Der Digitalpakt kommt nun also doch.Und wie zu erwarten ertönen die Lobeshymnen auf den handlungsfähigen Föderalismus, angestimmt vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) ebenso wie vom CDU-Kollegen Armin Laschet aus Nordrhein-Westfalen. Sogar der Grüne Landesvater Winfried Kretschmann, der zuweilen wie der letzte Streiter gegen die drohende Selbstverzwergung der Bundesländer erscheint, konnte angesichts des Milliardenpakets nicht mehr Nein sagen.

Die allgemeine Erleichterung über die Einigung von Bund und Ländern ist verständlich.Wer wollte leugnen, dass Deutschlands Schulen nicht nur baulich, sondern auch EDV-technisch dringend zukunftsfest gemacht werden müssen. Schülern, Lehrern und Eltern mag es in der Tat egal sein, wer für Whiteboards und W-LAN, für Server und Clouds zahlt. Niedersachsens Unternehmerverbänden offenbar auch. Forscher Pragmatismus stößt allerdings bereits an seine Grenzen, wenn es darum geht, wie Lehren und Lernen mit digitalen Medien eigentlich aussehen soll. Die Chancen, etwa bei der Unterrichtsorganisation, sind zwar durchaus groß. Niedersachsens GEW aber warnt bereits vor Konzentrationsschwächen durch den Einsatz digitaler Endgeräte an Grundschulen. So oder so: Schlüssige Konzepte müssen her.

Der zweite Haken ist grundsätzlicher.Deutschland ist aus guten Gründen ein föderaler Staat, und Bildung ist Ländersache. Der Bund, in jeder Beziehung weit weg von den Schulen, wäre schon deshalb ein schlechter Lehrmeister - trotz der Nachteile, die der Bildungsföderalismus naturgemäß auch hat. Wie man es auch dreht und wendet: Mit seiner Milliardenspritze sitzt der Bund mit im digitalen Klassenzimmer. Wer so weitermacht, der braucht bald keine Länder mehr. Der Pakt, der Niedersachsen hunderte Millionen bringt, hat also seinen Preis.