Hannover. Das Land bereitet sich auf das Ende der „Priorisierung“ vor. Drohen ein Ansturm und lange Wartezeiten?

Die Zahlen seien immer noch hoch, warnte Claudia Schröder vom Corona-Krisenstab am Dienstag angesichts einer landesweiten 7-Tage-Inzidenz von 24. Vor einem Jahr habe Niedersachsen „stabil unter 10 gelegen“, derzeit gebe es immer noch ein „virulentes Infektionsgeschehen“. „Wir müssen in den nächsten Wochen beim Feiern noch ein bisschen vorsichtig sein“, warnte auch Regierungssprecherin Anke Pörksen angesichts anhaltender Debatten um die neue Corona-Verordnung.

Im Mittelpunkt der Debatte steht weiter das Impfen. 185.000 Impfungen gab es laut Schröder in der vergangenen Woche in den Impfzentren, am Montag waren es rund 30 000. 3,3 Millionen Impfungen sind laut Schröder bislang in den Impfzentren erfolgt, 1,4 Millionen bei den niedergelassenen Ärzten. Während die sogenannte Grundlast für die Impfzentren mit rund 235 000 gelieferten Impfdosen pro Woche konstant bleiben soll, geht laut Schröder der Impfstoff für die Ärzte perspektivisch nach oben. Die Warteliste steige durch die derzeit weniger Erstimpfungen geringfügig an, sagte Schröder - auf 644 000.

Schüler-Gruppenimpfungen geplatzt

Doch dem Land steht der nächste Härtetest bevor. Am 7. Juni entfällt laut Schröder zunächst die Priorisierung der Impfgruppen für die niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte - diese sind dann laut Schröder nicht mehr an die Vorgaben gebunden. „Sie waren daran nicht so sehr gebunden wie die Länder“, sagte die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs. Wie lange die Priorisierung für die Impfzentren in Niedersachsen gelten soll, ließ Schröder offen - Gespräche mit den Kommunalen Spitzenverbänden laufen diese Woche. Erst am 31. Mai war die letzte Öffnung innerhalb der „Gruppe 3“ erfolgt. Die geplanten Gruppenimpfungen für Schulkinder in Niedersachsen war dagegen geplatzt - Kultusminister Grant Hendrik Tonne und Gesundheitsministerin Daniela Behrens (beide SPD) hatten in einer gemeinsamen Pressekonferenz bereits Termine und Konzeption verkündet. Die Impfungen sollten eigentlich vorwiegend über die mobilen Teams der Impfzentren erfolgen. Weil der dafür angekündigte Impfstoff vom Bund nun aber ins „niedergelassene System“ der Ärzte gehe, erfolge auch das Impfen über die Kinder- und Jugendärzte, hieß es am Dienstag.

„Am 7. Juni können sich alle um Termine bemühen, aber es werden nicht alle im Juni oder Juli schon die erste Impfung bekommen“, sagte Schröder. „Es wird sich bei manchen bis Ende August, vielleicht sogar noch Anfang September hinziehen, bis man tatsächlich das erste Mal geimpft wird“, so Schröder. Die angekündigten Impfstoffmengen reichten dafür aus. Auch Betriebsärzte seien ab dem 7. Juni an keine Priorisierung gebunden. Zwischen 5,5 und 6 Millionen Menschen in Niedersachsen - von 7,9 Millionen - seien schon in einer der Priorisierungsgruppen. Man habe auch vorher schon mit „überlappenden“ Priorisierungen gearbeitet. Die Warteliste werde in der Reihenfolge abarbeiten, wie sie vorliege.

Unterschiedliches Tempo

Das Land hat auch offenbar nichts dagegen, wenn Impfwillige „zweigleisig“ fahren - also sich sowohl im Impfzentrum als auch beim Arzt auf die Warteliste setzen lassen. Man möge dann nur bitte unbedingt die Termine absagen, sagt Sprecher Oliver Grimm vom Sozialministerium. Dies geschieht offenbar oft erst dann, wenn eine Einladung zum Impftermin kommt - nicht mehr benötigte Plätze auf der Warteliste werden offenbar oft nicht abgesagt. Beobachter auch auf Landesebene gehen davon aus, dass sich die Lage in den Arztpraxen mit dem 7. Juni noch einmal drastisch verschärfen wird. Ähnlich wie bei den Impfzentren ist auch die Lage bei den niedergelassenen Ärzten auf Kreis- und Stadtebene teilweise sehr unterschiedlich. Zum digitalen Impfquotenmonitoring heißt es auf den Webseiten des Robert-Koch-Instituts: „Es fließen außerdem (zusätzlich zu den Impfzentren, die Red.) die „aggregierten Impfdaten der niedergelassenen Ärzte ein, die täglich an die KBV übermittelt und von dort ebenfalls täglich vom RKI abgerufen werden.“ Dabei zeigt sich, dass im Verhältnis zur Einwohnerzahl die Region Hannover oder auch Osnabrück besser abschneiden als beispielsweise Braunschweig. Gab es weniger Impfstoff, machen weniger Praxen mit? Schon seit längerem wird beim Land darauf hingewiesen, dass die niedergelassenen Ärzte immer mehr ins Zentrum der Impfkampagne rücken sollen.

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Ministerin Behrens hatte sich aber auch für eine weiterhin starke Rolle der Impfzentren eingesetzt. Dies werde sie in der Gesundheitsministerkonferenz zur Sprache bringen. „Während die Impfstofflieferungen perspektivisch steigen, sieht der Bund bislang keine Erhöhung der Sockelliefermenge von 230.000 Dosen für die Impfzentren vor“, hatte die Ministerin Mitte Mai kritisiert. An dieser Ausgangssituation hat sich offenbar nichts geändert - Schröder sprach am Dienstag von Wochenlieferungen von rund 235 000 Impfdosen für die Impfzentren in Niedersachsen.

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