. Und er blieb bei seiner Entscheidung. Erik Engelhardt stellte auf 2:2 (87.). Doch noch war nicht Schluss. Eisen-Ermin Bicakcic wühlte den Ball in der Nachspielzeit ins Osnabrücker Tor (90.+8). Und nach minutenlangem VAR-Check war direkt Schluss. Heimsieg. Ein lange vermisstes Gefühl ist zurück an der Hamburger Straße.