Die Diskriminierung in der Gesellschaft reicht bis in ihre kleinste Keimzelle, die Familie.

Wunderbar, so ein Jubiläum: 100 Jahre Frauenwahlrecht, und viele, die im politischen Betrieb etwas zu sagen haben, melden sich wohlfeil zu Wort: Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) ermahnt Männer zu mehr Hausarbeit. Präsidentengattin Elke Büdenbender appelliert an die Frauen, mal im Kampf um die Macht „in den Ring“ zu steigen, Familienministerin Franziska Giffey (SPD) fordert Parität in den Parlamenten und SPD-Chefin Andrea Nahles erklärt schlicht: „Es ist noch viel zu tun.“ Zu dieser Erkenntnis zu kommen, ist nicht schwer. Frauen sind zwar vor dem Gesetz gleich. Doch in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft kann von Gleichberechtigung nicht die Rede sein. Der Frauenanteil in Aufsichtsräten steigt nur zäh durch den Druck der Quote, in Vorständen und Geschäftsführungen ist er aber lächerlich gering. Die Politik soll die Bevölkerung repräsentieren, aber der Frauenanteil im Bundestag ist bei der letzten Wahl auf 31 Prozent gesunken. Und die Gesellschaft? Die Diskriminierung reicht bis in ihre kleinste Keimzelle, die Familie, wenn etwa Eltern die beruflichen Erfolge ihrer Söhne höher werten als die der Töchter. In den Betrieben sind es meist Frauen, die ohne zu murren ihren Job machen, während Männer jede Gelegenheit nutzen, um sich zu präsentieren. Es ist wie zu Hause: Die tägliche Arbeit muss zwar getan werden, aber in der Langzeitbetrachtung verpufft sie. Wer sich nicht profiliert, gerät in Vergessenheit. Man kann von der Frauenquote halten, was man will. Eines aber ist nicht zu leugnen: Sie zwingt, bei der Besetzung von Posten genauer hinzugucken und sich nicht blenden zu lassen.

Denn klar ist: Politik braucht Nachwuchs, so wie jedes Unternehmen auch. An Quoten und paritätischen Postenbesetzungen geht wohl kein Weg vorbei. Wer das leugnet, sollte sich die Frage stellen, wie viel ihm die Frauenförderung wert ist.