„Aber selbst, wenn es genug Geld für die Förderung aller Schüler gäbe, eines kann Geld nicht: Die Eltern aus ihrer Pflicht entlassen.“

Der Schock sitzt tief – seit im Jahr 2001 mit der ersten Pisa-Studie, dem Programm zur internationalen Schülerbewertung, auch die Leistungen deutscher Schüler bekannt wurden. Deutschland, das Land der Dichter und Denker, ein Land der Mathematik-Versager und der allgemeinen Rechtschreibschwäche? Konnte das sein? Ja, denn Pisa war kein schiefer Turm mehr in Italien, sondern auf einmal ganz nah. Vertreten in der Schule nebenan – und mit den Namen Emma, Fynn-Luca, Kevin, Ali und Ayse. 2018 bestimmt noch immer Herkunft und Elternhaus den Bildungserfolg, wie es die aktuelle OECD-Studie zur Chancengerechtigkeit in der Bildung zeigt.

Was die Verantwortlichen nach so langer Zeit nicht verstanden haben, ist, den Bildungsmissstand vollständig zu beheben.

Die beste Medizin gegen schlechte Pisa-Diagnosen ist bekannt: Ganztagsschulen, motivierte Lehrer, gut ausgestattete Klassen, mehr finanzielle Mittel für die Bildung, für die Förderung von Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen.

Obwohl dies alles bekannt ist, fehlt es in Schulen am Grundlegenden: an Toilettenpapier, an funktionierenden Sanitäreinrichtungen. Es regnet durch das Dach, Kinder bekommen an heißen Tagen hitzefrei, weil die heißen Klassenräume das Lernen unmöglich machen. Solche Fakten zeigen: Die Pisa-Ergebnisse werden nicht wirklich ernst genommen. Sie belegen: Gerechte Bildungschancen in Deutschland sind laut heutigem Stand etwas für Träumer.

Wie schlimm sich diese Fahrlässigkeit beispielsweise auf den Arbeitsmarkt in Deutschland auswirkt, dem jetzt schon Fachkräfte fehlen, wird längst von den unterschiedlichen Interessengruppen beklagt. Aber selbst, wenn es genug Geld für die Förderung aller Schüler gäbe, eines kann Geld nicht: Die Eltern aus ihrer Pflicht entlassen. Deren Unterstützung ist entscheidend.