„Über Gerhard Schröder, den späteren Kanzler, machten sich Spitzel seitenweise Notizen über dessen Bierkonsum.“

Die Stasi war gefürchtet. Mit dem Ministerium für Staatssicherheit wollte man in Zeiten des Kalten Krieges besser nichts zu tun haben. Das galt auch für Westdeutschland. Besonders in Niedersachsen, das die längste Grenze zur damaligen DDR hatte, waren die Spitzel unterwegs.

Wahrscheinlich wurde die Macht der Stasi in Westdeutschland überschätzt. Das war lange Zeit der Fall. Von bis zu 30.000 Inoffiziellen Mitarbeitern in der Bundesrepublik gingen Historiker aus. Erst in den letzten Jahren zeigte sich: Es waren wohl nur zehn Prozent davon.

Doch nicht nur rein qualitativ wurde die Stasi maßlos überschätzt. Auch inhaltlich trugen die Schnüffler im Auftrag der DDR oft nicht viel Brisantes zusammen. Sie notierten zwar, was sie in die Hände bekamen. Das war aber oft sehr banal. Sie schickten Telefonbücher zur Stasi-Zentrale nach Ost-Berlin. Oder sammelten wie im Falle der Technischen Universität Braunschweig Postkarten und frei zugängliche Forschungsarbeiten. An geheime Dokumente kamen sie nicht. Von Industriespionage konnte keine Rede sein. Das zeigte die TU nun in einem selbst veröffentlichten Bericht.

Über Gerhard Schröder, den späteren Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Kanzler, machten sich Spitzel seitenweise Notizen über dessen Bierkonsum. Schröder selbst lacht darüber heute. Verharmlosen sollte man die Stasi nicht. Sie war für Verbrechen verantwortlich. Überschätzen sollte man sie aber auch nicht.