Braunschweig. Onur Bulut zeigt bei Eintracht sein großes Kämpferherz, obwohl er seit der Jugend unter Kreislaufproblemen leidet.

Im ersten Moment sahen die Bilder dramatisch aus. Onur Bulut war praktisch mit dem Schlusspfiff im Spiel gegen Jena in der Nähe der Mittellinie zu Boden gesackt, lag fast regungslos mit dem Rücken auf dem Rasen, um ihn herum bildete sich eine Traube von Mitspielern und Betreuern. Wenig später kam auch die Frau des Mittelfeldspielers von Fußball-Drittligist Eintracht Braunschweig hinzu. Sie hatte Tränen in den Augen.

Doch bald darauf gab es Entwarnung. Nach einigen Minuten war Bulut wieder auf den Beinen, feierte mit seinen Kollegen den 2:0-Heimerfolg gegen Jena. Für den 24-Jährigen sind solche Schwächeanfälle nichts Besonderes, bereits früher traten bei ihm häufig Kreislaufprobleme auf. „In der Jugend hatte ich solche Probleme eigentlich nach jedem Spiel. Aber seitdem ist das auch gut unter Kontrolle, weil ich genau untersucht worden bin, und die Ärzte nichts Gefährliches gefunden haben“, erklärt Bulut. Eintrachts medizinische Abteilung hat dennoch ein besonderes Augenmerk auf den Kämpfer von der Außenbahn. So war es auch bei seinen Ex-Klubs. „Ich bin in guten Händen“, sagt er. Da die Situation für ihn nichts Neues sei, misst er seinem Zusammenbruch nach dem Jena-Spiel auch keine besondere Bedeutung bei. „Ich war einfach fix und fertig, war in der Woche zuvor auch noch ein bisschen krank gewesen. Trotzdem habe im Spiel alles rausgehauen“, berichtet Bulut.

So sehr, dass er sich mit dem Schlusspfiff nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Seine Frau würde ähnliche Schwächeanfälle zwar von zu Hause kennen, trotzdem war sie in Alarmbereitschaft, als sie ihn am Boden liegen sah. „Die Situation ist für sie eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber im Stadion ist es dann halt doch was anderes, wenn sie nicht direkt bei mir ist und dann noch die anderen Leute um mich rumstehen sieht. Dann bekommt sie auch mal Panik“, sagt Bulut.

Trotz solcher Szenen würde er sich über seine regelmäßigen Kreislaufprobleme keine große Gedanken machen. „Wenn das so wäre, könnte ich ja nicht mehr Fußball spielen. Und die Ärzte haben mir gesagt, dass mir nichts passieren kann.“ Es ist wohl auch ein bisschen die kraftraubende Spielweise des Mittelfeldmannes, die zu den Schwächeanfällen führt. Bulut ist auf dem Platz ein Kämpfer, geht unglaublich weite Wege, reibt sich in Duellen auf. Sich vielleicht mal ein paar Minuten früher auswechseln zu lassen, ist für ihn aber keine Option. „Nur 99 Prozent zu geben, kommt für mich nicht infrage. Man hat ja gesehen, wie knapp es gegen Jena war, und da war ich am Ende auch noch an den beiden Toren beteiligt“, verweist Bulut auf die Schlussphase. Vor dem ersten Treffer schlug er die Flanke in den Strafraum, beim zweiten wirkte er am erfolgreichen Pressing mit. Deshalb lässt der Trainer ihn auch meistens bis zum Ende auf dem Platz, selbst wenn Bulut sich kaum noch auf den Beinen halten kann.