Braunschweig. Braunschweigs Basketballer verarbeiten ihre Crailsheimer Verlängerungs-Pleite in einem Mini-Trainingslager in Frankfurt und Gießen.

Was für ein ärgerlicher Abend für Braunschweigs Basketballer. Seine Spieler seien am Mittwoch total frustriert gewesen, hätten sich beim Essen im Wesentlichen angeschwiegen und seien mit hängenden Köpfen ins Bett gegangen, berichtete Trainer Frank Menz über die Nachwehen der 95:99 (86:86, 44:50)-Verlängerungspleite in Crailsheim.

Ausgerechnet beim bis dahin auf dem letzten Platz der BBL-Tabelle stehenden Aufsteiger endete die Erfolgsserie der Löwen. Und diese Niederlage war wegen schwer zu erklärender und schwer verdaulicher Aussetzer auch verdient.

Im Vorfeld hatten Coaches und Spieler viel davon geredet, nach dem Coup gegen Berlin, drei Tagen Pause und gutem Training wieder fokussiert und bereit zu sein, maximale Intensität und Aggressivität zu zeigen.Nur aufs Parkett bekamen sie ihr Vorhaben nicht und ließen stattdessen den Gegner sich munter zum Korb durchkombinieren.

Überheblichkeit nach neun Siegen aus zehn Spielen? „Definitiv nicht“, versichert Menz, seine Schützlinge seien richtig heiß und gut vorbereitet gewesen. Doch nachdem gleich individuelle Patzer der an diesem Tag indisponierten Joe Rahon und Scott Eatherton die Verteidigungsstrategie durchkreuzt hätten, habe sich eine Kettenreaktion von Fehlern ergeben.

Trotzdem war es unverständlich, wie nervös die zuletzt so unbeirrbar und selbstbewusst wirkenden Braunschweiger plötzlich agierten, wie schwach sie ihre Freiwürfe trafen, dadurch zwölf Punkte verschenkten, und was für haarsträubende Ballverluste sie sich in den letzten drei Minuten der regulären Spielzeit erlaubten, als sie sich trotz der drei verpatzten Auftaktviertel und 14 Punkten Rückstand (59:73, 30.) angesichts einer 83:81-Führung doch noch eine sehr gute Siegchance erkämpft hatten.

Dass keiner seiner sechs freiwerfenden Akteure alle Würfe traf und sich sein Team 19 Ballverluste leistete, fand Menz „verheerend“ und „absurd“. Er gestand aber auch ein, dass man die Verteidigung des Gegners, der 14 Ballgewinne verbuchte, nicht so stark erwartet habe.

Dabei war die Offensivausbeute gar nicht so schlecht. Shaquille Hines präsentierte sich wie schon gegen Berlin stark und schaffte ein Double--Double aus 10 Punkten und 11 Rebounds, für Rahon übernahm Bazou Koné den Spielaufbau mit seiner besten Saisonleistung aus 17 Punkten und 7 Vorlagen. So schafften die Löwen selbst ohne die übliche Sicherheit durch Stützpfeiler Eatherton 86 Punkte bei ordentlicher Trefferquote – genug für einen Sieg, wenn die Verteidigung funktioniert. Das war aber nicht der Fall. „Die Fehler haben früh das Selbstvertrauen angekratzt“, resümierte Menz. „Wir waren mental nicht stark genug.“

Da kommt das kleine „Trainingslager“ gerade recht, das die Löwen bis zur Partie in Gießen beziehen, um nicht zu viel Zeit durchs Busfahren zu vergeuden. Am Donnerstag ging es nach einem Regenerationstraining in Crailsheim nach Frankfurt, wo die Skyliners den Löwen ihr Trainingszentrum für eine Abendeinheit zur Verfügung stellten, und dann weiter ins Hotel nach Gießen. Dort absolvieren die Braunschweiger am Freitag zwei weitere Einheiten und die Videoanalyse.

Menz hofft, dass sein Team dabei ohne Folgeschäden durch die Niederlage schnell wieder in die Spur kommt und zur gewohnten Defensivstärke findet. Dann wäre der Ausrutscher abgehakt und zu verkraften. „Schließlich haben wir vorher zwei Monate lang fast kein schwaches Spiel gemacht“, sagt er. „Diese Konstanz war schon überraschend.“

Die Erfolgsfarben in dieser Zeit waren gelb und blau. Und so soll die weiße Trikot-Sonderkollektion als Symbol des Misserfolgs verschwinden, in der die Löwen am Mittwoch und zuvor im Pokal-Viertelfinale in Frankfurt verloren hatten. „Ich habe sie in Crailsheim gleich der Altkleidersammlung überlassen“, scherzte Menz. Am Samstag in Gießen wird wieder in Gelb gespielt – und nach der Niederlage auch wieder in der bevorzugten Außenseiterrolle.

Gießen 46ers –Löwen Braunschweig, Sonnabend, 18 Uhr, Sporthalle Ost.