Braunschweig. Eine schwache Defensivleistung der Braunschweiger Basketballer führt zur unnötigen, aber verdienten 94:99-Pleite in Crailsheim.

Irgendwann musste die schöne Siegesserie der Braunschweiger Basketballer ja mal reißen. Dass dies am Mittwochabend ausgerechnet beim Schlusslicht Crailsheims Merlins passierte, war allerdings bitter. Aber auch verdient! Die Löwen leisteten sich drei schwache Viertel mit indiskutabler Verteidigungsleistung, erkämpften mit einem starken vierten Durchgang dennoch eine Siegchance, verschenkten sie jedoch und verloren dann nach Verlängerung mit 94:99 (86:86, 44:50).

„Wir waren defensiv heute nicht auf dem Niveau auf dem wir bei den letzten neun Siegen aus zehn Spielen waren“, gab Topscorer DeAndre Lansdowne bei Telekomsport zu. „Das Spiel hat wieder mal gezeigt, dass man in dieser Liga nur gewinnen kann, wenn der Fokus stimmt und man absolut bereit ist.“

Das waren die Löwen offensichtlich nach den elf Tagen Pause nicht. Und so kassierten sie die erste Niederlage nach sechs Siegen, während die kampfstarken und spielintelligenten Gastgeber die rote Laterne abgeben durften.

Ihr Vorhaben, mit einem guten aggressiven Start die Euphorie des Gegners gleich im Keim zu ersticken, konnten die Löwen nicht umsetzen. Schon im Startviertel fanden sie keinen Zugriff auf die prima kombinierenden Crailsheimer, die sich immer wieder bis zum Korb durchzauberten und dort viel zu leichte Punkte machen durften.

Dennoch blieb das Spiel eng, da auch die Braunschweiger mit guter Trefferquote trafen. Im zweiten Abschnitt leisteten sie sich jedoch einen Vier-Minuten-Aussetzer mit wirren Angriffen und Ballverlusten und gerieten durch eine 0:13-Serie mit 27:37 ins Hintertreffen (14.). Die Löwen ließen geschehen, was sie unbedingt verhindern wollten: Der Außenseiter spielte sich in einen Rausch wurde vom euphorischen Publikum noch mehr beflügelt und traf aus allen Lagen.

Zwar glich das Team von Löwen-Trainer Frank Menz den Rückstand mit einem Dreier von Brayon Blake zum 37:37 schnell wieder aus. Doch die Verteidigungsprobleme gegen die schnellen Crailsheimer blieben. Das Schlusslicht erzielte gegen eine der besten Verteidigungsteams der Liga zur Halbzeit 50 Punkte – indiskutabel aus Löwen-Sicht.

Auch offensiv spielten die Braunschweiger nicht ihr gewohntes Spiel. Center Scott Eatherton wurde gut abgeschirmt und hatte einen schlechten Tag erwischt. Mehrfach glitt ihm der Ball durch die Hände. Die Löwen suchten andere Wege zu punkten und wirkten dabei oft zu hektisch. Im dritten Viertel besserte sich nichts. Crailsheim zog um 14 Punkte auf 73:59 weg.

Doch Menz hatte noch eine Idee fürs Schlussviertel, die die Wende brachte. Er ließ das Team in einer kleinen Aufstellung ohne Eatherton agieren. Und der starke Bazou Koné, Thomas Klepeisz, DeAndre Lansdowne, Chris Sengfelder und Shaquille Hines, der ganz groß aufdrehte, bogen mit ihrem Tempospiel das Geschehen tatsächlich um. Die Crailsheimer zeigten Nerven, trafen schlechter, verloren nun auch mal den Ball. Mit einem Dreier brachte Lansdowne die Braunschweiger, die nun auch beim Rebound ein klares Übergewicht erkämpften, drei Minuten vor dem Ende mit 83:81 in Führung.

Alles war möglich, doch die zuletzt gezeigte Kaltschnäuzigkeit besaßen die Löwen diesmal nicht. Beim Stand von 84:83 verloren der wieder eingewechselte Eatherton und dann Blake völlig unnötig den Ball. Klepeisz glich dennoch 30 Sekunden vor Schluss zum 86:86 aus und hatte 13 Sekunden vor dem Ende den Ballbesitz, der zum Sieg hätte führen können. Doch auch der Österreicher verlor die Kugel. Verlängerung.

Hier hatten die Gastgeber sich berappelt, ihr Tief durchschritten und drehten wieder auf.

Mit 19 Ballverlusten und 12 verschenkten Freiwürfen war es für die Löwen einfach der sprichwörtliche gebrauchte Tag. Die ungewohnten weißen Trikots, mit denen das Team auch schon im Pokal-Viertelfinale in Frankfurt verloren hatte, sollten die Verantwortlichen lieber erstmal wegschließen.

Löwen: Lansdowne 25 (45%, 6 Vorlagen, 5 Ballverluste), Kone 17 (56%, ⅔ Dreier, 7 Vorlagen, 4 Ballverluste), Blake 10 (57%, 5 Rebounds), Sengfelder 10 (40%, 8 Rebounds), Hines 10 (100% 2/2 Dreier, 11 Rebounds) Eatherton 10 (50%, 9 Rebounds, 4 Ballverluste), Klepeisz 9 (38%), Rahon 3 (3 Vorlagen), Nawrocki, Lagerpusch.