Braunschweig. Der Trainer des VfL Osnabrück spielte einst für Eintracht Braunschweig. Ein Spiel einer blöden Saison blieb besonders in Erinnerung.

In der Saison 2006/07 gab es für Eintracht Braunschweig kaum Gründe zum Jubeln. Der damalige Fußball-Zweitligist spielte über weite Strecken unansehnlichen Fußball, hatte einen aufgeblähten Kader und verschliss mehrere Trainer – also eigentlich so wie in dieser Saison. Für einen Höhepunkt sorgte aber Tobias Schweinsteiger. Der heutige Trainer des kommenden Gegners VfL Osnabrück trugt einst eine Spielzeit lang das blau-gelbe Trikot. Am Samstag (13 Uhr) kehrt er ins Eintracht-Stadion zurück.

Dort hatte der wuchtige Stürmer im Herbst 2006 für einen kleinen Hoffnungsschimmer gesorgt. Die Eintracht war schlecht gestartet. Aufstiegstrainer Michael Krüger musste den Verein verlassen. Sein Co-Trainer Willi Kronhardt übernahm für ein Spiel und siegte – vor allem dank Schweinsteiger.

Schweinsteiger erzielt zwei Tore für Eintracht Braunschweig gegen 1860

Der Bruder des Weltmeisters von 2014 traf doppelt in diesem Spiel gegen 1860 München. Unter Flutlicht ließ der damals vom VfB Lübeck nach Braunschweig gewechselte Tobias Schweinsteiger die Fans an der Hamburger Straße jubeln. „Das war eine Riesenerlösung“, kommentierte der zweifache Torschütze Schweinsteiger seine Treffer seinerzeit. Dass er damals als bekennender 1860-Fan ausgerechnet gegen seine bayerischen Kollegen zum Helden des Tages werden würde, hatte er sich sogar ein bisschen erträumt. „Ich bin schon einer, der vor so einem Spiel im Kopf ein paar Szenen durchspielt ...“

Kronhardt lobte: „Der Bengel hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet.“ Unsere Zeitung schrieb anno 2006: „Schweinsteiger sorgte von Beginn an für Unruhe, holte einen Freistoß nach dem anderen heraus, war an allen Schlüsselszenen der Partie beteiligt. So auch in der 54. Minute, als ihn Gregg Berhalter foulte und dafür völlig zu Recht die gelb-rote Karte kassierte.“

Ein Kopfball und ein Kontertor vom heutigen Trainer des VfL Osnabrück

Und so fielen die Tore: 80. Minute: Nach Eckenvariante köpft Schweinsteiger eine Flanke von Rodrigues als Aufsetzer ins Netz. 90. Minute: Rodrigues erläuft einen Steilpass, bedient frei vor dem Tor den mitgelaufenen Schweinsteiger, der verwandelt.

Am Ende der Saison stand dennoch der Abstieg. Schweinsteiger erzielte drei Tore und gab eine Vorlage, bevor er wieder ging. Das Kapitel Braunschweig war schwierig für ihn, auch wegen eines persönlichen Schicksalsschlages. An den Folgen eines Autounfalls, in den er verwickelt war, verstarb ein Mädchen. Ihn traf den Polizei-Ermittlungen zufolge keine Schuld. „Ich hatte in Braunschweig kein gutes Jahr“, sagte Schweinsteiger der Neuen Osnabrücker Zeitung vor der Partie. In diesem Sommer saß er als frisch gebackener Aufstiegstrainer im NDR-Sportclub und wurde noch einmal zum damaligen Unfall befragt. Das wirkte kontextlos und unsensibel von der Moderatorin. Dem 41-Jährigen standen die Tränen in den Augen.

Er spielte nach der Braunschweig-Zeit anschließend noch einmal für Lübeck, Unterhaching, Regensburg und den FC Bayern München II. 2013 beendete er seine Profi-Karriere. Seither ist er Trainer. Er coachte unter anderem den Nachwuchs des FC Bayern München, die FC Juniors in Österreich, er war Co-Trainer beim Hamburger SV und beim 1. FC Nürnberg. Seit Sommer 2022 ist er Cheftrainer beim VfL Osnabrück. Mit den Lila-Weißen stieg er auf Anhieb in die 2. Bundesliga auf. Obwohl es dort nicht läuft und das Team Vorletzter ist, sitzt Schweinsteiger fest im Sattel und genießt hohes Ansehen. Übrigens absolvierte er seinen Fußball-Lehrer-Lehrgang mit Eintracht Braunschweigs neuem Trainer Daniel Scherning.

Spiel Kompakt
Eintracht – 1860 München
Eintracht: Stuckmann - Holsing, Husterer, Jülich, Rodrigues - Siegert (46. Hauswald), Lieberknecht (76. Banecki), Brinkmann, Fuchs (46. Tauer) - Rische, Schweinsteiger.
München: Hofmann (29. Tschauner) - Burkhard, Berhalter, Hoffmann, Schäfer - Ziegenbein (82. Agostino), Schwarz, Baier, Milchraum - Vucicevic, di Salvo (76. Adler).
Schiedsrichter: Fandel (Kyllburg)
Zuschauer: 19 200
Tore: 1:0 Schweinsteiger (80.), 2:0 Schweinsteiger (90.).
Gelbe Karten: Husterer – Vucicevic, Hofmann.
Gelb-rote Karte: Berhalter (54./wiederholtes Foulspiel).